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Öko's Krönung

■ Zusammenarbeit zwischen Umweltressort und Kraft-Jacobs-Suchard „außerordentlich uneingeschränkt positiv“

Der Beginn einer wunderbaren Freundschaft: Vor drei Jahren vereinbarten der damalige Umweltsenator Ralf Fücks und die Spitze von Kraft-Jacobs-Suchard (KJS) eine Kooperation in Sachen Umweltschutz, gestern war der Tag einer Zwischenbilanz, einer stolzen. „Außerordentlich positiv“, fand Umweltsenatorin Christine Wischer die Projekte, die der Konzern und die Behörde gemeinsam auf den Weg gebracht haben, „uneingeschränkt positiv“ kam das Echo des KJS-Managers Gerd Pleuß. Pleuß: „Das Schwierigste war das Aufeinander-Zugehen.“

In der Tat kann sich die Liste der Projekte sehen lassen, insbesondere da, wo KJS mit Behördenunterstützung richtige Pionierarbeit geleistet hat. Zum ersten Mal gibt es nun eine Ökobilanz für ein Produkt im Lebensmittelsektor, nämlich für den Röstkaffee. Vom Anbau bis zum Verbraucher hat das Fraunhofer Institut den Weg der Bohne untersucht. Frage: An welchen Stellen dieses Weges wird die Umwelt am meisten geschädigt? Das Institut hat überraschende Erkenntnisse gewonnen. Ökologisch viel ungünstiger als zum Beispiel der Transport, und damit ein Grund zum Handeln, sind die Röstung und das Aufbrühen des Kaffees. Die verbrauchen viel zuviel Energie. Und ein ganz besonderes Problem für die Umwelt ist die Entsorgung des Kaffeesatzes. Nicht in Bremen, weil es da eine Biotonne gibt, aber andernorts, wo der volle Kaffeefilter in den Restmüll wandert, wo er dann verbrannt wird, was wiederum Kohlendioxid (CO2) erzeugt, und das trägt zur Erwärmung der Erdatmosphäre bei. Die Botschaft: Think global, act in the kitchen. Die Kaffeeverpackungen – auch das hat die Studie ergeben – sind seit der Umstellung von Plastik auf Papier ökomäßig kaum noch zu verbessern, sagt KJS.

Nicht nur know how, sondern obendrein auch noch Geld hat die Behörde dem Konzern für einige andere Öko-Projekte zugeschossen. Knapp 500.000 Mark Landesmittel gingen in Energiesparprogramme. Viel Geld, allerdings wieder doch nicht so viel bei einem Investitionsvolumen von insgesamt mehr als acht Millionen Mark. So deckt KJS mittlerweile ein Drittel des gesamten Strom- und Dampfbedarfs aus eigener Erzeugung, indem pflanzliche Reststoffe verbrannt werden. Verglichen mit der bisherigen Energieversorgung reduziert die neue Anlage den CO2-Ausstoß um knapp 45 Prozent.

Noch positiver fällt die CO2-Bilanz beim Bau eines neuen Verwaltungsgebäudes in der Langemarckstraße aus. Jetzt verwaltet KJS nämlich auf Niedrigenergie-Basis. Überdurchschnittliche Wärmedämmung, effektivere Ausnutzung des Tageslichts, Reduktion des Klimatisierungsbedarfs – und schon wird bei der Heizwärme 40 Prozent eingespart, beim Betriebsstrom sogar 80 Prozent.

Noch mehr öffentliche Mittel, nämlich genau 637.500 Mark, sind allerdings in eine technische Anlage zur Koffein-Reduktion gepumpt. In der Anlage wird Aktivkohle eingesetzt, die bislang nur mit sehr viel Energieaufwand wieder recycelt werden konnte. Zudem blieb immer ein unbrauchbarer Rest übrig. Nun hat sich KJS mit Behördenhilfe einen fast vollständig geschlossenen Aktivkohle-Kreislauf gebaut. CO2-Reduktion gegenüber dem bisherigen Verfahren: fast 50 Prozent.

Gestorben ist dagegen ein Energieprojekt, das vor drei Jahren noch als Knüller angekündigt worden war: Windenergie-Kraftwerke auf dem KJS-Firmengelände. Die SpezialistInnen aus dem Umweltressort haben nachgemessen und eine Flaute über dem Kaffeeröster rausgekriegt. Die Anlage würde sich nicht lohnen.

Und nicht besonders voran geht es mit einem zweiten Vorzeigeprojekt: „Move“, der Versuch, die MitarbeiterInnen vom Auto in Bus und Bahn zu bewegen. Das Projekt wird sogar von der EU unterstützt. Die Resonanz war bislang einigermaßen ernüchternd. „Ein zähes Geschäft, und das wird auch zäh bleiben“, sagt der KJS-Umweltbeauftragte Heiko Richards. Seit Anfang diesen Monats haben nun alle KJS-MitarbeiterInnen ein Firmen-Ticket für die BSAG, und die festen Firmenparkplätze werden abgeschafft, um die Belegschaft ökomäßig zu dynamisieren. J.G.

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