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■ RodelnWerbung für den Hackl-Sport

Altenberg (taz) – Wenn einer einfach weiterfährt, immer weiterfährt. Bis die Erzgebirgs-Eisenbahn schon viele Kilometer einspurig geworden ist. Und an den Schildern neben der Straße immer häufiger das Wort Bergmann zu lesen ist. Dann kommt Altenberg. Irgendwann kommt Altenberg. Zinnbergbau ist hier, fünf Kilometer vor der tschechischen Grenze, zwar nur noch ein Wort, ähnlich fremd wie Industrieansiedlung; dafür hat man drunten im Kohlgrund eine Kunsteisbahn. Jene, predigt dankbar der Bürgermeister Thomas Kirsten, sei „als wirtschaftlicher Faktor unschätzbar.“ Rund 500 Arbeitsplätze hat die Verfünffachung der Übernachtungszahlen seit 1990 auf 300.000 jährlich gebracht, nicht zu vergessen jene 10 (sommers) und 25 (winters), die an der Bahn Beschäftigung finden.

Seit gestern wird hier um die WM gerodelt, das ist prima, denn es hat das Fernsehen hergebracht. Zwei Stunden werben ARD, ZDF und MDR bis Sonntag für den Ort und das Rodeln. Das zaubert auch Josef Fendt ein kleines Lächeln aufs Gesicht. Der Berchtesgadener, Präsident des Internationalen Rennrodel-Verbandes (FIL), geht davon aus, daß er eine „gelungene WM“ wird erleben dürfen. „Das“, sagt er, „ist nach den letzten beiden auch gut.“ Calgary und Lillehammer waren zwar Orte mit Olympia- Struktur, doch ohne Rodel-Basis. Die hat in Altenberg Mitte der 80er Jahre noch Erich Mielke schaffen helfen. Im Verdrängungswettbewerb der Kleinen aber muß man mit der Biathlon-WM in Ruhpolding um die Wette rodeln. 25 Verbände sind da, soviel wie nie. Das ist gut, was die zukunftssichernde internationale Verbreitung betrifft, schlecht für den „Zwang“, den die FIL spürt, den Wettbewerb noch medienfreundlicher, also spannender zu machen.

Gestern fanden sich 3.800 Zuseherinnen und Zuseher ein, doch nur sechs Verbände, um beim Mannschaftswettbewerb komplett mitzutun. Krauße/Behrendt (1.), Müller (2.), und Jana Bode (1.) punkteten fleißig, doch Georg Hackl (5.) und Gabi Kohlisch (7.) erwirtschafteten wenig: Österreich (140) war besser als die Deutschen (139). Andere, wie die USA, hatten eine Frau zuwenig und nutzten den Wettbewerb als besseres Training. Geholfen haben ihnen „Grauzonen im Reglement“ (FIL- Präsident Fendt). Medial geschickt ist so was nicht zu nennen.Peter Unfried

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