■ Soundcheck: Gehört: Bel Canto
Gehört: Bel Canto. Das norwegische Duo Bel Canto belegte am Donnerstag im Logo die These der Dynamik von Gegensätzen auf ein Neues: Während der Gitarrist, Violinist und Soundtüftler Nils Johannsen seine Parts gefühlvoll und souverän, aber ohne großes Aufsehen durch die Verstärkeranlage jagte, zog die unvergleichliche Sängerin Anneli Drecker die noch immer kleine, aber treue Hörerschaft ihrer Band mit jedem ihrer elfenhaften Töne zunehmend in ihren Bann. Von ihrer Erkältung, von der sie das Publikum vor Konzertbeginn in akzentfreiem Deutsch informierte, keine Spur.
Statt dessen verzauberten Drecker, Johannsen und die Live-Verstärkung an Percussion und Baß mit ihrer bewährten Mischung aus U- und E-Musik den kleinen Club in eine im Groove wippende Tanzarmee. Die rücksichtslosen stilistischen Brückenschläge von Ethno-, Dance-, Pop-, Electronic-, Wave- zur World-Musik hat dem ungleichen Duo das Leben mit ignoranten Beleidigungen wie „Gruft-Pop“ (Logo-Werbung) bisher nicht nur versüßt, dafür einen Propheten-Status beschert.
Bel Cantos eigenwillige Mixtur aus tanzbaren Rhythmen, verspielter Elektronik und aufwirbelndem Frauengesang konnten die Hamburger schon vor drei Jahren im Logo bewundern. Die Neuauflage stellte zumindest eines klar: Während auf ihren Platten, so auch auf dem neuen Werk Magic Box, das diffizile elektronische und organische Instrumentarium mit dem Gesang durchaus im Einklang steht, sprengte Dreckers Stimmgewalt live so manches Mal den akustischen Rahmen und hinterließ nicht mehr als eine Gänsehaut, leises Raunen und kurz darauf euphorischen Jubel.
Timo Hoffmann
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