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Die Bremer Kinotaz... ...alle Filme, alle Termine

A

Amazonia - Voces da Floresta USA/Brasilien 1990, R: Glenn Switkes, Rosaines Aguirre

Dokumentarfilm über die Bewohner des Regenwaldes im Amazonas. In drei Teilen werden zuerst die Indianer, dann die Kautschuckzapfer und schließlich die Siedler vorgestellt. Zum Soundtrack des brasilianischen Jazzmusikers Egberto Gismonti zeigt der Film eine Urwelt, die „durch Dummheit und Habgier zerstört wird.“ Kino 46

Apollo 13 USA 1995, R: Ron Howard, D: Tom Hanks, Bill Paxton, Kevon Bacon

„ Was diese Geschehnisse so packende macht, ist das menschliche Element: die Art wie es den Menschen gelingt, sich zu kontrollieren, wie sie improviseieren, die Tatsachem das sie niemals aufgaben und die Art in der sie ganz uneigennützig zusammenarbeiteten. Ein Satz des Schriftstellers William Dean Howell erklärt den phänomenalen Erfolg des Films in den USA: Was das amerikanische Publikum will, ist eine Tragödie mit einem glücklichen Ende.“ (Observer) Ufa-Palast, UT-Kinocenter

Assassins – Die Killer USA 1995, R: Richard Donner, D: Antonio Banderas, Sylvester Stallone, Julianne Moore

„Was passiert, wenn sich zwei Auftragskiller in die Quere kommen, zeigt Richard Donners Actionthriller auf ebenso konstruierte wie rasante Weise. Eine detaillierte Nacherzählung der Story wäre unsinnig; sie ist verworren und dient letzlich auch nur für aufwendige Stunts und pulstreibende Spannungsmomente. So ist „Assassins“ trotz zahlreicher Ungereimtheiten sehr wohl gelungen. Sylvester Stallone mimt den müden Menschenjäger glaubhaft, Antonio Banderas ist als Psychopath zum Fürchten realistisch und der Film ist ein zweistündiger Showdown, der nicht einen Moment langweilt. Auch –ne Kunst.“ (TV-Spielfilm) UFA-Stern, UT-Kinocenter

The Avengers - Mit Schirm, Charme und Melone England 1961 - 1969 / Originalfassungen

Jeweils zwei Folgen der TV-Serie mit Patrick Macnee und den wechselnden Partnerinnen Dianna Rick und Linda Thorson vom Videobeamer Kino 46

B

Die Biene Maja Japan/Österreich 1977, R: Marty Murphy

Einige Episoden aus der erfolgreichen Fernsehserie mit Maja, dem dicken Willy und vielen Käfern. Natürlich schmettert Karel Gott seine große Maja-Arie als Titelsong. Atlantis

Biester Frankreich 1995, R: Claude Chabrol, D: Isabelle Huppert, Sandrine Bonnaire

„Zwei Frauen stehen im Mittelpunkt dieses subtilen Thrillers. So still und hintergründig wie die Haushälterin Sophie schleicht sich das Unheil an die Familie Lelievre heran. Sie arbeitet zuverlässig und ebenso mechanisch wie ein Uhrwerk; daß sie weder Post noch Besuch empfängt, erscheint den Herrschaften zwar seltsam, stört sie jedoch nicht. Als Sophie aber die Postbeamtin Jeanne kennenlernt, beginnt sie sich zu verändern. Beide Frauen haben eine dunkle Vergangenheit und sie werden zu Verbündeten, die nach dem Rausschmiß Sophies auf grausame Rache sinnen. „In einer Männer-Welt wie der unseren sind Frauen Opfer. Eine Frau an sich ist bereits ein Filmthema.“ sagt Chabrol, und neben der Verkörperung der beiden Frauen durch Sandrine Bonnaire und Isabelle Hupppert ist es sicher dieser Überzeugung zu verdanken, daß Altmeister Chabrol mit diesem Film überzeugt.“ (Judith Lewis) Atlantis, City und Casablanca (OL),

Braveheart USA 1995, R: Mel Gibson, D: Mel Gibson, Sophie Marceau

„Mel Gibsons brilliante Idee ist es, die epischen Qualitäten des Stoffen voll auszuspielen (tragische Romanze, übermenschlicher Heldenmut, verschwenderische Aufnahmen und Tausende von Statisten) und all dem einen schwungvollen, zeitgenößischen Kick zu geben. „Braveheart“ ist auch ein explosiver Actionfilm. So sollte man ihn erst garnicht mit dem farblosen „Rob Roy“ vergleichen, sondern mit „Stirb Langsam“ (New York Times) Ufa-Palast und Lindenhof

Die Brücken am Fluss USA 1995, R: Clint Eastwood, D: Clint Eastwood, Meryl Streep

„Lange hat es in Eastwoods Welt überhaupt nur Platz für Männer gegeben. Darum ist sein neuer Film, eine auf den ersten Blick ebenso unauffällige wie unaufwendige Romanze, in Wahrheit die größte Herausforderung, der er sich je in seiner Karriere gestellt hat. „Die Brücken am Fluß“ ist Eastwoods endgültiger Bruch mit dem Traum vom unverwundbaren Tough Guy. Und mehr als das: hier hat der Regisseur tatsächlich seinen ersten Frauenfilm gedreht. Ein altmodisches Kammerspiel, einen Film, der nicht mehr als eine einfache Geschichte von zwei Menschen erzählen will. Denn die Welt der Menschen, das hat Eastwood irgendwann begriffen, ist viel aufregender als die Welt der Mythen. Wahre Helden sterben alt.“ (Der Spiegel) UT-Kinocenter, Ufa-Stern

C

Casper USA 1995, R: Brad Silberling, D: Christina Ricci, Eric Idle

„Casper ist ein Mischmasch aus Live-Action und Animation, ein morphologisch extravagantes Märchen mit all den ausgefallenen Tricks, die in „Jurassic Park“ und „Roger Rabbit“ entwickelt wurden. Dennoch ist dieser synthetische Kinderfilm nicht ohne Charme: Er ist so schön kurzlebig wie eine Seifenblase, so süß und wunderbar wie eine riesige Portion Zuckerwatte.“ (epd-Film) UT-Kinocenter

Clueless – was sonst USA 1995, R: Amy Heckerling, D: Alicia Silverstone, Stacey Dash

„Der Film spielt in Beverly Hills, unter den reichen und superreichen Kinder. Er kritisiert diesen Reichtum nicht, und er verhöhnt auch nicht jene Teenager, die in den ärmeren Vierteln wohnen und auf ein paar Jeans lange sparen müßen. Eine Provokation fürs erwachsene Publikum - und für kritische Geister ein kleiner Skandal: Der Film ist oberflächlich und schämt sich nicht dafür. Die Kamera erliegt den gleichen Verführungen wie die jugendlichen Helden. Die Inszenierung feiert den Schimmer teurer Kleider, den Glanz polierter Schuhe, und für schöne Gesichter hat sie ohnehin einen Sinn. In „Clueless“ sehen Chanel-Kostüme so unschuldig aus wie selten zuvor, und auch für deren Trägerinnen gilt, bis zum Beweis des Gegenteils, die Unschuldsvermutung.“ (Der Spiegel) Ufa-Palast, UT-Kinocenter

Cold Blooded USA 1994, R: Wally Wolodarsky, D: Jason Priestly, Kimberley Williams

Was könnte pasieren, wenn sich Forrest Gump in einen Film von Quentin Tarantinao verirren würde ? Auf der immer schwieriger werdenden Suche nach neuen und unerwarteten Genremischungen muß sich Drehbuchautor und Regisseur Wallace Wolodarsky diese Frage gestellt haben. Und dann kam er auf die Idee vom reinen Toren, der sein Talent als bezahlter Killer entdeckt. Mit diesem Hybriden gelang es ihm in seinem Debütfilm zwei der gerade in Hollywood gewinnträchtigsten Stilrichtungen zu verbinden: die Komödien mit dumm und dümmeren Helden und die kaltschnäuzigen Gangsterfilme, in denen die Gewaltszenen so überzogen inszeniert werden, daß sie eher zum Lachen als zum Gruseln reizen. Und die Mischung funktioniert erstaunlich gut. (hip) Filmstudio

E

Eine kurze Geschichte der Zeit England 1991, R: Errol Morris, D: Stephen Hawking

Er ist nicht unbedingt der brillanteste Wissenschaftler unserer Zeit, aber durch die Umstände seiner Krankheit entspricht Stephen Hawking im Rollstuhl und mit seiner durch einen Synthesizer erzeugten Computerstimme perfekt den romantischen Vorstellungen eines Genies, das sich durch die Schwächen des Körpers nicht von seinen geistigen Höhenflügen abhalten läßt. In einer der letzten Folgen der TV-Serie „Raumschiff Enterprise“ spielt er sich selber neben Schauspielern, die Einstein und Da Vinci verkörpern sollen. Aber schon bevor er so entgültig zum Star vor der Kamera und gleichzeitig in den Olymp der Genies befördert wurde, konnte man ihn 83 Minuten lang in diesem Dokumentarfilm bewundern. Unterlegt mit einer gebührend spacigen Musik von Philip Glass erzählt Hawkins hier seine Lebensgeschichte. Und er stellt (immerhin noch halbwegs verständlich) seine Haupttheorien zu Raum und Zeit vor, mit denen Hawking sehr erfolgreich versucht, Science und Science-Fiction zu verbinden. (hip) Gondel

Emma Peel Nacht England 1961-1969

Sechs Folgen der TV-Serie „Mit Schirme, Charme und Melone“ vom Videobeamer Modernes

F

Eine Frau für zwei Frankreich 1995, R: Josiane Balasko, D: Victoria Abril, Josiane Balasko

„Altbekannte Story mit Clou: er betrügt sie mit allem, was einen Rock trägt. Sie zahlt es ihm heim - und beginnt eine Affäre mit einer außergewöhnlichen Frau. „In erster Linie wollte ich eine Geschichte über die Liebe(n) erzählen“, sagt Regisseurin Josiana Balasko, die auch die Rolle der Liebhaberin spielt. Ungewöhnliche Dreieckskomödie aus Frankreich.“ (TV-Spielfilm) Atelier

Free Willy 2 USA 1995, R: Dwight Little, D: Jason James Richter

„Während „Free Willy“ ein Überraschungshit des Jahres 93 war, verspricht die Fortsetzung nur ein Erfolg für Leute zu werden, die gerne im Kino schlafen. Dabei haben die Filmemacher extra eine Reihe von Moby-Muppets entwickelt, die Willies freilebende Familie darstellen sollen. Dennoch wirkt „Free Willy“ bläßlich, wie „Flippper“ mit Planktonausschlag.“ (Worldpremiere) City, UT-Kino

French Kiss USA 1995, R: Lawrence Kasdan, D: Meg Ryan, Kevin Kline

„French Kiss“ ein guter, spannender und schöner Film. Kasdan stellt sowohl mit Meg Ryan wie mit Kevin Kline immer wieder Momente der Nähe, der genau ausbalancierten Intimität her, worin die genrehaft vorgezeichneten Umrisse der Figuren weit überstrahlt werden. So zeigt Kasdan die komödiantische Kunst der Verwandlung.“ (epd-Film) , Ufa-Stern und UT-Kino /Originalfassung im UFA-Palast

H

Hass Frankreich 1995, R: Mathieu Kassowitz, D: Vincent Cassell

„Vinz und seine Freunde Hub und Said leben in einem trostlosen Pariser Vorort. Die drei streifen durch „ihre“ cite, die sich nach einer verheerenden Schlacht mit der Polizei im Belagerungszustand befindet. Der in dokumentarischem Schwarzweiß gedreht erste Spielfilm von Mathieu Kassowitz erzählt ausgewogen und um Authentizität bemüht von dem aussichtslosen Versuch dreier junger Männer, in einer erbarmungslosen Welt ihre Würde zu behalten. Am Schluß erzählt Hub noch einmal den Witz vom Mann, der vom Hochhaus fällt, und wir begreifen, daß er damit das Lebensgefühl einer ganzen Generation beschrieben hat.“ (Otto Lose) Schauburg

I

Irgendwie nichts Besonderes... Bremen 1995, R: Silke Knäblein /Zutritt nur für Frauen

Bremer Kurzfilm (41 Minuten) über Motorradfahrerinnen, die in Interviews von persönlichen Motiven und dem heiklen Bereich der Motorradtechnik berichten. Wollen Frauen sowieso nur können, was Männer machen? Übernehmen sie „männliche Werte“ oder suchen und etablieren sie beim Motoradfahren etwas feministisch Neues? Kino 46

J

Jose -Retter des Regenwaldes Deutschland/Costa Rica 1991, R: Karl Schedereit, D: Herbert Trujillo

Kinderfilm über den 13 Jahre alten Jose, der in einem Dorf in Costa Rica lebt und sieht, wie die Holzfäller mit riesigen Maschinen den Regenwald abholzen. Nach einem Umzug in die Stadt träumt er davon, später einmal in den Wald zurückzukehren, und dort gegen die Zerstörung der Natur zu kämpfen. Kino 46

Jud Süß Deutschland 1940, R: Veit Harlan, D: Ferdinand Marian, Heinrich George, Werner Krauß

„Der berüchtigste, meistzitierte und vermutlich auch folgenreichste Propagandafilm des „Dritte Reiches“. Vor 1945 wurde er SS-Kommandos vor Einsätzen gegen Juden geeigt; nach dem Krieg machte man mit seiner Hilfe im Nahen Osten Propaganda gegen Israel. In Westdeutschland machte man Harlan wegen dieses Films den Prozeß. Er endete mit einem Freispruch, weil bis heute nicht eindeutig geklärt werden konnte, ob und mit welchem Nachdruck man Harlan zu dieser Inszenierung gezwungen, wer Veränderungen des Drehbuchs und Schnitte im Film veranlaßt hatte. Ganz klar wurde nur, daß dieser Film initiiert wurde, um im deutschen Volk Haß und Abscheu gegen die Juden zu wecken oder zu stärken. Dafür opferte man, was in Kostümfilmen nicht eben selten ist, die historische Genauigkeit. Aber hier dient jede Veränderung dazu, den Joseph Süß-Oppenheimer zum allglatten Weltverschwörer zu stilisieren. So, wie dieser Film ganz der Propaganda dienen sollte, lebt er auch ganz aus ihr. Die formale Gestaltung zielt raffiniert auf den Gefühlsappell - mit meist recht grobschlächtigen Kontrasten und eindrucksvollen darstellerischen Leistungen, wobei allerdings vor allem die „Bösewichter“ überzeugen.“ (Reclams Filmführer) Kino46

Der Junge (Shonen) Japan 1969, R: Nagisa Oshima /Originalfassung mit Untertiteln

„Die äußeren Fakten der Geschichte stammen aus der Zeitung: Ein Kriegsverletzter zwang seine zweite Frau und später seinen Sohn, sich im richtigen Moment vor Autos zu werfen. Er kam dann als quasi unbeteiligter Zeuge hinzu, begutachtete die Verletzungen und überredete die meist verstörten Fahrer, die Sache mit einem Schmerzensgeld zu regeln, ohne die Polizei einzuschalten. Doch nach einer gewissen Zeit kam ihm die Polizei auf die Sur, die Familie wurde verhaftet. Die Geschichte, so erzählt, ist nichts als der Bericht über einen Ganoventrick unter Tausenden; ein Stück abartige Wirklichkeit. Oshima entwickelt aus diesem einfachen Vorfall eine Charakteristik des modernen Japans, ein Bild, in dem man die Inhumanität eines beispiellos „verwestlichen“ Landes erkennt. Die kleine Zeitungsnotiz bekommt die Dimension einer Odyssee, erzählt aus der Perspektive des Jungen.“ (Süddeutsche Zeitung) Kino 46

K

Kids USA 1995, R: Larry Clark, D: Leo Fitzpatrick, Justin Pierce

„Ein hinterlistig freundlicher Titel für einen schockierenden Film:“Kids“ beschreibt 24 Stunden aus dem Leben einer Gruppe von New Yorker Teenagern. Unter ihnen ist Jennie, die erfährt, daß sie HIV-positiv ist und sich auf die Suche nach dem 17jährigen Telly macht, der sie vermutlich angesteckt hat. Unterdessen setzt Telly seine Eroberungen fort - Jungfrauen zu verführen, ist für ihn eine Art Sport. Underground-Fotograf Larry Clark hat seinen Film mit Darstellern aus der Skateboard-Szene von Manhattan nach dem Drehbuch eines 19jährigen realisiert. Sein Film ist so authentisch und kenntnisreich geschrieben wie hinreißend gespielt und fotografiert. Ein Happy-End ist im Preis freilich nicht inbegriffen.“ (tip) UFA-Palst, UT-Kinocenter

