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Das PortraitDer AKW-Warner

■ Koni Link

Koni Link, der Mahner von Gundremmingen Foto: Doris Kainz

Wenn sich heute um 14.30 Uhr die Gefängnistore der Justizvollzugsanstalt Aichach öffnen, geht ein Mann hinein, der mit dem Klischee eines Straftäters nichts gemein hat. Konrad Link aus Pfaffenhofen in Bayerisch-Schwaben hätte es sich leichtmachen und 300 Mark Geldstrafe wegen „gemeinschaftlichen Hausfriedensbruchs“ zahlen können. Dann wäre dieser Vorfall vom 26. April 1993, dem 7. Jahrestag von Tschernobyl, für ihn erledigt gewesen. Doch der 32jährige gelernte Maschinenschlosser, der heute als Landwirtschaftsgehilfe auf dem Biohof eines Freundes arbeitet, will gar nicht, daß der Vorgang vergessen wird.

Im Frühjahr 93 marschierte Koni Link, wie ihn seine Freunde nennen, zusammen mit anderen Mitgliedern der „Mahnwache Gundremmingen“ in die Reaktorschleuse. Dabei hatten sie Bilder von Tschernobyl- Opfern und das Rotorblatt eines Windkraftwerkes. Denn die Werksleitung des größten deutschen Atomkraftwerks Gundremmingen leugnete auch Jahre nach dem GAU von Tschernobyl die Krebstoten. Im vergangenen März wurde der „Mahner von Gundremmingen“ für die Aktion zu 15 Tagessätzen à 20 Mark verurteilt.

„Ich bin nach wie vor überzeugt, daß ich unschuldig bin, daß ich eher zuwenig als zuviel getan habe, und deshalb werde ich dieses Geld nicht zahlen“, sagt Koni Link. Die Bilder von Tschernobyl zu zeigen, gerade an diesem Ort der Ignoranz, sei einfach nötig. Link hat sich für den schwierigen Weg in den Knast entschieden, aus Erfahrung wissend, daß die Mithäftlinge nicht viel mehr als ein mitleidiges Lächeln für ihn übrig haben werden. Aber er hofft, daß das Signal „draußen“ Nachdenklichkeit auslöst — wie es seine Rhabarber-Aktion kurz nach dem Tschernobyl-GAU tat. Damals hatte er Passanten und Polizisten verstrahlten Bio-Rhabarber vor die Füße geworfen.

Gewaltfrei ist für Link oberste Maxime. Er stellt sich auch allen in den Weg, die, wie er sagt, „gegen Bahnstrecken was machen möchten“. Dazu gehört nicht die friedliche Schienendemontage im Rahmen der Aktion „Ausrangiert“. Seine Mitstreiter, die seit 1989 jeden Sonntag vor dem AKW-Tor in Gundremmingen vor den Folgen der Atomenergienutzung warnen, werden mit ihm vor der Abfahrt nach Aichach noch eine Mahnwache abhalten. Für fünfzehn Tage wird er bei solchen Aktionen fehlen. Klaus Wittmann

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