: Die Bremer Kinotaz ... ... alle Filme, alle Termine
12 Monkeys USA 1995, R: Terry Gilliam, D: Bruce Willis, Madeleine Stowe, Brad Pitt
Im Jahr 2035 vegetieren die wenigen Überlebenden in einem ewig dunklen Unterwelt-System und der Häftling James Cole wird mit einer klapprigen Zeitmaschine in die Vergangenheit geschickt, um dort den Ursprung der Apokalypse zu untersuchen. Gilliam schlägt hier so viele irrsinnige Haken, daß man bis zur letzten Szene nie genau weiß, was man da eigentlich ansieht: einen Fiebertraum, ein Menetekel oder einen futuristischen Thriller? (hip) Modernes, UT-Kino
A
Alf – Der Film USA 1995, R: Dick Lowry, D: Martin Sheen, Miguel Ferrer
Es gibt ja kaum noch eine amerikanische Fernsehserie, die nicht im Kino endet. Während das ewig grantelnde Spacemonster im Original eine durchschnittliche US-Familie zur Verzweiflung treibt, piesackt es hier nun die Offiziere in einem Militärstützpunkt. Aber auch dabei besteht der einzige Lebenszweck des TV-ETs wieder in Lasagne und Katzenspeck. Ufa-Stern
Apokalypse Now USA 1979, R: Francis Ford Coppola, D: Martin sheen, Marlon Brando
Statt Brandos bester Leistung in seiner späten Phase in „Der letzte Tango in Paris“ zeigt das Bremer Kommunalkino lieber „Apokalypse Now“ in dem Brando lediglich im Dunkeln unverständliches Zeug murmelt. Und dies nur, weil er nicht wollte, daß man auf der Leinwand sah, wie dick er geworden war und weil er sich schlicht weigerte, den Text zu lernen. (hip) Kino 46
Asterix bei den Briten Frankreich 1986, R: Pino van Lamsweerde
„Die dank ihres Zaubertranks unbesiegbaren Galier Asterix und Obelix helfen den Briten beim Widerstand gegen Cäsars Legionen. Aufwendiger Zeichentrickfilm, der durch eine flotte Erzählweise, gelungene Einfälle und die amüsante Karikatur britischen „Naturells“ unterhält.“ UFA-Palast
B
Das Baumhaus USA 1994, R: Jon Avnet, D: Kevin Costner, Elijah Wood
„Forrest Gump“ präsentierte die jüngere Geschichte der USA als ein Märchen, das von einem netten Idioten erzählt wird, und fing, mit diesem ironischen Dreh, die Stimmung der Geschichte einer Nation ein, die tragisch außer Kontrolle gerät. „Das Baumhaus“ ist „Forrest Gump“ ohne die Witze, ohne die Ironie und ohne jeden Sinn für den historischen Kontext. Obwohl es demonstrativ in den 70er Jahren angesiedelt ist, offenbart dieses Mischmasch aus rührselig, abgedroschenem Moralisieren und albernen erzählerischen Kunstgriffen ein geschichtsbildliches Vakuum von wahrhaft erschütternden Proportionen. Leider poltert Costner durch Wüsten von selbstgestrickten Weisheiten wie ein arbeitsloser Prediger auf der Suche nach einer Pfarrei. Sein Spiel enthält nicht den geringsten Hinweis darauf, daß er das Drehbuch als die pompöse Faselei erkennt, die es offensichtlich ist.“ (Sight and Sound) Schauburg
The Birdcage USA 1996, R: Mike Nichols, D: Robin Williams, Gene Hackman, Nathan Lane
„Mike Nichols hat es sich leicht gemacht und einen vollständigen Abklatsch des Molinaro Films „Ein Käfig voller Narren“ geliefert, von allen Gags bis hin zu den rosa Socken des „fein“ gekleideten Albert. Michel Serrault gestaltete damals den schwierigeren Part des effiminierten Freundes viel subtiler, anrührender und menschlicher als der Broadway-Schauspieler Nathan Lane. Robin Williams als Nachtclubbesitzer ist ungewöhnlich zurückhaltend, ähnlich wie seinerzeit Ugo Tognazzi. Dagegen ist Gene Hackman als reaktionärer Senator dem schrecklich chargierenden Michel Gababru der alten Fassung weit überlegen. Alles in allem: alter Wein in rundum erneuerten Schläuchen.“ (epd-Film) Europa und Wall/Ziegelhof-Kino (OL)
C
Chungking Express Hongkong 1994, R: Wong Kar-Wai, D: Brigitte Lin Chjing, Tony Leung, Faye Wang
