: Foron wird doch nicht abgetaut
Genug gezittert: Der Hersteller des weltweit ersten FCKW-freien Kühlschranks wurde an die niederländische Atag Kitchen Group verkauft. Waschgerätestrecke ist noch zu haben ■ Von Detlef Krell
Niederschmiedeberg (taz) – Im Erzgebirge werden weiterhin Kühlschränke gefertigt. Die niederländische Atag Kitchen Group hat das Kühlgerätesegment der Foron Hausgeräte GmbH in Niederschmiedeberg übernommen. Atag-Vorstandsmitglied Rob Vermeulen lobt die Hersteller des weltweit ersten FCKW-freien Kühlschranks: „Foron ist mit seinem Kühlgerätebereich ein Unternehmen mit vergleichbarem Innovationspotential wie wir“. Vor allem in den neuen Bundesländern habe Foron eine „interessante Markenbekanntheit“.
Atag will in der neu zu gründenden Foron Haus- und Küchentechnik GmbH die Geschäftsfelder Kühlen und Gefrieren weiterführen und zudem Kochöfen sowie Einbaugeräte fertigen. 100 Arbeitsplätze sollen dauerhaft erhalten und weitere 75 MitarbeiterInnen zunächst mit befristeten Arbeitsverträgen beschäftigt werden. Die Niederländer steigen mit sieben Millionen Mark Stammkapital ins Erzgebirge ein. Das ist mehr, als Gesamt-Foron bisher besessen hat. Damit soll im nächsten Jahr ein Umsatz von 40 Millionen Mark erwirtschaftet werden, rund ein Drittel des Foron-Umsatzes von 1995. Und Fördermittel? Die Verhandlungen mit dem Land und der Bundesanstalt für vereinigungsbedingte Sonderaufgaben (BvS) seien „mit positivem Ergebnis“ abgeschlossen worden, sagt Geschäftsführer Helmut Vieten. Für den Unternehmensbereich Waschgeräte im nahen Schwarzenberg will der bisherige Foron-Verwalter Wolfgang Tack Investoren suchen. Rund 200 Menschen arbeiten dort.
Foron hatte wochenlang mit mehreren Interessenten verhandelt, nachdem das Unternehmen im Frühjahr Gesamtvollstreckung beantragen mußte. Ende Juni wurde allen 600 MitarbeiterInnen an den Standorten Niederschmiedeberg und Schwarzenberg gekündigt, 424 von ihnen bekamen befristete Arbeitsverträge. In den Strudel gerieten die sächsischen Wasch- und Kühlgerätehersteller, nachdem im Februar der türkische Koc-Konzern aus den Verhandlungen ausgestiegen war. Davor hatten sich bereits die Branchenriesen Bosch und der koreanische Samsung-Konzern bei Foron umgesehen. Jedesmal war der Verkauf geplatzt. Atag ist bekannt für farbige Hausgeräte, bildschirmgesteuerte Backöfen und andere Küchenwunder. In diesem Jahr haben die Niederländer bereits dreimal in Deutschland eingekauft: Seppelfricke Haus- und Küchentechnik GmbH Gelsenkirchen, Herkules Fahrrad GmbH Nürnberg, Wamsler Haus- und Küchentechnik GmbH München.
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