King George - ein Königreich für mehr Verstand Großbritannien/USA 1994, R: Nicholas Hytner, D: Nigel Hawthorne, Helen Mirren

Der König ist gaga - es lebe der König ! So lautet das Motto dieser historischen Komödie, die von der zeitweisen geistigen Umnachtung des Königs George III (1738 - 1820) erzählt. Seine unberechenbaren Stimmungsumschwünge und obzönen Angriffe auf Hofdamen stürzen den Staat in eine Krise, der Prince of Wales macht sich schon Hoffnungen auf den Thron und nur durch eine radikale Roßkur, die ihm ein puritanischer Arzt aufzwingt, kommt der König wieder zu seinen Sinnen. Diese elegante und aufwendige Adaption eines Theaterstücks von Alan Bennett ist gefüllt mit hochironischen Anspielungen auf die Zustände im britischen Königshaus von heute, aber trotz all des klugen Spottes ist und bleibt der König immer auch der Held der Geschichte. Auch bei den tollwütigsten Anfällen verliert er nie die Würde und unsere Sympathie, denn Nigel Hawthorne spielt ihn so menschlich, das er immer mehr Opfer als Despot bleibt. (hip) Schauburg

L

Ludwig van B. USA 1994, Bernhard Rose, D: Gary Oldman, Isabella Rosselini

„Gerade als man dachte, die Leben der großen Komponisten wären jetzt endgültig aus den Kinosälen verbannt, kommt prompt Bernhard Roses leidenschaftliches Beethoven-Portrait um zu beweisen, daß immernoch Zelluloid-Leben in alter Musik ist. Zusammengehalten durch Oldmans unbändiges Portrait des schlecht gelaunten Genius, handelt der Film vom Geheimiss des Testaments des großen Komponisten, und bietet dabei eine recht zufällig wirkende Lebensgeschichte, eine klug ausgewählte „Greatest Hits Selection“, und eine vielleicht allzu ehrfurchtsvolle Darstellung des kreativen Schöpfungsprozesses. “ (Time Out) City

M

M - eine Stadt sucht einen Mörder Deutschland 1931, R: Fritz Lang, D: Peter Lorre

„Langs erster Tonfilm besticht durch visuelle Kraft, Tempo, Brillanz an der Oberfläche und einem Sinn fürs Detail. Vorallendingen gibt es da aber diesen kleinen fetten Mann, der in seiner unbequemen Kleidung schwitzt und auf einer Menschenjagd zur Strecke gebracht wird. Ein Psychopath, der kleine Mädchen umbringt und von Peter Lorre mit dem Funken des Genies gespielt wird. Es ist Lorres Triumpf, daß er uns das entsetztze, leidende menschliche Wesen, das morden muß, sehen läßt. Der Film basiert auf dem realen Fall eines Mörders in Düsseldorf: die Polizei störte bei ihrer Jagd nach dem Massenmörder die anderen Kriminellen der Stadt bei ihren Geschäften, und so organisierte auch die Unterwelt eine Suche nach ihm. Lang verwandelt den Film in einen melodramatischen Thriller, indem er sich auf diese beiden sich überschneidenden Menschenjagden konzentriert. Die Struktur ist so mechanisch, daß sie beinahe schon trivial ist, aber an Lorres Darstellung ist nichts Leichtfertiges: Von den Verbrechern gefangen schreit er „Ich kann doch nicht anders!“ Unsere Identifikation mit ihm als Psychopath ist so vollständig, daß man kaum glauben mag, daß er, während er am Tage vor Langs Kameras stand, in den Nächten als Komödiant in einer Farce spielte.“ (Pauline Kael) Kino 46

Max & Moritz - die Trickfilmparade Deutschland 1960, R: John Halas, Erzähler: Heinz Rühmann, Theo Lingen

„Episoden aus Geschichten von Wilhelm Busch, mit den berühmten Streichen von Max und Moritz im Mittelpunkt. Ein nicht sonderlich origineller Zeichentrickfilm , der die Phantasientfaltung jugendlicher Zuschauer durch die überzogene Erzählweise von Heinz Rühmann und Theo Lingen nicht gerade fördert.“ (Rowohlt Film Lexikon) Gondel

