: Kontrolleure der Pinneberger Verkehrsbetriebe setzten einem angeblichen Schwarzfahrer heftig zu / PVG bestreitet die Vorwürfe Von Marco Carini
Prügelstrafe für Fahrscheinlose? Drei Zeugen, darunter ein taz-Mitarbeiter, berichten von einem brutalen Übergriff auf einen vermeintlichen Schwarzfahrer durch Kontrolleure der Pinneberger Verkehrsgesellschaft (PVG) an der Bushaltestelle Feldstraße im Karoviertel. Nach übereinstimmenden Aussagen wurde Marcel von K. von zwei „Kontros“ derart heftig aus dem Bus geschleudert, daß er an Ellenbogen und Knien heftig blutete.
Anschließend preßten insgesamt vier Fahrscheinprüfer den Mann mit Gewalt an einen Ampel-Verteilerkasten, bis die Polizei eintraf. Nach den Angaben der Zeugen leistete der Mißhandelte keinen aktiven Widerstand. Zwei Passanten berichten darüber hinaus, daß einer der Kontrolleure Marcel von K. die Armbanduhr abnahm und diese provokativ auf den Gehweg fallen ließ, so daß sie in die Brüche ging.
Die PVG, die im Auftrag des Hamburger Verkehrsverbundes auf der Buslinie 111 fährt und kontrolliert, bestreitet nicht, daß es zu massiven „Handgreiflichkeiten“ zwischen ihren Fahrscheinprüfern und dem vermeintlichen Schwarzfahrer gekommen sei. PVG-Betriebsleiter Zoran Suka: „Die Kontrolleure haben das Recht, sich zu wehren“.
Nach Sukas Angaben habe Marcel von K., der ohne Ticket im Bus angetroffen worden sei, die Fahrscheinprüfer bereits während der Fahrt mit Beschimpfungen wie „Du Nazischwein“ beleidigt. Als die Bustüren geöffnet waren, habe der Mann versucht zu flüchten und einen PVGler, der ihn zu stoppen versuchte, mit Tritten gegen das Schienbein verletzt.
Anschließend sei es zum „Clinch“ zwischen den Kontrolleuren und Marcel von K. gekommen, bei dem der angebliche Schwarzfahrer die Fahrscheinprüfer bespuckt hätte. Die Uhr sei Marcel von K. aus seiner Mütze gefallen und so kaputtgegangen. Die Kontrolleure hätten gegen den widerspenstigen Mann inzwischen bei der Polizei Strafanzeige wegen Körperverletzung und Beleidigung gestellt.
Marcel von K., der ebenfalls Strafanzeige gegen die PVG-Mitarbeiter stellen will, bestreitet diese Darstellung energisch: „Als er schon dabei war, eine Fahrkarte zu lösen“, seien die Kontros eingestiegen und hätten dem Busfahrer verboten, das Ticket auszuhändigen. Dies wurde gegenüber der taz auch von dem betroffenen Busfahrer im Prinzip bestätigt. Anschließend hätten ihn die Kontros gezwungen den Bus zu verlassen, ihn gewaltsam zu Boden und später gegen den Verteilerkasten gedrückt. Von K. habe dabei weder versucht zu fliehen, noch sei er handgreiflich geworden. Für einen der Zeugen sind die Vorfälle kein Einzelfall: „Ich habe bereits mehrere solcher Aktionen von PVG-Kontrolleuren beobachtet, die sich meist gegen Jugendliche und Ausländer gerichtet haben“.
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