■ Standbild: Bellobella, ballaballa
ArabellaNight, Montag, 23 Uhr, Pro 7
Endlich: Unser aller Arabella sei Dank, wäre nun auch die Schwatzlücke am Montagabend geschlossen. Ab sofort kann sich jeder Masochist allabendlich zu später Stunde von irgendwem die Hucke volltalken lassen und etwaige Suizidgedanken auf den nächsten Tag verschieben. Schließlich trifft er hier auf Menschen, die vom Schicksal weitaus ärger gebeutelt wurden, als er es sich in seinem kleinen Elend je erträumt hätte.
„ArabellaNight“, die Erste. Die Themen: Bekennende Schweißfüßler, um Arbeit bangende Vulkan- Malocher, Eifersüchtige, die Lust am Internet, aus dem Elternhaus geworfene Kinder, ein zerknirschter Söldner namens Eugen und zum Showdown eine Marion, die ihre Orgasmen angeblich immer nur vorgetäuscht hatte.
Die rothosenanzugsgewandete Frau Kiesbauer gab sich als Junior-Schreinemakers. Angesichts der darbenden Arbeiterklasse legte sie betroffen die Stirn in Falten oder machte in der gewohnt nervtötenden Kieksfrequenz glubschäugig die Miß Schlüpfrig. 90 Minuten zog sich dieser infantile Kindergarten hin. Dabei hätte die vielköpfige Redaktion doch leicht irgendeinen manisch eifersüchtigen Werftarbeiter mit Schweißfüßen auftreiben können, der, nachdem er seine nervigen Kinder aus dem Haus geworfen, nach Feierabend gern im Internet surft und, so ihn denn die Arbeitslosigkeit ereilen sollte, mit dem Gedanken spielt, sich irgendwo als skrupelloser Söldner zu verdingen, weil ihm seine Gattin ihren Orgasmus jahrelang nur vorgegaukelt hat. In 30 Minuten wär' alles vorbei gewesen.
Papagei Arabello machte seine Sache gut, wurde aber vermutlich schlecht bezahlt. Fernsehen ist eben ungerecht. Reinhard Lüke
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