: Mahr kann ja nicht selbst boxen
■ Warum Halbschwergewichtler Graciano Rocchigiani und den Promoter Sauerland seit gestern wieder ein Einjahresvertrag eint
Berlin (taz) – Was, wenn der eben verpflichtete neue Held gleich den ersten Kampf verlöre? Der Informationsdirektor zuckte nicht einmal mit den Schultern. „Wir können nur die besten Voraussetzungen bieten“, sagte Hans Mahr, „boxen können wir nicht, das müssen die Herren selbst.“
Und wenn der neue Held keiner sein mag? Graciano Rocchigiani würde auch gegen seinen Willen einer werden – da ist mit dem Sender RTL nicht zu spaßen. Aber er will ja. So standen sie also gestern mittag in einem Berliner Hotel und freuten sich alle. Wenn RTL nicht an den „aufrechten Kämpfer“ (Mahr) glaubte – und daran, dessen „Vorteile noch unterstreichen zu können“ –, hätte man ihn nicht den Vertrag mit dem Partner Sauerland Promotion unterschreiben lassen. Sagt Mahr. Andererseits ist der 17,5-Millionen-Quotenmann Maske gegangen. Und somit Rocchigiani der „einzige im Moment auf dem Markt“ (Mahr), um den Laden am Laufen zu halten.
Rocchigiani (32) bekommt also einen Einjahresvertrag, der drei Kämpfe umfaßt. Was er sonst noch bekommt, wollte keiner sagen. Es sei jedenfalls, sagt Rocchigiani, „bedeutend“ weniger, als Don King/premiere geboten hatten.
Wilfried Sauerland hatte den Boxer einst zum Suppermittelgewichts-Weltmeister gemanagt. Danach hieß man sich das eine oder andere. Rocchigiani verlor gegen Eubank, zweimal gegen Maske und zuletzt gegen Michalczewski.
Virgil Hill, den WBA/IBF- Halbschwergewichtsweltmeister, wird man wohl nicht kriegen. Ein WM-Kampf aber wird sich finden. In jedem Fall soll Rocchigiani im März oder April in Berlin boxen. Der Sohn eines sardischen Eisenbiegers wirkte richtig fröhlich gestern. „In erster Linie“, sagte er, „geht es um den WM-Titel und was man damit verdient.“ Selbst für das den Kämpfer wattierende RTL- Showprogramm hat er schon eine Idee. „Ich glaube, Kiss will ein Comeback starten“, sagte er. Da grinste Mahr und sagte: „Sie sehen, wir sind schon auf dem besten Weg.“ Was beide offenbar nicht wußten: Kiss sind ein erledigter Fall. Peter Unfried
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