„Wong Kar-Wais Film erzählt zwei nur lose miteinander verknüpfte Geschichten - beide über liebeskranke Polizisten, die sich mit Frauen einlassen, die nicht gut für sie sind. So waren früher einmal die Filme von Godard: schnell, aus der Hand gefilmt, witzig und sehr, sehr hip. In diesem Jahr der schönste Besuch im Heartbreak Hotel.“ (Time Out) Atelier
Cyrano de Bergerac Frankreich 1990, R: Jean-Paul Rappenau, D: Gerald Depardieu, Anne Brochet
Depardieu als großer Held mit langer Nase in einem aufwendig inszenierten Kostümfilm, der sich als eine einzige Hymne auf la grande culture francaise entpuppt. Alle Dialoge sind in Versform; trotzdem wurde der Film zu eine internationalen Erfolg. (hip) Gondel
D
Dead Man Walking USA 1995, R: Tim Robbins, D: Susan Sarandon, Sean Penn
Über weite Passagen wirkt der Film wie ein intimes Zweipersonenstück, in dem Sarandon und Penn ihre Rollen so tief ausloten, daß dabei viel mehr spürbar wird als nur der so gerne und oft bemühte Antagonismus zwischen der Heiligen und dem Monster. Auch hier verweigert uns Robbins die einfachen Antworten. (hip) Schauburg, UT-Kino
Diabolisch USA 1995, R: Jeremiah Chechik, D: Sharon Stone, Isabelle Adjani, Chazz Palminteri
„Was Henri-Georges Clouzot 1954 in seinem Film „Les Diaboliques“ erdachte, war eine wahrhaft teuflische Konstellation: ein Mann, zwei ihm verfallene Frauen, ein hinterhältiger Mordplan. Die Leinwand selbst wurde da zum schwankenden Untergrund von Verunsicherung, Trug und Verrat, aber auch sexueller Anziehungskraft gegen alles bessere Wissen. Ein Remake dieses Klassikers war von vornherein ein großspuriges Unterfangen, und der Kanadier Jeremiah Chechik scheitert mit einer Kläglichkeit, die eher Beileid den Spott herausfordert. Trotz seiner aparten Schauspielerwahl - Sharon Stone, Isabelle Adjani, dazu Chazz Palmeri - hat Chechik keinen Schimmer, wie sich das morbide Seelendrama für die Gegenwart neu erzählen ließe: auf in die Videothek also und die echten „Diaboliques“ leihen.“ (Der Spiegel) UFA-Stern und Wall- und Ziegelhof-Kino
Dracula – Tot aber Glücklich USA 1995, R: Mel Brooks, D: Leslie Nielsen, Peter MacNicol
„Brooks hat den immer zu Scherzen aufgelegten Leslie Nielsen engagiert, um einen bezaubernd dummen Dracula zu spielen, und so wird der Film zwangsläufig zu einer untoten Fortsetzung von „Die Nackte Kanone.“ (The New York Times) Ufa-Palast
Der dritte Frühling USA 1996, R: Howard Deutch, D: Walter Matthau, Jack Lemmon, Sophie Loren
„Der dritte Frühling treibt frische Säfte in die knorzigsten alten Bäume: die Nachbarn Matthau und Lemmon verzehren kregel ihre Rente – bis die üppig dekolletierte Nudelköchin Sophia Loren aufkreuzt und ausgerechnet dort ein Ristorante eröffnet, wo die Fischköppe bislang geruhsam ihre Angelschnüre auswarfen. Die Signora hat die erzürneten Zausel schnell am Haken. Das rabiat verknitterte Erotikon ist der neunte gemeinsame Film der Comedy-Kings Matthau und Lemmon.“ (Der Spiegel) City
E
Echte Kerle Deutschland 1995, R: Rolf Silber, D: Christoph M.Ort, Tim Bergmann
„Ein junger Macho wird von seiner Lebensgefährtin auf die Straße gesetzt, findet Unterschlupf bei einem sympathischen Schwulen und läutert sich zum besserer (sprich: softeren) Mann. Diese - zugegeben gar nicht schlechte - Story hat sich Filmemeacher Rolf Silber schon vor etlichen Jahren ausgedacht. In der Zwischenzeit aber haben sich reihenweise aufgeplusterte Machos im Bett der neuen deutschen Witzischkeit flachgelegt, in „Allein unter Frauen“, „Nur über meine Leiche“, „Japaner sind die besseren Liebhaber“ - und vor allem in dem Schwulitätenhit „Der bewegte Mann“. Darum sieht Silbers im spießigen Mief der Frankfurter Polizei angesiedelter Film, der durchaus mit lichten Augenblicken aufwartet, am Ende unweigerlich aus wie ein Sammelsurium der bewährten Heiterkeitszutaten: alles ziemlich homogen.“ (Der Spiegel) UFA-Palast, Apollo (WHV) und Wall- & Ziegelhof-Kino (OL)
Einsame Entscheidung USA 1996, R: Stuart Baird, D: Kurt Russell, Steven Seagal
