piwik no script img

■ Vader Abraham singt über Hygieneartikel„Wenn die Slipeinlage nur gut sitzt“

Amsterdam (taz) – Vader Abraham hat auch in deutschsprachigen Landen schon manchen Hit gelandet – es sei hier an die schrecklichen Schlümpfe erinnert. Doch nun steckt er in Schwierigkeiten. Humorlose Musikredakteure der beiden öffentlich-rechtlichen Programme Radio 2 und Radio 3 wollen ihn nicht mehr auf den Äther lassen – es sei denn, er zahlt dafür. Der Grund: Sein neuestes Lied „Wenn die Slipeinlage nur gut sitzt“ sei geschmacklos.

Der Sänger aus der im Süden der Niederlande gelegenen Provinz Brabant ist wütend, glaubt er doch, den perfekten Karnevalssong kreiert zu haben. Jetzt will er die beiden Radiostationen möglicherweise verklagen, obendrein sich Reklamezeit kaufen, wo er dann seinen Song ohne Angst vor Zensur verbreiten kann.

Vader Abraham sagt, seine Frau habe ihn auf die Idee mit dem „Slipeinlagen-Song“ gebracht. Beide seien von der permanten Slipeinlagen-Werbung für Dutzende von verschiedenen Marken regelrecht genervt. Wie in deutschsprachigen Ländern auch geben da fast pausenlos Mädchen und Frauen bekannt, daß ihr Wohlbefinden nur noch von Slipeinlagen abhängt. In einem Spot bekommt der frauenfeindliche und arrogante Chef die supersupersuperdünne Slipeinlage beim Vorstellungsgespräch in die Jackett- Tasche gesteckt: Slipeinlagen entscheiden danach über die Frage von „Arbeitsplatz haben oder Arbeitsplatz nicht haben“ – und das, obwohl sie doch eigentlich nicht zu sehen sind bzw. nicht auftragen und deshalb nur „mit Sicherheit ein gutes Gefühl“ bewirken sollen.

Vader Abraham dichtet also ein Spottlied auf die Spots und hat mit diesem Song gute Chancen in der niederländischen Hitparade. Niederländischsprachige Songs sind in, Spottsongs erst recht. Im vergangenen Jahr landete der Hit „Busje komt zo“ („Buslein kommt gleich“) auf Platz zwei. Es handelt sich dabei um ein Lied mit geringem Tiefgang über Drogenabhängige, die dazu verdammt sind, auf den von Behörden ausgeschickten Methadon-Bus (Buslein) zu warten – der sie dann allerdings leider glatt überfährt. Die beiden Süchtigen finden anschließend nicht einmal mehr Einlaß in den Himmel – denn, so wird ihnen von Petrus oder irgendeinem anderen Himmelswerktätigen bedeutet, für sie käme gleich das (Methadon-)Buslein...

Bedauerlicherweise ist diese Nachricht auch für Radiohörer deutschsprachiger Programme von Bedeutung. Das Lied wurde Ende vergangenen Jahres übersetzt und soll in den kommenden Wochen in deutschsprachigen Ländern auf den Markt geworfen werden. Mike te Roll

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen