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Chinas Armee im Kampf gegen die Fluten

■ Bei den Überschwemmungen im Süden und Osten des Landes kamen bisher 237 Menschen ums Leben, eine halbe Million wurde obdachlos. Auch Staudammprojekte konnten die Gefahren nicht beheben

Peking (dpa/taz) – Bei der Hochwassenkatastrophe in Ost- und Südwestchina sind nach Angaben des chinesischen Außenministeriums vom Freitag mindestens 237 Menschen ums Leben gekommen. Es handele sich um das schlimmste Unwetter seit 50 Jahren. Den Schaden schätzt die Regierung auf mehr als eine Milliarde Dollar. Eine halbe Million Menschen mußte seit dem vergangenen Wochenende evakuiert werden. Mehr als 1,2 Millionen Menschen waren zeitweilig in ihren Dörfern von der Außenwelt abgeschnitten. Insgesamt sind rund zehn Millionen Menschen von der Katastrophe betroffen.

Das Hochwasser hat zu der größten zivilen Mobilisierung von Streitkräften in der Geschichte der Volksrepublik China geführt. Über 400.000 Soldaten waren in den letzten Tagen im Einsatz, um vom Hochwasser Eingeschlossene zu retten, Dämme zu verstärken, Geröll und Schlammassen, die Straßen und Wege blockieren, beiseite zu räumen. Das schlechte Wetter soll nach Angaben chinesischer Meteorologen noch einige Tage anhalten. Nach wie vor besteht deshalb die Gefahr, daß der im Bau befindliche Drei-Schluchten-Staudamm am Jangtsekiang, eines der größen Projekte des chinesischen Modernisierungsprogramms, von den Fluten eingedrückt wird. Gefährdet bleibt auch die Millionenstadt Hangshouin am Tiaoxi-Fluß. Tausende von Helfern verstärken hier im Wettlauf mit der Zeit die Dämme.

Die schlimmsten Regenfälle sind in den östlichen Provinzen Anhui, Zhejiang und Jiangxi sowie im Südwesten in der Provinz Guizhou niedergegangen. Zahlreiche große Flüsse traten über die Ufer. 1,3 Millionen Hektar Ackerland standen unter Wasser, die Felder wurden zerstört. 211.000 Häuser wurden von den Fluten fortgerissen, weitere 510.000 beschädigt. Viele Menschen kamen ums Leben, weil ihre Häuser binnen weniger Stunden überflutet waren. Zahlreiche Erdrutsche forderten ebenfalls Menschenleben. „Die Statistik ist noch nicht komplett. Die Zahl der Todesopfer wird mit Sicherheit noch steigen“, erklärte ein Funktionär der heimgesuchten Provinz Guizhou.

Obwohl sich die chinesischen Behörden traditionell zieren, das Ausland zur Hilfe zu rufen, gab es eine Reihe von Hilfsgesuchen auf lokaler Ebene. Die katholische Hilfsorganisation Caritas International hat als erste 150.000 DM für Hilfsunterkünfte und als Starthilfe für Obdachlose zur Verfügung gestellt. Die Aktion wird über die Hongkonger Schwesterorganisation der Caritas abgewickelt.

Die Regenzeit dauert in China vom Juni bis September, periodische schwere Überschwemmungen sind die Folge, die letzte von 1995 forderte 500 Todesopfer. Seit Gründung der Volksrepublik hat die chinesische Regierung durch zahlreiche Kanal- und Dammprojekte versucht, die Flutkatastrophen zu bannen. Trotz großer, allerdings um den Preis ökologischer Verwüstungen errungener Erfolge ist es aber nicht gelungen, wenigstens die Hauptflüsse katastrophensicher zu machen.

Inmitten der Katastrophenmeldungen gab es auch eine erfreuliche Meldung: Der Hangzhousee, einem der großen Anziehungspunkte des Tourismus, wurde für den Bootsverkehr wieder freigegeben. C. S.

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