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■ QuerspalteDa ist nichts, was denkt

Das gelbe Trikot (früher: Maillot jaune) ist deutsch, ab sofort wird wieder „Fußball g'spüit“ (Beckenbauer).

Kurz vorm Saisonstart hat sich der Rekordnationalspieler blamiert. Was Sie nicht sagen? Der blamiert sich doch ständig. Ja, ja. Armer Kerl. Na, arm ist vielleicht der falsche Ausdruck. Der Trottel. Genau, die Rede ist von Lothar Matthäus, dem Mann, der sich am konsequentesten Adornos Diktum aneignete, daß es bei vielen Menschen bereits „eine Unverschämtheit“ sei, „wenn sie ,ich‘ sagen“, der also meist sehr schnittig von sich selbst in der dritten Person spricht; dem Mann, der es geschafft hat, daß die Rechtschreibreform, bevor sie in Kraft tritt, auf Eigennamen angewandt worden ist. Denn sinnvoll modifiziert heißt er längst Loddamaddäus. Er redet und redet. Ohne Pause. Von einer Denkpause ganz zu schweigen. Da ist nichts, was denkt.

Nun „kollidierte“, wie es die Agenturen formulierten, Loddamaddäus mit der Titanic. Im Namen von RTL bot ihm die Redaktion eine eigene Fernsehshow an. Und Matthäus rief umgehend zurück. Rief zurück und redete und redete und redete, machte seinerseits Vorschläge, lehnte dies ab, stimmte jenem zu.

Von Herrn Matthäus zu verlangen, in diese Falle nicht zu tappen, wäre vermessen. Hat nicht ein Privatfernsehsender neulich mit C. Schiffer etwas produziert? Und F. van Almsick? Beide kriegten ihre TV-Nullnummern, ohne daß die Projekte schließlich in Serie gingen. Ein Fehlverhalten ist Herrn Matthäus also nur insofern vorzuwerfen, als er nicht längst einen persönlichen Referenten beschäftigt, der die gröbsten Schnitzer zu vermeiden hilft. Haben Politiker ja auch deswegen.

Übrigens kann anderen Bayern-Spielern nichts dergleichen passieren. Sie sind mit ihren Gedanken woanders. Kapitän Thomas Helmer hat berichtet, daß „in der Kabine und im Kraftraum“ Fernseher hängen. Da laufe „den ganzen Tag nur n-tv, weil auf dem Sender ständig die aktuellen Notierungen gezeigt werden.“ Vielleicht sollte man mal im Namen von n-tv... Dietrich zur Nedden

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