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Von der Sandkuhle zum Amphitheater

■ St. Pauli gewinnt ein Stückchen Grün samt Zaun gegen Lärm und Abgase Von Clemens Gerlach

An Amusement herrscht in St. Pauli kein Mangel. Wohl aber fehlt es in einem der am dichtesten besiedelten Viertel Hamburgs an einem Verkehrs- und Infrastrukturkonzept, das die Bedürfnisse der überwiegend nicht einkommensstarken AnwohnerInnen berücksichtigt. Auch Spielplätze fehlen neben vielem anderen – und Grünflächen.

Fürs Grün ist jedoch eine leichte Besserung in Sicht. Im Bereich der Kreuzung Neuer Pferdemarkt/Neuer Kamp wird Anfang Juli mit der Bepflanzung begonnen. Bis zum Herbst werden 6000 Quadratmeter zusammenhängende Grünfläche entstehen. „Wir wollen den Menschen eine übergreifende Nutzung ermöglichen“, erklärte Fritz Hamann, Leiter der Gartenbauabteilung des Bezirks Mitte der taz, „es soll kein Zweckgrün werden, das nur zum Ansehen da ist.“

Im Sommer 1995 waren am Neuen Pferdemarkt umfangreiche Straßenbaumaßnahmen durchgeführt worden. Um den Parkplatzsuch- und Durchgangsverkehr einzudämmen, war die Straße Beim Grünen Jäger zu einer Sackgasse für eine halbe Million Mark zurückgebaut und eine Linksabbiegerspur am Neuen Kamp geschaffen worden. Im Zuge dieser Maßnahmen wurde auch die Vergrößerung und Zusammenführung der bestehenden Grünflächen geplant, die zuvor durch die Straße getrennt waren.

Der Bezirk stellt sich „eine vernünftige Grünanlage“ vor. Man habe, so Hamann, bei der 250.000 Mark teuren Konzeption „über den Tellerrand geschaut“ und dabei versucht, „Wünsche der Bevölkerung miteinzubeziehen“. So wird der Bereich neben dem schon bestehenden Kinderspielplatz und dem Haus der Jugend als Rasenplatz angelegt.

Treppenartig wird das neue Verbindungsstück abgesenkt, so daß eine Mulde entsteht, wie man sie aus Amphitheatern kennt. „So sind Ballspiele möglich“, erklärt Hamann, wie die Kinder von der Straße geholt werden sollen. Ein Sichtschutzzaun, verziert mit Bäumen und Sträuchern, soll das Plätzchen zumindest optisch von der Stresemann- und der Budapester Straße abschirmen.

Auch der GAL-Bezirksabgeordnete Volker Nienstedt geht von „einer stärkeren Nutzung“ nach Beendigung der Umstrukturierungen aus: „Die Situation ist deutlich besser als vorher.“ Den GALier stört es nicht, daß die Fläche fast ein dreiviertel Jahr als Sandkuhle brachlag, als die Straßenbauarbeiten schon längst beendet waren. „Der Boden war wegen des langen Winters hart gefroren, es konnte kaum früher begonnen werden.“ Außerdem, sagt Gartenbauer Hamann, hätte man mit der Polizei, den Tief- und Straßenbauabteilungen sowie den Anwohnern „viele Gespräche“ führen müssen.

Zu verbessern gibt es trotz der „Fortschritte“ noch einiges, weiß auch der Bezirkspolitiker Nienstedt: „Die Verkehrsführung ist nicht optimal.“ Naherholung ohne Abgase und Autolärm? Davon wagen die St. Paulianer – wie viele Innenstädter auch – gar nicht erst zu träumen.

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