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Das PortraitGerissener Hund

■ Dieter Hundt

Der Bundesverband deutscher Arbeitgeber (BDA) scheint nicht an die Rexrodt- Delle zu glauben. Die Konjunkturaussichten halten die Arbeitgeber für trübe und die Aussichten auf verteilungspolitische Auseinandersetzungen für groß. In einer solchen Situation macht es Sinn, einen Verbandsvorsitzenden zu wählen, der nicht nur als Unternehmer in der Praxis steht, sondern auch als gewiefter Taktiker gilt. Der designierte neue BDA-Präsident Dieter Hundt ist dafür der Traumkandidat.

Künftiger Arbeitgeberpräsident Dieter Hundt Foto: AP

Hundt hat als Chef eines Maschinenbauunternehmens und Tarifstratege in der baden-württembergischen Metallindustrie Profil gewonnen. Seit 1988 hat er mit und gegen die IG Metall den Weg zur 35-Stunden- Woche ausgehandelt. Dabei hat sich Hundt den Ruf eines gerissenen Taktikers erworben, der mit dem stellvertretenden IG-Metall-Chef Walter Riester auch in ausweglos scheinenden Situationen noch einen Kompromiß zusammenzimmern kann. Als persönlich haftender Gesellschafter des Autozulieferers Allgaier-Werke KG ist er wirtschaftlich eng mit zwei der Kernbranchen des Landes verbunden, dem Maschinenbau und der Autoindustrie.

Hundt, der am 30. September 1938 in Esslingen geboren wurde, hatte schon im vergangenen Herbst Ambitionen auf wichtigere Ämter deutlich gemacht. Bei Auseinandersetzungen im Lager der Metallarbeitgeber nach dem Tarifabschluß 1995 hatte er die Ablösung des Vorsitzenden von Gesamtmetall, Hans-Joachim Gottschol, mit betrieben. Gleichzeitig hatte er dafür gesorgt, daß die Verbandsspitze bei Gesamtmetall vom neuen Mann Werner Stumpfe künftig erstmals im Hauptberuf erledigt wird.

Er scheue sich nicht vor Verantwortung, wird der neue erste Mann im bundesdeutschen Arbeitgeberlager zitiert. Wer sich nicht engagiere, der dürfe sich nicht wundern, wenn die Gesellschaft in eine unerwünschte Richtung abdrifte.

Auch wenn er zur Unterstützung den CDU-Abgeordneten Reinhard Göhner als Hauptgeschäftsführer des BDA gewonnenn hat, wird Hundt genug zu tun haben, um im kommenden Jahr die Verteilungkonflikte nicht eskalieren zu lassen. Frau Hundt und die beiden gemeinsamen Kinder sollen nach Aussagen des neuen Chefarbeitgebers unter dem Job in der Machtzentrale trotzdem nicht leiden. Der Chef will seine Arbeitszeit wie bisher bei 80 Stunden in der Woche einpendeln. ten

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