: Transfair-Trommeln
Unkonventioneller Handel: Percussionistin importiert Djembés aus Gambia. Selbstlose Unterstützung der Trommelbauer ■ Von Vanessa Ogle
„Afrikanische Trommelmusik ist ein Ausdruck von Energie und Lebensfreude.“Angelika Wenk sagt's und strahlt übers ganze Gesicht. Percussion gehört seit vier Jahren zum Leben der 45jährigen wie für andere der Sportverein. Doch das Hobby von Angelika Wenk endet nicht beim Trommelschlag. Auch die Instrumente haben es ihr angetan.
Im Februar vergangenen Jahres stieß sie während einer Urlaubsreise im westafrikanischen Gambia zufällig auf Trommelbauer, die in mühevoller Handarbeit „richtige Profitrommeln“herstellen. Eine dieser Djembés brachte Angelika Wenk mit nach Deutschland. TrommlerkollegInnen waren begeistert, jede wollte auch solch ein hochwertiges Instrument haben. Nichts leichter als das, dachte sich Angelika Wenk. Immerhin: „Gambia ist ein sehr armes Land, der Tourismus zieht sich wegen der unsicheren politischen Lage immer stärker zurück.“Auch die Trommelbauer und Percussion-Musiker vor Ort bekämen dies zu spüren.
Seit gut einem Jahr unterstützt die Trommlerin nun gambische Trommelbauer beim Verkauf ihrer Djembés. „Ich bestelle meist etwa sechs Trommeln, die mit dem Flugzeug für 120 bis 180 Mark Frachtkosten pro Stück hier eintreffen.“Per Kleinanzeige findet die 45jährige schnell AbnehmerInnen – rund 60 Djembés hat sie hier bereits verkauft. Eine Import-Trommel aus Gambia kostet bei ihr je nach Größe zwischen 350 und 550 Mark. Dieser Preis liegt unter dem in Deutschland üblichen Ladenpreis, aber über den Summen, die in Afrika dafür gezahlt werden. „So haben beide Seiten etwas davon“, meint Wenk. Sie selbst verdient an dem unkonventionellen Djembé-Handel nichts. Das Geld wird per Post nach Gambia verschickt, und sei, wie die 45jährige versichert, bisher immer bei den Instrumentenbauern angekommen.
Der Bau einer Djembé verlangt viel Fingerfertigkeit. Trommelbauer stammen oft aus Musikerfamilien, erzählt Angelika Wenk. Das Handwerk hat viel Tradition, will aber gelernt sein: Die Rohlinge aus Dimber-Holz, einer wilden Mango-Art, werden aus den Stämmen herausgeschnitten und ausgehöhlt. Anschließend werden die Klangkörper abgeschliffen und geölt. Durch Nylonschnüre und Eisenringe gehalten, wird dann das Ziegenfell aufgespannt – darin liegt die Kunst des Trommelbauens: „Das Schwierigste ist es eben, die Trommel bis auf den äußersten Punkt zu spannen, sie aber nicht zum Platzen zu bringen“, weiß Wenk. Ihre Djembés seien meist so gut aufgezogen, daß in den wenigsten Fällen nachgespannt werden müsse. Mit den Instrumenten, die Reisende billig am afrikanischen Flughafen erstehen könnten, so Wenk, „und die dann als Souvenir neben Wurfspeer und Maske im Wohnzimmer landen, haben diese Trommeln nichts gemein.“
Wer mehr über die Trommeln aus Gambia erfahren will, kann sich unter 44 95 28 bei Angelika Wenk, Bundesstraße 29, in Hamburg melden.
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