: BORIS LURIE IM O-TON
BORIS LURIE IM O-TON:
„Ich bin auf eine deutschsprachige Schule in Riga gegangen (...) Aus diesem Grund ist Deutsch fast meine zweite Muttersprache, die Sprache Goethes, wie man sagt, und die Hitlers, obwohl ich Goethe leider nicht gelesen habe, doch von Hitler viel zu spüren bekam. Darum ist mir die deutsche Sprache so lieb. Trotz Hitler. Man kann Hitler und die ihm folgenden intelligenten Deutschen nicht negieren. Obgleich es doch nur ein kleiner Zeitraum war, kann man nicht allgemein sagen, es hätte ja nur 12 Jahre gedauert. Dieser Zeitraum war doch ausschlaggebend! Was für unglaubliche Geschichten da passiert waren! Das ist hauptsächlich das Problem der Deutschen! (...) Und die Juden, die nun als die historischen „Gewinner“ angesehen werden, die alles überlebten, und dies auch selber glauben? (...) Sie sind Verlierer im Holocaust (die „Klugen und Geschickten!“), trotz der scheinbar siegreich-heldenhaften Kriegsführung der Israelis (die nun das Land an die Araber verschenken), trotz des ökonomischen Aufschwungs der amerikanischen Juden in selbstmörderischer Assimilation. Was mir im Blut steckt, ist die baltendeutsche Sprache (...) Sie ist in meinem deutschen (russisch- jüdischen) Blutkreislauf. Deshalb bekomme ich jetzt solch einen „Kick“, nun in meinem Himmeldeutsch zu schreiben! Wartet nur ab, bis ich im entkleideten Reichstag auf Deutsch, dann neben meinem guten Onkel Hitler, Reden halte.“ (Katalogtext, 1995)
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