piwik no script img

■ TelecommanderGrand-Prix-Kult

Die einheimische Fangemeinde des Grand Prix d'Eurovision bangt: Wird auch in Deutschland dieser europäische Schlagerwettbewerb am 18. Mai aus Oslo live übertragen? Bekanntlich fand der deutsche Titel „Blauer Planet“, gesungen von dem 26jährigen Frisör Leon („Jürgen Göbel“) keine Gnade vor der Jury.

Die Techno-Neue-Deutsche- Welle-Schlagerkreuzung wirkte auf die Juroren Gerüchten zufolge zu nervös. Bevorzugt wurde Melodisches, was auch stimmlich was rüberbringt. Und genau diese Stimme wurde bei Leon, anderen Gerüchten zufolge, bitter vermißt. Die anderen im nichtöffentlichen Halbfinale gescheiterten Länder – Dänemark, Ungarn, Rußland, Mazedonien, Israel und Rumänien – wollen den Contest trotzdem direkt übertragen.

Nun will auch der für die Veranstaltung federführende NDR kein schlechter Verlierer sein. Jürgen Meier-Beer, beim NDR verantwortlich für den Schlagerwettbewerb und darüber hinaus ambitioniert, aus einer Perle des TV-Unterhaltungsgewerbes kein trauerfeierliches Kollier zu formen, setzt auf die Überzeugungskraft einer ehernen Trashtradition: „Jetzt setzen wir voll auf Kult.“

Konkret will der NDR eine Woche vor dem Ereignis in einer einstündigen Collage die deutschen Grand-Prix-Lieder seit 1956 wiederaufleben lassen, am Abend selbst 45 Minuten vor der Eurovisionsfanfare eine munter moderierte Einführungssendung mit Grand-Prix-Perlen aus allen Ländern (von Marokko bis Finnland) servieren – mit anschließender Liveübertragung – jedoch nur auf N 3. Die ARD-Unterhaltungschefs hingegen wollen den Wettbewerb in der ARD zeitversetzt übertragen – um die Prime- Time-Quote am Samstagabend nicht zu gefährden, wie es vorgestern hieß.

Hektische Aktivitäten von Grand-Prix-Fans, den 18. Mai in Österreich, Schweiz, Frankreich, Belgien, Holland oder der Slowakei zu verbringen, werden also überflüssig: Gesucht werden muß nun nur noch ein TV-Gerät, das außerhalb des NDR-Sendegebiets über einen Kabelanschluß verfügt, in dem auch N 3 eingeschaltet werden kann. Eine endgültige Entscheidung fällt Montag.JaF

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen