: Herz-Körper-Teile
■ Das Meta Theater zeigt ost-westlich inspirierte, getanzte Träume in der Bühne B 12
Moosach bei München klingt für den gemeinen Nordeuropäer nach Biergarten und Brezeln, bestenfalls. Nun mögen das, ohne dem Städtchen zu nahe treten zu wollen, bis 1979 auch seine größten Attraktionen gewesen sein. Dann aber bauten sich dort ganz im Geist der Zeit ein paar vom Staatstheater frustrierte Schauspieler und ein Architekt ein Werkhaus, das sich durch Schlichtheit und große Fenster auszeichnete, und begannen in den hellen Räumen und angrenzenden Wiesen ein „Theater der Veränderungen“ zu proben, das „neue körperliche Ausdrucksweisen“ in den Mittelpunkt stellt. Das waren die Siebziger, mag man lächeln, aber die positiven Ergebnisse der theatralischen Forschungsarbeiten ließen sich offensichtlich erfolgreich in die Neunziger tragen: Das Meta Theater Moosach spielt heute in Bombay, Bordeaux, Montréal, New York und Shanghai. Unter anderem.
Als ständige Orientierungspunkte ihrer Arbeit nennen Ulrike Döpfer und Axel Tangerding Grotowski und Ellen Stewart, Gründerin und Leiterin des New Yorker La Mama Experimental Theatre. Mit beiden TheatermacherInnen, die für die Entwicklung des westlichen Theaters von entscheidender Bedeutung waren, haben Döpfer und Tangerding gearbeitet. Mit dem Polen probten sie im Teatr Laboratorim in Wroclaw zwei Projekte, die ihr Verständnis von Theater und damit die folgenden eigenen Arbeiten massiv veränderten: über Tänze, Prozessionen und Riten zur „Wiederentdeckung der Kunst als Weg des Wissens“.
Auf diesem Weg weiter führte sie 1984 Yoshi Oida. Der japanische Schauspieler, der bei Peter Brook in Paris engagiert und den Hamburgern u.a. durch seine Molly Sweeny-Inszenierung am Thalia Theater bekannt ist, hat mit dem Meta Theater Über den Berg kommen und 1989 die Trilogie Katan erarbeitet. Improvisation und Strukturfindung sowie eine Schauspielregel des japanischen Nô-Theaters aus dem 14. Jahrhundert wurden entscheidend: „Das Herz zu zehn Teilen, den Körper zu sieben Teilen bewegen.“
Zur Bühne B12 kommen die Moosacher mit Träume, zwei Erzählungen über Herz und Seele von Lafcadio Hearn, die der Nô-Meister Akira Matsui für die Bühne bearbeitet hat. Christiane Kühl
Donnerstag, 28. Mai - Sonntag, 31. Mai, 20 Uhr, Bühne B 12, Bullerdeich 12
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