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■ Was ist neu?Breite Mattscheibe für Vatis Familie

Die Umsätze stagnieren. 1994 sind in der ganzen Welt 249 Milliarden Mark für Fernseher, Videorecorder und Hi-Fi-Geräte ausgegeben worden, spärliche 4 Milliarden mehr als 1993. Die Branche strengt sich mächtig an, um neue Kunden zu gewinnen – an die Kundinnen denkt sie dabei weniger. 758 Aussteller aus 30 Ländern sind nach Berlin gekommen, um vor allem Vati hochzurüsten. An ihn wendet sich schon die Sprache, in der die Messeneuheiten beschrieben sind. Die „PALplus- Box“, heißt es da beispielsweise, verdiene Interesse wegen des „SCART-Anschlusses VCR“, mit dessen Hilfe „Bilder im 16 : 9-Format“ von normalen Videorecordern aufgezeichnet werden können.

Breite Leinwand also. Das Beinahe-Quadrat der Mattscheibe, das die Bildsprache zahlloser Fernsehserien geprägt hat, soll dem Vorbild der Kinopaläste weichen, die eine einträgliche Renaissance erleben. Die Firma Schneider will das Familienvergnügen mit Laserstrahlen auf die Wohnzimmertapete projizieren. Diese tatsächlich neue Technik befindet sich noch im Experimentierstadium. Der flache Plasmabildschirm aus Japan dagegen ist auf das eher bescheidene Format von 60 x 38 Zentimeter begrenzt. Er benutzt eine Technik der Computer-Laptops für konventionelle Fernsehsendungen. Auch die Maus, mit der ein neues Autoradio bedient werden kann, ist dem Vorbild des PC nur nachempfunden. Der fortgeschrittenste Lautsprecher der Messe steuert seine Membran mit einem eingebauten Rechner an, danach aber ist die digitale Welt auch zu Ende. Menschliche Nerven sind mit binären Codes nicht zu reizen. Deswegen klingt ein anderer Lautsprecher besonders schön, dessen Membran in Streifen zerfetzt in einem Rahmen hängt.Niklaus Hablützel

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