„Ein Antiterroristenfilm, in dem Actionheld Steven Seagal das erste Viertel nicht überlebt: das Regiedebüt des Cutters Stuart Baird erweist sich innerhalb des Genres als intellignetes Kammerspiel mit präziser Figurenzeichnung und gleichzeitig als bester Adrenalinstoß seit der „Stirb langsam“-Trilogie.“ (tip) Ufa-Palast, UT-Kinocenter und Wall/Ziegelhof-Kinos (OL)
Ein Schweinchen namens Babe USA 1995, R: Chris Noonan, D: James Cromwell, Magda Szubanski
„Das muß man erstmal auf die Beine stellen: Sprechende Tiere in einem Spielfilm, und das als Unterhaltungsstück für alle von 8 bis 80. Chris Noonan setzte diese unverfrorene Viecherei beschwingt und schweinisch gut in Szene.“ (Bremer) Schauburg, UT-Kinocenter
Eins und eins macht vier USA 1995, R: Andy Tennant, D: Deborah Dean Davis, Mary-Kate u. Ashley Olsen, Kirstie Alley
„Weil sie sich zum Verwechseln ähnlich sehen, fassen die Waise Amanda und die Halbwaise Alyssa einen Plan: Für einen Tag tauschen sie die Rollen. Das brav inszenierte Märchen vom doppelten Lottchen erfreut durch die putzigen Zwillinge und die süße Kirstie Alley.“ (TV-Spielfilm) City und UT-Kinocenter
F
Die Faust im Nacken USA 1954, R: Elia Kazan, D: Marlon Brando, Eva Marie Saint, Karl Malden
"Er machte ihn zum Vorbild für eine ganze Schauspielergeneration, diesen Terry Malloy. Wie er dasteht, in seiner großkarierten Jacke, die Hände in die Hosentaschen gestemmt, wie er Unsicherheit überspielt durch rotzig hingeworfene Sprüche, dann wieder behutsam mit seinen Tauben umgeht, plötzlich redselig wird, als ihn ein Polizist auf den verlorenen Boxkampf anspricht, und voll wütender Energie demonstriert, mit welchem Haken er seinen Gegner hätte flachlegen können. Das ist kein modischer Rebell mehr wie der Motorad-Macho in „Der Wilde“. Hier geht es nicht um ein bißchen Spaß, sondern um so Elementares wie Recht und Arbeit. Schicht für Schicht legt Brando den Kern seiner Figur frei. Und der ist verunsichert, verbittert, enttäuscht.“ (Peter Wiesmeier) Kino 46
The Fugitive Kind USA 1960, R: Sidney Lumet, D: Marlon Brando, Anna Magnani, Joanne Woodward / Originalfassung ohne Untertitel
„Trotz all der großen Namen ist so ziemlich alles falsch an dieser Adaption von Tennessee Williams Stück „Orpheus Descending“. Brando spielt einen mysteriösen Streuner, der eine örtliche Schlampe links liegen liegt, um sich mit einer älteren Frau umd ihrem krebskranken Mann einzulassen. Magnani ist mit ihrem unverständlichen Englisch nicht viel schlechter als Brando, der hier die endgültige Demütigung erfuhr, daß sein Gesang von einem anderen Mann nachsynchronisiert wurde. Lumets Regie ist entweder schwerfällig oder prätentiös, und es gelang ihm nicht, die Probleme eines sehr theatralischen Dialogs und der gefährlich schwachen Rolle von Brando zu lösen.“ (Time Out) Kino 46
G
Das Geheimnis der Braut USA 1994, R: Kayo Hatta, D: Youki Kudoh, Akira Takayama
„Hawaii um die Jahrhundertwende. Die Japaner, die auf den Zuckerrohrplantagen arbeiten, finden eine Ehefrau meistens per Heiratsannonce. In ihrem Erstling erzählt Kayo Hatto die Geschichte der jungen Ryo und ihres Ehemanns, der seine Braut mit dem Foto eines Jüngeren auf die Südsee-Insel gelockt hat. Ohne die erbärmlichen Lebensbedingungen der japanischen Plantagenarbeiter zu beschönigen, ist der Filmemacherin ein poetischer Film gelungen. Stehen die leidenschaftlichen Auseinandersetzungen der Hauptfiguren auch immer im Vordergrund, so führt ihre langsame Annäherung doch in ein kollektives Erlebnis: die unheroische Vorbereitung zum Streik.“ (tip) Atlantis
Das Glück liegt in der Wiese Frankreich 1995, R: Etienne Chatiliez, D: Michel Serraut, Eddy Mitchell, Carmen Maura
