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Als Öko-Agentin im Einsatz

Das Frauenprojekt „Life“ qualifiziert Pädagoginnen zu „Agentinnen für Umweltbildung und Projektplanung“. Die Frauen sollen lernen, Öko-Projekte selbst zu initiieren  ■ Von Ole Schulz

Technische Berufe sind immer noch eine Männerdomäne – das gilt auch für den Bereich der Ökotechnik, der all jene Techniken umfaßt, die Umweltschäden vermeiden helfen wie zum Beispiel die Nutzung regenerativer Energien oder ökologischer Baustoffe. In Berlin gibt es nur einige wenige Einrichtungen, die Frauen überhaupt in ökotechnischen Berufen ausbilden – dazu gehört auch das „Frauennetzwerk Umweltbildung Life e.V.“.

„Ökologie ist eine gute Möglichkeit, Frauen Technik näherzubringen, weil Technik hier praktisch erfahrbar ist“, resümiert Rita Eichelkraut von „Life“ ihre zehnjährigen Erfahrungen.

Jetzt bietet der Verein eine berufsbegleitende Fortbildung der besonderen Art an: Ab April werden zwanzig Pädagoginnen zu „Agentinnen für Umweltbildung und Projektplanung“ qualifiziert. Ziel der anderthalbjährigen Ausbildung ist es, Umweltwissen stärker in die Jugendbildungs- und Freizeitarbeit und in den Schulunterricht zu integrieren. Trotz des Namens ist die Ausbildung keinesfalls streng geheim – die Bezeichnung Agentin knüpft vielmehr an den Begriff Agentur, also Vermittlung, an und zielt auf die kommunikativen Kompetenzen von Frauen ab. Neben ökologischen und ökotechnischen Grundkenntnissen und handwerklichen Fertigkeiten sollen die Frauen lernen, ihr ökologisches Wissen in die Tat umzusetzen: Organisationstalent, Durchsetzungsstrategien und Verhandlungsgeschick sind dabei ebenso erforderlich wie die inhaltliche Planung und die Kenntnis der Finanzierungsmöglichkeiten. „Wir haben erstmalig die Managementebene in eine unserer Ausbildungen mit reingenommen. Denn das pure Wissen um die Ökotechnik reicht heute nicht mehr aus. Die Frauen müssen auch wissen, wie sie Projekte initiieren und an die Gelder rankommen“, so Eichelkraut.

Die Fortbildung zur Öko-Agentin ist ein Projekt der Europäischen Union im Rahmen der Initiative „New Opportunities for Women“ – Kontakte zu ähnlichen Projekten in Österreich und Italien bestehen. Im September soll eine Seminarreise nach Italien stattfinden: Erfahrungsaustausch mit der Partnereinrichtung.

Außer den Kosten für Verpflegung und Unterkunnft im Wannseeforum, wo an 35 Tagen die Ausbildungsseminare veranstaltet werden, gibt es noch eine nicht unerhebliche Hürde: Bewerben können sich für die Ausbildung nur berufstätige PädagogInnen. Ein fester Arbeitsplatz ist deshalb notwendig, weil das „Training on the Job“ ein Schwerpunkt der Ausbildung ist – das Gelernte soll sogleich bei der eigenen Arbeit angewandt werden. Die Erwerbstätigkeit als Voraussetzung für die Teilnahme hat aber auch noch einen weiteren Grund: „Gerade die Frauen in pädagogischen Berufen sind häufig von Arbeitslosigkeit bedroht, weil sie nur zeitlich befristete Arbeitsverträge haben. Für sie ist eine solche Zusatzqualifikation nur sinnvoll“, sagt Eichelkraut.

Für alle anderen Frauen steht nicht nur die Mediathek des Vereins offen, sondern bietet „Life“ auch regelmäßig Fortbildungskurse zu den Themen Ökologie und Ökotechnik an. Für junge Frauen gibt es zudem ab dem Frühsommer wieder die Möglichkeit, ein berufsvorbereitendes Jahr lang, ökologische Arbeitsweisen im Holz-, Metall- und Elektrohandwerk kennenzulernen. „Diese Berufsvorbereitung ist gewerkeübergreifend ausgerichtet, weil wir ein ganzheitliches ökologisches Bewußtsein schulen wollen“, so Eichelkraut. Dabei stehen praktische Übungen im Vordergrund, denn „Life“ praktiziert konstruktiven Umweltschutz. Im vergangenen Jahr haben die Mädchen in Brandenburg beispielsweise eine Solaranlage errichtet, die zwei Familien mit warmen Wasser versorgt.

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