Mein Herz ist eine Flasche Südkorea/Deutschland 1994, R: Hyun-Sook Song

„Eine Südkoreanerin, die vor vielen Jahren als Krankenschwester nach Deutschland kam, kehrt nach dem Tod ihres Bruders in ihr Heimatdorf zurück und folgt dort den schamanischen Zeremonien ihrer Kindheit. Der Film läßt uns teilhaben an der rituellen Auflösung von Gram und Groll und an der Initiation in einen alten Ritus, wie er - trotz der raschen Industrialisierung - in Südkorea auf dem Lande immer noch vollzogen wird.“ (Katalog, Nordische Filmtage Lübeck) Kino 46

N

Das Netz USA 1995, R: Irvin Winkler, D: Sandra Bullock, Jeremy Northam

„Wie kann man beweisen, daß man existiert, wenn die Computer das Gegenteil behaupten ? Diese paranoide Fantasie ist so stark, daß sie „Das Netz“ zu einem erfreulich beängstigenden Thriller macht, obwohl Irvin Winkler zu der „nichts kann zu offensichtlich sein“-Schule der Filmregisseure zählt.“ (New York Times) Ufa-Stern, UT-Kinocenter und Casablanca (OL)

P

The Power of Love USA 1995, R: Lasse Hallström, D: Julia Roberts, Dennis Quaid

„In „Something To Talk About“ (was, wenn man dem Verleih glauben darf, zu deutsch soviel heißt wie „Power of Love“) unternimmt ein Mann den Versuch, ein Gespräch mit seiner Ehefrau zu führen. Am Vortag hat sie herausgefunden, daß er sie betrügt, und ist anschließend zu ihrer Schwester gezogen. Als er nun an die Tür klopft, instruiert sie die Schwester, ihn für eine Weile zu beschäftigen und versteckt sich im Bad. Die Schwester gehorcht auf ihre Weise: Zur Begrüßung rammt sie dem Treulosen mit voller Wucht das Knie zwischen die Beine, so daß der Mann auf der Stelle zusammenbricht und benommen liegenbleibt. Der Racheakt wirkt hier überzogen und unglaubwürdig, er taugt bestenfalls als plumper Gag. Leider trotzt der Film vor solchen Momenten, und immer hat es den Anschein, als seinen die Frauen drauf und dran, es den Männern mit ähnlich rabiaten Mitteln heimzuzahlen wie Thelma und Louise in der Wüste.“ (epd-Film) Europa, Ufa- Palast

R

Rendez-Vous in Paris Frankreich 1994, R: Eric Rohmer, D: Clara Bellar, Antoine Basler

„Es gibt eine Virtuosität des Flirtens, von der man sich in Deutschland keinen Begriff macht, und eine Art und Weise, es darzustellen, die hier fremd ist wie China. Immer noch verhält sich eine Szene von Rohmer zur deutschen Szene wie ein Souffle zu einem Schaumgebäck. Das hat bekanntlich historische Gründe. Erst mit dem Weggang von Lubitsch und Ophüls kam dem deutschen Kino die Anmut anhanden. Es hat sie seitdem nicht wiedergefunden. Am Ende dieses Filmes steht, worum es von Anfang an geht. Was, ist selbstverständlich unsagbar. Anmut ist schließlich auch nur ein Wort“ (taz) Gondel

S

Santa Clause – eine schöne Bescherung USA 1995, R: John Pasquin , D: Tim Allen

„Da haben wir nun durch jahrelanges eifriges Kinogucken gelernt, daß in Amerika der Weihnachtsmann Santa Claus heißt. Warum aber, bitte schön, schreibt sich dieser in John Pasquins übrigens äußerst vergnüglicher Komödie hinten mit einem „e“ ? Englischlektion 293: weil „clause“ soviel wie Vertragsklausel heißt. Und weil es in der Story des von Frau und Kind getrennt lebenden Vaters Scott eben um beidens geht. Den Weihnachtsmann und einen Vertrag. Um genau zu sein, den Weihnachtsmann-Vertrag. Der tritt nämlich in Kraft, wenn ein Sterblicher das Outfit des originalen Santa Claus anzieht. Was Solo-Papi Scott tut, als der amtliche Bartträger am Weihnachtsabend vom Dach fällt. Kaum hat er die rote Zipfelmütze übergestülpt, findet er sich auch schon am Nordpol wieder.“ (Silke Schütze) UT-Kinocenter