„Francis fabriziert Klobrillen - das sieht man seinem Leben an. Die Ehefrau zetert und zwickt, die Fabrik versackt im Chaos, und die Bank verweigert weitere Kredite. Alles „merde“, kurz gesagt. Erst als eine attaktive Unbekannte im Fernsehen nach ihrem lang verschollenen Gatten fahndet, wendet sich das Blatt des Pantoffelhelden: er sieht aus wie der Gatte - und beschließt bald, sich als selbiger auszugeben.“ (Der Spiegel) Cinema, UFA-Stern
The Godfather USA 1972, R: Francis Ford Coppola, D: Marlon Brando, Al Pacino, James Caan / Originalfassung ohne Untertitel
„Ich glaube, dieser Film handelt überhaupt nicht von die Mafia. Ich glaube, er erzählt von einer Firma. Im Grund ist die Mafia das beste Beispiel für Kapitalismus, das wir haben. Don Corleone ist nur einer von vielen amerikanischen Geschäftsinhabern, der versucht sein Bestes zu tun für die Kompanie, oder die Familie, die er repräsentiert.“ (Marlon Brando) Kino 46
H
Halloween VI – Der Fluch des Michael Myers USA 1995, R: Joe Chappelle, D: Donald Pleasance, Paul Rudd
Michael Myers ist nicht totzukriegen. Im ersten „Halloween“ von John Carpenter brachte er als Sechsjähriger seine kleine Schwester um und obwohl dies der einzige wirklich gute Film der ganzen Serie war, scheinen immernoch genug Zuschauer in die Fortsetzungen zu gehen, sodaß wir jetzt bei Teil sechs angelangt sind. Diesmal zieht eine Familie ins ehemalige Haus der Myers, Mamma fühlt sich von einem jungen Mann beoachtet und Sohnemann hat Alpträume, in denen ihm Stimmen befehlen, zu töten. Und so weiter und so weiter... (hip) UFA-Stern
Happy Gilmore USA 1995, R: Dennis Dugan, D: Alan Sandler, Christopher McDonald
„Wer sich über die Mißgeschicke seiner Mitmenschen vor Lachen ausschütten kann, der wird an dieser plumpen Sportkomödie seine helle Freude haben. Die Geschichte des schnell reizbaren Vollchaoten Happy Gilmore, der von einer Karriere als Eishockeyspieler träumt und schließlich Golfprofi wird, um seiner verarmten Oma das Dach überm Kopf zu retten, hätte vielleicht für einen längeren Sketch bei „Saturday Night Live“ gereicht. Man kann auch verstehen, daß Ensemblemitglied Sandler dem Erfolg von „Wayne's World“ nacheifern möchte. aber „Happy Gilmore“ ist schlicht und einfach eben schlicht und einfach.“ (TV-Spielfilm) UFA-Palast, Ufa-Stern und Wall- & Ziegelhof-Kinos
Hera Linds – Das Superweib Deutschland 1995, R: Sönke Wortmann, D: Veronica Ferres, Joachim Krol
„Ein Bestsellerautor, ein Erfolgsregisseur, eine bewährte Besetzung, ein dynamischer Produzent: Was soll da schiefgehen? Wortmann ist sicher einer der talentiertesten deutschen Komödienmacher. Das merkt man, obwohl alles ein bißchen nach Routine riecht.“ (TV-Spielfilm) Ufa-Stern
J
Jeffrey USA 1995, R: Christopher Ashley, D: Steven Weber, Patrick Stewart
„Es ist fast schon gemein, „Jeffrey“ herunterzumanchen, eine bescheidene und gutgemeinte romantische Komödie über Sex in der Aids-Ära. Der Film ist nicht dafür geschaffen, genau analysiert und kritisiert zu werden, und die Filmmacher stört dies auch nicht weiter - genausowenig wie das Publikum im Preview, das auch bei den ältesten Tuntensprüchen gutgelaunt loslachte. Es kann auch mal Spaß machen, die kritischen Maßstäbe niedrig zu hängen und es gibt wohl auch gute Gründe dafür, warum schwule Zuschauer, (für die „Jeffrey“ in erster Linie maßgeschneidert ist) genau dies hier machen. Trotzdem: wenn man den Film an einem auch nur halbwegs annehmbaren Standard mißt, werden seine Ungeschicklichkeiten deprimierend deutlich. Aber ein Pluspunkt bleibt Patrick Stewart (der befehlsgewohnte Captain Picard aus der Fernsehserie „Raumschiff Enterprise“), dessen Leistung als feurige Tunte im großen alten Stil das Konzept der Besetzung gegen den Typ in neue Dimensionen trägt.“ (Sight and Sound) Atlantis
K
Der kalte Finger Deutschland 1996, R: Ralf Huettner, D: Gruschenka Stevenes, Dominic Raake
„Unter dem Künstlernamen Kim verdient Conny nachts mit Telefonsex die dicke Kohle. Einem Stammkunden, der sich „der kalte Finger“ nennt, erzählt sie Geschichten, statt Orgasmen zu simulieren. Als Frauenleichen gefunden werden, so zugerichtet wie Kim fantasierte, ist klar, daß „der kalte Finger“ seine Kunst allzu ernst nimmt. Auch das Objekt seiner nächsten Performance hat er schon ausgesucht: Kim ! Hätten die Drehbuchautoren vor lauter schönen Datails nicht vergessen, daß ein Thriller auch Suspense benötigt, sie hätten mit dieser 1 a-Besetzung und Inszenierung den großen Wurf landen können.“ (tip) City
Khomreh (Der Wasserkrug) Iran 1993, R: Ebrahim Forouzesh, D: Behzad Khodaveishi / Originalfassung mit englischen Untertiteln
Eine kleine Dorfschule am Rand der Wüste. Der Lehrer hat eine sehr heterogene Gruppe von Kindern zu unterrichten. Daneben tauchen noch viel profanrer Probleme auf, als der Tonkrug, der der Wasserversorgung dient, zerbricht. Forouzeshs eindrucksvoller Film erhielt 1994 in Locarno den „goldenen Leoparden. Kino 46
Der Koch, der Dieb, seine Frau und ihr Liebhaber Großbritannien 1989, R: Peter Greenaway, D: Tim Roth, Helen Mirren
„Greenaway ist ein wahrer Misanthrop. In diesem Film gibt es eine kaum verschleierte Verachtung für die blasse Schwäche des menschlichen Fleisches inmitten der protzenden Zelebration von Stoffen, Möbeln und Speisen. Und wenn Greenaway's Kamera immer wieder schnell seitlich von Raum zu Raum fährt, erinnert sie an die Bewegungen einer Ratte an der Fußleiste – erregt durch den menschlichen Unrat.“ (David Thomson) Gondel
L
Leaving Las Vegas USA 1995, R: Mike Figgis, D: Nicolas Cage, Elisabeth Shue, Julian Sands
„Cage zeichnet hier das Portrait eines Mannes in einem Teufelskreis aus Trunkenheit, Delirium Tremens, Bewußtlosigkeit, Kater und kurzen Phasen von schmerzhafter Nüchternheit. Er ist oft schlagfertig, nie komisch und manchmal ekelhaft in seinem Benehmen. Anders als der Trinker in „Lost Weekend“ kann auch die Liebe einer guten Frau ihn nicht retten. “ (The Observer) Schauburg, UT-Kinocenter und Wall- & Ziegelhof-Kinos (OL)
Lisa und die Säbelzahntiger Österreich 1995, R: Bernd Neuburger, D: Bianca Herzog, Cornelia Lippert
„Eine trügerische Idylle. Die achtjährige Lisa wird von der Journalistin Eva und dem Werbetexter Martin adoptiert. Doch nach einigen turbulenten Tagen in ihrer neuen Umgebung wird Lisa klar, daß mit ihren Eltern etwas nicht stimmt. Der österreichische Kinderfilm erzählt zäh von wirren Verhältnissen und einem scheinheiligen Familienleben.“ (tip) Schauburg
M
Madonna in Ketten Deutschland 1949, R: Gerhard Lamprecht, D: Lotte Koch, Elisabeth Flickenschild
"Die „Madonna in Ketten“ ist eine junge, zu drei Jahren Gefängnis verurteilte Ärtzin, die einer gleichfalls inhaftierten Künstlerin Modell steht. Nachdem ihr Mann verhaftet und sie selbst wegen erwiesener Unschuld freigelassen worden ist, sucht sie als Kindermädchen die Nähe ihrer bisher von ihr verheimlichten, inzwischen von einem liebevollen Ehepaar adoptierten kleinen Tochter. Sentimentales und wenig glaubhaftes „deutsches Familiendrama“. Kino 46
Mario und der Zauberer Deutschland 1994, R: Klaus Maria Brandauer, D: Julian Sands, Klaus Maria Brandauer
„Die Verfilmung einer schwächeren Novelle von Thoma Mann geriet unter der Regie von Brandauer zu einem szenisch nur teilweise überzeugenden, schauspielerisch überwiegend schwachem zaitportrait.“ (multimedia) Kino 46
Mary Reilly Großbritannien 1995, R: Stephen Frears, D: Julia Roberts, John Malkovich / Originalfassung ohne Untertitel
„Der Film wurde gedreht mit pretty Julia in der frisch erfundenen Rolle der Haushälterin von Jekyll & Hyde. Das dumpfgraue, in Pseudotragik dümpelnde Werk aber, das Frears ablieferte, gefiel keinem der Hollywood-Verantwortlichen, so daß hektisch an immer neuen Happy Endings herumgefriemelt wurde. Erfolglos: ,Mary Reilly' ist nicht zu retten.“ (Der Spiegel) Ufa-Palast
Michel in der Suppenschüssel Schweden 1971, R: Olle Hellbom, D: Jan Ohlson
Lustiger Kinderfilm über die Erlebnisse und Streiche des kleinen Michel. Der Regisseur der Pippi Langstrumpf-Film durfte auch mal eine Reihe von drei Filmen über einen frechen Jungen drehen. Das Buch stammt natürlich von Astrid Lindgren. Gondel
Michel muß mehr Männchen machen Schweden 1972, R: Olle Hellbom, D: Jan Ohlson
Fortsetzung von „Michel in der Suppenschüssel“ Atlantis
Mosaferan (Reisende) Iran 1992, R: Bahram Beitzai, D: Mozhdeh Shamsai, Jamileh Sheikhi / Originalfassung mit englischen Untertiteln
„Die neueste Regiearbeit von Bahram Beizah, einem der bedeutensten Filmemacher im Iran, beschreibt die Vorbereitungen für ein Hochzeitsfest, in das die Hiobsbotschaft eines schweren Autounfalls hineinplatz. Technisch und formal brilliant spiegelt der Film das Leben durch den Filter des Todes.“ (Programmtext des Kommunalkinos) Kino 46
Murder in the First USA 1995, R: Marc Rocco, D: Christian Slater, Kevin Bacon, Gary Oldman
„Der brutale Strafvollzug auf der Insel Alcatraz vor San Francisco ist immer wieder für ein Sträflingsdrama gut. Diesmal ist es Kevon Bacon, der als Henry Young nach einem mißglückten Fluchtversuch im stockdunklen Verließ unter der Haftanstalt landet. Eigentlich hat dieser Film alles, was zu seinem Gelingen nötig wäre: drei Schauspieler der ersten Reige, eine wahre Begebenheit als Grundlage, ein bewegendes Thema, einen beeindruckenden Schauplatz und eine starke moralische Botschaft. Fehlt nur noch ein guter Regisseur. Doch Marc Rocco läßt seine Schauspieler mit dem Plot allein, schwelgt statt dessen in optischen Mätzchen, verzettelt sich in Details und übertreibt pathetisch, ohne dabei den Zuschauer wirklich zu erreichen.“ (Simone Schellhammer) Ufa-Stern
N
Nach Fünf im Urwald Deutschland 1995, R: Hans-Christian Schmid, D: Franka Potente, Axel Milberg
„Warum soll man nach fünf nicht in den Urwald gehen ? Die Antwort wird nicht verraten, weil sie der „running gag“ in Hans-Christian Schmids witziger Generationsstudie ist. Anna ist 17 umd mit allen Problemen geschlagen, die ein Teenager so haben kann. Sie lebt in einer Kleinstadt, in der ihr Vater, ein biederer Altlinker, Bürgermeister werden will. Ihre kleine Schwester ist viel schlauer als sie, und Mutter versteht sich hauptsächlich als Stütze des Vaters.“ (epd-Film) UFA-Stern
Nicht schuldig USA 1996, R: Brian Gibson, D: Demi Moore, Alec Baldwin
„Die beste Thriller laufen im Kopf ab. Das weiß auch jener hyperintelligente Killer, den sie respektvoll den „Lehrer“ nennen. Er setzt gerne seine eigenen Thriller in Szene - mit wirklichen Opfern. Diesmal bedroht er (Alec Baldwin) eine Geschworene, die Bildhauerin Annie (Demi Moore). Annie soll einen Freispruch für den Mafiaboß erwirken, der den Lehrer bezahlt. Wie der Killer Annie umwirbt und erpreßt, ihr Angst einjagd und zugleich mit perverser Logik klarmacht, daß er der einzige ist, dem sie vertrauen darf - das ist eine atemberaubend ausgefeilte Hirnwäsche. Aber bald mißtraut dieser Thriller der Wahl seiner Waffen. Statt auf den Kick im Kopf setzt er auf Bomben und Revolver; das Psychoduell zwische Jäger und Gejagter weitet sich aus zur blutig-biederen Schlacht. Wer gewinnt, ist absehbar. Wer verliert? Der Film selbst.“ (Der Spiegel) Ufa-Palast und Wall- & Ziegelhof-Kinos
Niki de St. Phalle Deutschland 1994, R: Peter Schamoni, D: Niki de Saint Phalle
Die französisch-amerikanische Künstlerin Niki de Saint Phalle erzählt von ihrem Lebem, ihrem Werk und der Zusammenarbeit mit ihrem 1991 verstorbenen Ehemann, dem 1991 verstorbenen Ehemann, de, Kinetikkünstler Jean Tinguely. Cinema
Nur aus Liebe Deutschland 1996 R: Dennis Satin, D: Katja Riemann, Hannes Jaenicke
„Ganz schön tough, Katja Riemann: Die Beziehungskomödien-Beauftragte des deutschen Films in einem Actionkrimi. An der Seite der im härteren Genre bereits routinierten Hannes Jaenicke und Heinz Hoenig spielt sie die Berliner Taxifahrerin Ella, die es allein mit der Russenmafia aufnimmt. Der 28jährige Regisseur Dennis Satin kann sich in seinem teils komischen, teils aber auch hölzern konstruierten Kinodebüt größtenteils auf seine Darsteller verlassen: Katja & Co. überspielen die Schwächen der Handlung.“ (TV-Spielfilm) City, UT-Kinocenter
O
Orson Welles – One Man Band Deutschland/ Frankreich/Schweiz 1995, R: Vassilli Silovic / Originalfasung mit Untertiteln
„Daß Welles sich nie mit seinem frühen Ruhm begnügte, sondern sich seine unbändige Lust am Filmemachen bis zu seinem Tod 1985 bewahrte, zeigt dieser Dokumentarfilm, der möglich wurde, als seine langjährige Lebensgefährtin und Mitarbeitetin Oja Kodar 1994 Welles Schatzkammer öffnete: 1,8 Tonnen Material, die in einem Lagerraum in Los Angeles seit seinem Tode verschlossen waren. Die Sensation des Films sind die hier erstmals gezeigten Ausschnitte aus Filmen, bei denen man sich fragte, ob sie überhaupt existierten: der Hochseethriller „The Deep“, „The Merchant of Venice“ oder Welles legendärster Film „The Other Side of the Wind“, mit einer All-Star-Besetzung und John Huston als Alter Ego des Regisseurs zwischen 1970 und 1976 gedreht.“ (tip) Kino 46
Q
Queimada Italien 1969, R: Gillo Arlorio, D: Marlon Brando, Evaristo Marquez
„Gillo Pontecorvo's großangelegtes, ekstatisches Epos über einen Sklavenaufstand in der Mitte des 19. Jahrhunderts auf einer fiktiven karibischen Insel wird von der neomarxistischen Position eines Frantz Fanon aus erzählt. Der Film versucht eine aufständische Lunte an das Genre des Piratenfilms zu legen, in dem er die populäre Form des Kostum-Abenteuerfilms nutzt, um die revolutionäre Leidenschaft der Schwarzen zu entfachen. Marlon Brando spielt einen britischen agent provocateur, der die Revolte auslöst um sie dann zynisch wieder niederzuwerfen. Er personifiziert sowohl die manipulative Politik der kolonialistischen Staaten wie auch den US-amerikanischen Einsatz in Vietnam.“ (Pauline Kael) Kino 46
R
Das Rosenbett USA 1996, R: Michael Goldenberg, D: Christian Slater, Mary Stuart Masterson
„Junge trifft Mädchen, Junge verliert Mädchen, Junge gewinnt Mädchen zurück. Während diese betörend schlichte Formel bei den meisten Liebesfilmen funktioniert, erscheint sie hier platt und phantasielos. Zu sehr auf schicke, Clip-kompatible Bilder konzentriert, vergißt Goldenberg, die Tiefen und Spannungen einer schwierigen Beziehung auszuloten. Weder glaubt man Mary Stuart Masterson die toughe Geschäftsfrau, noch kauft man dem Blumenlieferanten Christian Slater ab, einst ein hochbezahlter Manager gewesen zu sein.“ (tip) UFA-Palast
Roula – Dunkle Geheimnisse Deutschland 1995, R: Martin Enlen, D: Anica Dobra, Martin Umbach
„Zusammen mit seiner Tochter verbringt Leon die Ferien in einer dänischen Bungalowsiedlung. Er veliebt sich in die Verwalterin Roula. Diese ist mit ihrem Vater in ein ritualisiertes Verhältnis inzestiöser Abhängigkeit verstrickt. Schnell wird der Zuschauer in die mysteriöse Beziehung eingeweiht, der Wissensvorsprung sorgt für Suspense. Inzest ist hier Teil eines detektivischen Puzzles, in dem der kriminalistische Kniff eine Distanz schafft, die das prekäre Thema vor dem sozialtherapeutischen Versumpfen und der ewigen Betroffenheit bewahrt.“ (tip) Filmstudio
S
Der scharlachrote Buchstabe USA 1995, R: Roland Joffe , D: Demi Moore, Gary Oldman, Robert Duvall
„Sage noch jemand, Hollywood haben mit den Jahren Skrupel beim Verhunzen literarischer Klassiker entwickelt. Nathaniel Hawthornes Puritanersaga verwandelt sich in dieser Leinwandadaption in einen kitschigen und kreuzlangen Lore-Roman von der tapferen kleinen Frau, die sich im Namen der Liebe mit den hartherzigen Sittenaposteln des 17. Jahrhunderts anlegt.“ (Der Spiegel) Gondel
Sinn und Sinnlichkeit England 1995, R: Ang Lee, D: Emma Thompson, Hugh Grant u.a.
Statt aus der episch breiten Story um die Dashwood-Schwestern und ihrem Liebeswerben eine flache Ausstattungs-Orgie a la Merchant Ivory zu machen, hat Ang Lee so viel Laura Ashley-Atmosphäre wie nötig und so viel ironische Distanz wie möglich in seinen Film gesteckt. Wobei Emma Thompson als verstandesgeleitete Elinor um Hugh Grant (von Ang Lee am Herumkaspern wirksam gehindert) wirbt und ihre Schwester Marianne (Kate Winslet) sich Hals über Kopf in einen nicht ganz ehrenhaften Beau verliebt. (Mu) Modernes, City
Die Spur der roten Fässer Deutschland 1995, R: Kai Wessel, D: Florian Bamberg, Meike Fellinger
Vier Freunde und der Umweltschutz ! Ein Kinderkrimi in dem Roman, Julia, Jonas und Tekin bösen Umweltsündern auf die Spur kommen, die auf einem verlassenen Militärgelände gefährliche Fässer lagern. Diese vergiften ausgerechnet den See, in dem die Kinder in ihren Sommerferien baden wollen. Kino 46 und Bgh. Vegesack
T
Toy Story USA 1995, R: John Lasseter
Das Spielzeug scheint wirklich auf der Leinwand lebendig zu werden. Die Abenteuer von Woody & Buzz sind zwar nicht ganz so originell und witzig wie die handgekneteten von „Wallace & Gromit“, aber dennoch ist „Toy Story“ schönstes Unterhaltungskino. Und das nicht nur für Kinder, sondern auch für alle Kindsköpfe, die sich noch gerne an ihr eigenes Lieblingsspielzeug erinnern. (hip) Schauburg, UFA-Stern, UT-Kinocenter und Wall- & Ziegelhof-Kino
W
Wallace & Gromit - unter Schafen Großbritannien 1995, R: Nick Park / Originalfassung mit Untertiteln
„Es gibt da eine fantastische Straßenjagd, bei der Gromits Beiwagen sich vom Motorrad von Wallce ablöst und in ein Kampfflugzeug verwandelt - ganz wie bei Snoopy: ein boshaftes Lamm, das wie der Pinguin in „The Wrong Trousers“ agiert und ein Puzzle,das in Gromits Zelle geliefert wird und zusammengesetzt die Botschaft über die Flucht enthält. Als eine bemerkenswerte Mischung aus Kindlichem und Raffiniertem ist der Film in jeder Minute überraschend.“ (The Observer) Cinema
Wolken ziehen vorüber Finnland 1996, R: Aki Kaurismäki, D: Kati Outinnen, Kari Väänänen
„Das hier gezeigte Elend, das kein extremes ist, sondern eines, das schleichend herankommt und „normale Leute“ trifft, ruft ein immens großes Mitleid für die liebevoll gezeichnete Figuren hervor. Doch trotz der düsteren Themen Arbeitslosigkeit und Rezession ist das neue Werk des Finnen Aki Kaurismäki erstaunlich optimistisch. Bei aller Tragik brechen sich die komischen Zwischentöne durch die Minimalistik der Dialoge, Mimik und Gestik Bahn. Die dem 1995 verstorbenen Stamm-Schauspieler Kaurismäkis, Matti Pelonpää, gewidmete Tragikomödie ist ein warmherziges, poetisches Märchen.“ (Nina Grundmann) Schauburg
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