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■ Künstler interpretieren Filme: „Drei Fenster zum Hof“ im Acud

Daß das Acud neben einem Kino auch eine Galerie mit wechselnden Ausstellungen beherbergt, ist nichts Neues. Daß sich Kunst und Filme aufeinander beziehen, hingegen schon. An vier Wochenenden im August und September zeigt das Acud im Innenhof Filme aus vier Jahrzehnten, die von verschiedenen Künstlern interpretiert werden. Die Galerie wird durch ihre „Drei Fenster zum Hof“ zur Kino-Loge, aus der man doppelt rezipieren kann. Zum Auftakt des Projekts zum 100. Geburtstag des Kinos lieferten die Mädels von der „allgirls gallery“ am vergangenen Wochenende ihre Version der „Legende von Paul und Paula“.

Etwas unglücklich war diese Premiere, denn was den „allgirls“ zu dem Kultfilm der DDR einfiel, zeugt von einer geradezu fulminanten Unfähigkeit zur Abstraktion: Eine Wand voll roter Herzen und eine kopflose Rose, deren Blätter bedeutungsschwer am Boden liegen, sind wohl kaum das Ergebnis längerer Denkprozesse.

Gelungener scheint da Teil 2 der Aktion, der morgen beginnt: Ruudi Beier von der Soma-Galerie in Charlottenburg nähert sich Emir Kusturicas märchenhaftem „Arizona Dream“ per Türspion. Zwei davon wird er in die Mauer zwischen den Galerieräumen installieren und ihnen so für den Betrachter eine neue Optik geben. Doch so scheint es nur, denn man sieht nicht den Raum, sondern nur ein Dia von ihm, auf dem sich Besucher um ein Objekt scharen. „Ich schaffe subjektive Traumwelten, in denen die Leute den Bezug zu ihrem eigenen Standort verlieren“, sagt Beier. Das klingt so kryptisch, wie es ist, und paßt deswegen zu „Arizona Dream“.

Die Woche darauf zeigt das Acud den Evergreen „Brazil“, dessen Spiel zwischen Wirklichkeit und Wunsch Künstler der Galerie T & A mit Foto- und Videoinstallationen beizukommen suchen. Zumindest die Ankündigung von „Prinzen und zu rettenden Frauen, die als Puppen über fließende Stoffe stolpern“, klingt vielversprechend.

Abgeschlossen wird die Reihe mit Melvilles „Der eiskalte Engel“, in dem Alain Delon einen gehetzten Berufskiller gibt. Für Manfred Miersch, der den Film interpretieren wird, „ein Konstruktivist, der im Bewußtsein, das letztmögliche Bild zu schaffen, wie ein Samurai agiert.“ Oliver Gehrs

„Drei Fenster zum Hof“, Acud, Veteranenstraße 21, Mitte.

Fr.–So. „Arizona Dream“, interpretiert von Ruudi Beier; 25.–27.8. „Brazil“ interpretiert von David Maas, Jannis Kopsinis und Yu Hirai; 1.–3.9. „Der eiskalte Engel“ interpretiert von Manfred Miersch und Roland Eckelt. Film jeweils 22 Uhr, Ausstellungseröffnung jeweils Freitag, 21 Uhr. Sa. und So. geöffnet von 20–1 Uhr, Mo. und Di. 15–18 Uhr.

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