Schlafes Bruder Deutschland 1995, R: Joseph Vilsmaier, D: Andre Eisermann, Ben Becker

„Der Debütroman des literarischen Außenseiters Robert Schneider kommt in der Verfilmung von Joseph Vilsmaier als barockes Bilderpanorama daher. Die Geschichte spielt an der Schwelle zum 19. Jahrhundert in einem vorarlbergischen Gebirgsdorf und erzählt vom Bastard Johannes, der vom örtlichen Pfarrer oder, wie der Aberglaube es will, vom Teufel direkt gezeugt wurde. Die raue Berglandschaft als grandiose Kulisse, die sakrale Musikuntermalung sowie die sorgfältig besetzte Dorfbevölkerung aus tumben Bauern, alten Vetteln und durch Inzest degeneriertem Nachwuchs schaffen eine düstere Athmosphäre. „Schlafes Bruder“ hat das Zeug, der „Heimat“-Film der 90er Jahre zu werden.“ (TV-Spielfilm) Schauburg und Casablanca (OL)

Schneller als der Tod USA 1995, R: Sam Raimi, D: Sharon Stone, Gene Hackman

„Sam Raimis „The Quick and the Dead“ wird nicht nach jedermans Geschmack sein, aber mir gefällt er. Dies ist ein stilisierter allegorischer Western im barockem italienischen Stil. Die Produzentin des Films Sharon Stone macht erstaunlich viel Eindruck als revolverzücktende Heldin: eine Frau ohne Namen, die in Redemption, Arizona reitet, während in dieser höllischen Gemeinde gerade der jährliche (und tötliche) Wettbewerb im Schnellziehen abgehalten wird. Sie will den Tod ihres Vaters rächen, der von John Herod (Gene Hackman) erschoßen wurde, einem lächelnden Sadisten mit einer diamantenen Anstecknadel in Form eines Hufeisens, dem der ganze Ort gehört. Voller visuellem und verbalem Witz ist Raimis Film alles andere als ein Anti-Western. Ein ehemaliger Revolverheld hat in ihrem Film zwar als Priester aller Gewalt abgeschworen, aber die Filmemacher nicht. Sie lieben das Genre.“ (Philip French) UFA-Stern

Smoke USA 1994, R: Wayne Wang, D: William Hurt, Harvey Keitel

„Harvey Keitel ist Auggie Wren: ein ruhender Pol, fast ein Philosoph, ein Weiser, in jedem Fall ein Geschichtererzähler, bei dem sich der Schriftsteller Paul Benjamin (William Hurt) nicht nur seine Zigarillos, sondern auch Stoff für seine Stories beschafft. In Brooklyn, Ecke Third Street und Seventh Avenue, haben Wayne Wang und Drehbuchautor Paul Auster ihm in „Smoke“ einen Zigarrenladen eingerichtet, ein „Heim“ geschaffen. Der geheime Zauber und die Wahrhaftigkeit des Films haben damit zu tun, daß die Figuren, sosehr sie auch ihre Schuld und Trauer empfinden, gerade nicht in einer Sphäre von Anklage und Selbstmitleid versinken. Gegen Schluß des Films mußte ich immer öfter daran denken, daß „Smoke“ eigentlich die ideale Geschichte für Wim Wenders wäre. Aber die Figuren in „Smoke“ haben eine dramatische Dichte, die Wenders Figuren selten erreichen, und vor allem haben sie eine selbstverständlichere Kraft, dem Bann der Selbstbetrauerung zu entkommen.“ (epd-film) Schauburg, Casablanca (OL) und Gondel

