: Vater, Sohn und Grammophon Ein Gespräch mit Musik
(Man denke sich ein Grammophone)
Der Vater spricht zu seinem Sohne:
„Ohne
Weibe ist der Mann verloren,
schreib dir's hinter beide Ohren!“
Des Sohnes Antlitz füllet Blässe.
(düster grummeln Kontrabässe)
Dann sagt er laut und sagt mit Fug:
„Lug!“
und auch mit Recht:
„Betrug!
So sprecht,
Vater, ist denn Liebe schlecht,
wenn Mann und Mann... wie soll ich sagen...?“
(leises Flötenspiel erklingt)
Der Vater zürnt: „Wie kannst du's wagen...“
(und eine Frauenstimme singt)
Der Sohn entgegnet: „Jetzt muß's raus,
er heißt Klaus
(massives Blechbläsergebraus)
und ist mein Schatz, ihm gilt mein Sehnen.
Ich wollt es bisher nie erwähnen,
doch bindet uns ein innig Band,
was ich bisher bei keinem Weibe...“
„Man schaffe mir den Strolch vom Leibe!“
„Vater, nein, ich bitt' dich, bleibe!
...bei keinem Weibe nie gekannt!“
Der Vater schweigt, wie Väter schweigen,
(im Hintergrund erklingen Geigen)
wenn sie die Nachricht eingeholt
daß ihr Kinde falsch gepolt.
Er grübelt lang
(Tenorgesang)
und sagt dann väterlich gediegen:
„Ich denke, Sohn...“ „Oh, Vater, ja?“
„...wie die Dinge scheinbar liegen,
und sie liegen sonderbar,
hilft kein Brechen und kein Biegen:
Das Herz kann keiner dirigieren!“
(Orgeltöne sanft vibrieren)
„Und ich will dich doch nicht verlieren,
dich, ...“
„Mein Vater?“ „Ja, Sohn, sprich!“
„Keinen liebst du so wie mich,
doch keinen lieb ich so wie Klaus!“
„Wer ist Klaus...???“
(Musik ist aus)
Jan Kaiser
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