: Umweltbildung ganz groß
■ Preiswert und gut: neue Agentur an der Ökologiestation liftet das Umweltbewußtsein der BremerInnen
Einsparen und trotzdem die Leistung verbessern – was vielen als Quadratur des Kreises erscheint, ist dem Umweltressort mit der Umstrukturierung der Ökologiestation gelungen.
Ab dem ersten April wird die „Internationale Agentur für nachhaltige Projekte“ die Bildungsarbeit der Station übernehmen. Hinter dem opulenten Namen steckt ein privatwirtschaftliches Bildungsinstitut, in dem sich Fachleute aus unterschiedlichen Erfahrungsfeldern zusammengeschlossen haben, um die Umweltbildung in Bremen zu modernisieren. Ein zweiter Schwerpunkt liegt darin, die Zielsetzungen der in Rio de Janeiro 1992 beschlossenen Agenda 21 auf lokaler Ebene umzusetzen.
Die 1981 gegründete Ökologiestation, vom World Wildlife Fund (WWF), dem Verein Ökologiestation sowie der Landesregierung initiiert und von dieser unterhalten, um eine Umweltbildung für alle BürgerInnen zu ermöglichen, war in der vergangenen Zeit zunehmend in Schwierigkeiten geraten: Das Interesse an dem traditionellen Bildungsangebot des Vereins ließ nach. „Es gab“, erklärt Dr. Rita Kellner-Stoll, Leiterin der Abteilung Umweltschutz im Umweltressort, „bestimmte Defizite“. Die heutigen Ansprüche gehen über die klassische, rein naturorientierte Umweltbildung hinaus und umfassen größere Bereiche: es müssen betriebliche, globale Fragen mitthematisiert werden, Fragen des Lebensstils, des allgemeinen Wertewandels.
Das aber war mit den vom Land finanzierten Stellen – ein Hausmeister, eine Verwaltungskraft, ein pädagogischer Mitarbeiter, eine Leiterin –, nicht zu schaffen. Zumal die Leiterin langfristig erkrankte, und der pädagigische Mitarbeiter in den Vorruhestand trat. Schon die Neubesetzung der Stellen aber würde, so viel war klar, an den knappen Haushaltsmitteln scheitern. Fest stand, daß die gut 600.000 Mark, mit denen das Umweltressort die Ökologiestation im vergangenen Jahr gefördert hatte, nicht wieder zur Verfügung stehen würden. Die von der Deputation für Umweltschutz und Gesundheit beschlossene Umstrukturierung der Umweltbildung erforderte somit ein grundsätzliches Umdenken.
Im Spätherbst 95 unterbreitete die Agentur mit dem Arbeitstitel „Institut für Umweltbildung und nachhaltige Projekte“ das Angebot, die programmatische Arbeit auf der Ökologiestation zu übernehmen und im Sinne einer modernen Umweltbildung weiterzuentwickeln. Mit Zustimmung der Deputation wurde vereinbart, daß die Umweltsenatorin auch zukünftig für die Miete und Unterhaltung der Villa Güthpol aufkommt. Pflege von Haus und Gelände obliegt ebenso der Stadt, der freie Zugang für die Öffentlichkeit zum Landschaftspark bleibt gewährleistet.Gleichzeitig wurde der Agentur eine Anschubfinanzierung gewährt: 48.000 Mark in diesem Jahr, jeweils 107.000 Mark in den kommenden beiden Jahren. 1999 soll der öffentliche Beitrag 80.000 Mark betragen, zur Jahrtausendwende noch 50.000 Mark. Daneben darf die Agentur auf Lottomittel in Höhe von 70.000 Mark setzen. Den übrigen finanziellen Bedarf muß sie über Dritt- und Projektmittel abdecken.
Bis zum Jahr 2.000 hofft das Umweltressort, die gesamte Finanzleistung der Stadt auf etwa 200.000 Mark jährlich, also ein Drittel der jetzigen Summe, runterfahren zu können. Trotz dieses Einsparung erhält Bremen aus der Ökologiestation mehr Leistung als bisher: Sieben MitarbeiterInnen stehen auf dem Stellenplan der Agentur, darunter Dr. Fritz Heidorn vom WWF und Hans Stuik, Mitbegründer der Ökologiestation. Auch die anderen bringen im Bereich Umweltbildung eine Menge Erfahrung, Ideen sowie Kontakte zu Umwelteininstitutionen und Bildungseinrichtungen mit.
Das wird der Agentur bei der Umsetzung ihrer Ziele entgegenkommen: Man will pädagogische Konzepte zur Umweltbildung erarbeiten, Multiplikatorenschulungen durchführen, umweltpädagogische Forschungsprojekte durchführen, Kooperationsprojekte mit Partnern aus Wirtschaft, Wissenschaft und Nichtreigierungsorganisationen zur umweltverträglichen Regionalplanung entwickeln, internationale Projekte organisieren, Moderations- und Koordinationsaufgaben zur Implementierung einer lokalen Agenda 21 übernehmen, die Vernetzung und Expertenvermittlung vorantreiben.
Die Vielfältigkeit der Qualifikationen, die in der Agentur gebündelt sind, ist für Bremen ein großer Gewinn, meint Rita Kellner-Stoll. „Das“, freut sich die Leiterin der Abteilung Umweltschutz, „können wir uns leisten, weil wir die Mitarbeiter nicht bezahlen müssen.“ dah
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