Species USA 1995, R: Roger Donaldson, D: Ben Kingsley, Michael Madsen

„Die Kreatur, um die sich alles in diesem Film dreht, ist das Ergebniss von einem dieser gewagten wissenschaftliche Experimente, die im Kino ja regelmäßig schiefgehen. Menschliche DNA wurde hier mit außerirdischer DNA vermischt, die von einem scheinbar friedlichem Planeten heruntergebeamt wurde. Die neue Lebensform namens Sil hat von ihren irdischen Genen den Körper und das Gesicht eines Supermodels ererbt. Das tödliche Tentakel, das aus ihrem Mund herausschnellt und menschliche Kehlen zerreißt, stammt dagegen von der außerirdischen Seite der Familie. Die Wissenschaftler und ein Team von Experten verfolgen Sil quer durch Los Angeles, und bei diesen Szenen ist dieser Science Fiction Thriller schnell und kompetend, aber letzlich doch zu berechenbar und routiniert. In den Schlußszenen ähnelt die computer-animierte Sil eher einer exotisch vergoldeten Puppe als einem Monster, und dies senkt den Horror-Quotienten beträchtlich. „Species“ ist wohl das Beste für Leute, die sich bei einem Horrorfilm dann doch nicht allzu sehr gruseln wollen.“ (Ney York Times) UFA-Stern, UT-Kinocenter

Stadtgespräch Deutschland 1995, R: Rainer Kaufmann, D: Katja Riemann, Kai Wiesinger

„Radiomoderatorin Monika findet per Annonce endlich ihren Traummann. Die Sache hat nur einen Haken: Der neue Lover ist der Gatte von Monikas neuer Freundin Sabine, die wiederum bei Monika Unterschlupf sucht, als sie merkt, daß ihr Mann sie betrügt. Kaufmanns Komödie der Irrungen und Wirrungen versucht es auf die totsichere Tour: ein bißchen Riemann, ein bißchen Wiesinger, eine Prise Singlefrust, etwas schwule Romantik und ein paar krachende Pointen. Obwohl das Rezept nicht ganz aufging, kann der Film dennoch munden.“ (tip) Cinema, UFA-Palast und Apollo (WHV)

V

Vernetzt – Johnny Mnemonic USA 1995, R: Robert Longo, D: Keanu Reeves, Udo Kier, Ice-T, Dolph Lundgren

„Obwohl der Chip in seinem Kopf riesige Datenmengen zu speichern vermag, ist Johnny ein Mann ohne Gedächtnis. Denn seine eigenen Erinnerungen wurden gelöscht, was annähernd erklärt, warum dieser Science-Fiction-Thriller mit Keanu Reeves so hohl ist. Das Spielfilmdebüt des US-Amerikaners Robert Longo, weltweit einer der begehrtesten Künstler, Maler und Bildhauer, basiert zwar auf eines Kurzgeschichte des Cyberpunk-Autors William Gibson, erscheint aber wie eine Imitation von „Blade Runner“ und „Total Recall“. Da Longo die virtuelle Welt des Cyberspace nur dunkel erahnen kann, hat er die Kulissen seines Films in tiefbbraune Farben getaucht. Mit dem Ergebnis, daß die Zukunft aussieht wie ein Fanprojekt des FC. St.Pauli“ (TV-Spielfilm) UFA-Stern

W

Waterworld USA 1995, R: Kevin Reynolds, D: Kevin Costner

„Smoker!“ – das ist hier stets ein Ausruf des Entsetzens, wenn Hoppers Bande die friedlichen Nichtraucherzonen der Wasserwelt überfällt. Wer die US-amerikanische Debatte übers Rauchen in der Öffentlichkeit verfolgt hat, der ahnt die tiefschürfenden Hintergründe, die sich hinter Hoppers Qualmerei verbergen. Aber weil Hopper dabei so herrlich diabolisch grinst und feixt, ist er natürlich der eigentliche Sympathieträger der Handlung. Da kann sich Costner noch so akrobatisch ins Zeug legen, kann springen, tauchen, rennen – er ist eben Nichtraucher und somit Loser. (tw) City

Während du schliefst ... USA 1995, R: Jon Turteltaub, D: Sandra Bullock, Peter Gallagher

„Wer soll eigentlich ernsthaft glauben, daß zunächst nur ein einziger Mann in ganz Chicago an Sandra Bullock Gefallen findet. Aber damit der Zauber wirken kann, brauchen gerade Romanzen Hauptdarsteller, die ihnen Bodenhaftung geben, den Anschein von Wirklichkeit. Darum ist Sandra Bullock eine ideale Besetzung. Sie ist keine Fee, sondern handfest, leicht verwirrt und stark verstrubbelt.“ (Der Spiegel) City

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