■ Standbild: Udos Idee
„Black Jack“, Mi., 20.15, ARD
Die wilden Herzen, sie schlagen langsam. Ein Infarkt der Filmreihe steht nicht zu erwarten, da sei Udo Lindenberg vor. Der nämlich hatte die Idee zu diesem – es sei schon früh gesagt – gescheiterten Roadmovie-Versuch: Pop-Rocksänger Jakob Schwarz (!) hat die Schnauze voll von Koks und Groupies, lernt schlichten Panzerknacker kennen und beschließt den ultimativen Kick im Inneren einer Bank zu suchen.
Als Udos Alter ego funktioniert ausgerechnet der knasterfahrene Martin Semmelrogge, der keinen Freigang ausläßt, um den Berufsjugendlichen zu mimen. Im räudigen Lederdreß mit Bierbauchkompresse schreibt er pflichtgemäß Autogramme, obwohl er im piratenbetuchten Kopf schon den nächsten Coup ausbaldowert. Dabei ist der Berufswechsel noch das schlüssigste in diesem Jammerspiel: Denn wenn Semmelrogge ins Mikro stöhnt, hört sich das an, als hätte man Rio Reiser mit Torfrock gekreuzt.
Schlimmer singt nur noch der kriminelle Ruhrpott- Proll, der mit dem Rockstar Rolle und Freundin tauscht. Logo futtert der permanent Pommes rot-weiß, heißt mit Nachnamen Stankowski und ist im Hauptberuf BVB-Fan. Zwischen Imbißbude und Mischpult entwickelt sich eine Männerfreundschaft, die zäher nicht sein könnte. Mit Abklatschen und nächtlichem Sparring im Box-Keller zwielichtiger Lokale. Eher beiläufig drehen Dick und Doof das große Ding in der Sparkasse und sausen auf Skateboards unter den Lichtschranken hindurch. Doch das Drehbuch bringt die Polizei auf ihre Fährte, und noch ehe Black Jack „Scheiße, die Bullen“ rufen kann, muß ihn Stankowski mit einem Soli- Konzert rausklampfen: „Free Black Jack“. War halt nur so 'ne Idee von Udo. Oliver Gehrs
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