piwik no script img

Wohin mit dem Dreck?

■ betr.: „Der lange Marsch in den Ausstieg“, taz vom 6.8. 96

Klaus-Peter Klingelschmitts These: „Wer den Ausstieg aus der Atom- und Plutoniumwirtschaft befürwortet, muß auch die Hand heben für Abwrackung der Atommeiler und der Brennelementfabriken – und für ein Endlager“, ist nur die halbe Wahrheit; denn es fehlt die Voraussetzung für diesen Satz. Sie müßte lauten: „Wer jetzt den Ausstieg will und dieser bereits beschlossene Sache ist“, oder andersherum: „Wenn kein Gramm Plutonium mehr erzeugt wird und der Stillstand der Atomreaktoren vollzogene Sache ist, dann...“

Die Stillegung der MOX- Brennelementfabrik in Hanau ist eine gute Sache, wofür wir fast zwei Jahrzehnte gekämpft haben, aber es kann uns nicht gleichgültig sein, wohin der Schrott kommt und wie „die selbstverschuldeten Altlasten der Atommafia“ in einen sogenannten „endlagerfähigen“ Zustand versetzt werden.

Würden wir allzu leicht auf die vielfach von Journalisten gestellte Frage eingehen, „Ja, was wollt ihr dann, daß mit dem Zeugs gemacht wird“, so würden wir uns in eine Verantwortung einbinden lassen, die einzig und allein bei den Atombetreibern liegt. Es gilt nun mal die Devise: „Wer die Karre in den Dreck gefahren hat, kann nicht zu den anderen sagen: Übernimm du die Verantwortung, daß sie wieder flott wird!“ Es wäre fatal, wenn wir uns zum jetzigen Zeitpunkt zu Beratern der Atommafia machen ließen und deren Verantwortung auf die eigenen Schultern nähmen!

Daher kann unsere derzeitige Aufgabe nur darin bestehen, wie uns K.-P. Klingelschmitt auch für den Erörterungstermin im Oktober empfiehlt: „Kein Pardon bei den Sicherheitsauflagen zulassen.“ [...] Doch was heißt hier schon Leerfahrbetrieb? Siemens hat seine Restbestände jahrelang herumliegen lassen und muß sie nun irgendwie loskriegen. Daher würde der Begriff „MOX-Altlastenbeseitigung“ besser passen! Deshalb sind auch Alternativen gefragt, denn Siemens hat eben nicht ausreichend geprüft, ob nicht zum Beispiel weitere Sicherheitsmaßnahmen, wie zusätzliche Verbunkerung für die Altanlage bei der Restplutoniumbearbeitung oder gar die verbunkerte Neuanlage besser sind! [...]

Letztlich sind wir nicht die Nothelfer der Atommafia, die uns früher oft genug als Spinner bezeichnet hat. Als narbenbedeckte Recken der Bewegung, wie uns kpk liebevoll bezeichnet, sind wir zwar grau geworden, aber zum Glück haben wir noch kein Moos angesetzt. Elmar Diez, Initiativgruppe

Umweltschutz Hanau (IUH)

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen