Sanssouci: Vorschlag
■ Literazza im Rahmen des 10. Treffens Junger AutorInnen in Berlin
Zu klein geratene Schuhe, ein Hafen, geplante Aufbrüche und Abreisen, immer mit der Zahnbürste als letzter Sicherheit im Gepäck: Das sind die Eckpfeiler von Florentina Deblings Gedichten und kurzen Prosatexten. Debling ist 18, besucht ein Gymnasium in Groß-Gerau und gehört zu den 19 PreisträgerInnen, die beim diesjährigen Wettbewerb zum Treffen Junger AutorInnen die Jury von sich überzeugt haben. Die ausgewählten Texte, die in Berlin zusammen mit Arbeiten junger polnischer AutorInnen vorgestellt wurden, kreisen meist um alltägliche Begebenheiten, um die Schule, Freundschaften, die Familie. Von jugendlichem Weltschmerz oder Auflehnung gegen das Althergebrachte ist wenig zu spüren. Vieles kommt überraschend konventionell daher, besonders die Prosa scheut formale Experimente, so daß ein innerer Monolog, der sich im Umgangssprachlichen austobt, bereits gewagt erscheint.
Für die Jury sei die Auswahl der Texte eine schwierige Arbeit, sagt Barbara Pohle, die das Treffen für die Berliner Festspiele organisiert. Die neun hauptberuflichen AutorInnen, die sich in diesem Jahr mit mehr als 2.000 Einsendungen zu beschäftigen hatten, achten vor allem darauf, daß die Texte „nicht epigonal“ sind und daß „Form und Inhalt stimmen“. Pohle betont, daß sich der Wettbewerb nicht als „Kaderschmiede“ begreife. Es gehe nicht darum, professionelle SchriftstellerInnen heranzuzüchten. Vielmehr möchte man „Begegnungen anregen“ und „Kreativität fördern“, wie es etwas hausbacken im Programmheft heißt.
Neben öffentlichen Lesungen finden bis 27. November mehrere Schreibwerkstätten sowie ein polnisch-deutscher Übersetzungsworkshop statt. Damit die Nachwuchstalente von den Tücken des literarischen Markts nicht eingeschüchtert werden, gibt es auch eine Einführung in das Verlagsrecht. Und nach dem Treffen steht es den jungen AutorInnen weiterhin frei, die JurorInnen um Rat zu fragen, etwa wenn sie ein Manuskript in einer Zeitschrift unterbringen oder sich auf ein Stipendium bewerben wollen. Tatsächlich gelingt es einigen, im Literaturbetrieb Fuß zu fassen, so daß Pohle nicht ohne Stolz sagt: „Wir freuen uns, wenn wir sehen, daß die Leute weitergearbeitet haben.“ Was dabei entstanden ist, läßt sich heute bei der Literazza feststellen, einer Lesung von PreisträgerInnen aus den vergangenen Jahren Cristina Nord
Heute, 20 Uhr, Filmmesse-Zentrum, Budapester Straße 50
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