piwik no script img

Die Bremer Kinotaz ... ... alle Filme, alle Termine

A

Akte X – Der Film USA 1998, R: Rob Bowman, D: David Duchovny, Gillian Anderson

„Nein, wir verraten die Auflösung nicht! Das besorgt dieser Film schon selbst viel zu früh. Nach einer packenden halben Stunde ist der Zusammenhang zwischen mysteriösen Viren, Aliens und einer irdischen Verschwörung klar – danach reichen die Spannungsbögen nur noch von einer unwahrscheinlichen Situation zur nächsten. Rasant, gut fotografiert und gespielt, toller Soundtrack – aber im rasenden Actionfieber sind den Machern die Sinne für Logik geschwunden. Wie z.B. schafft es der überwachte und verfolgte Mulder, mal eben unbehelligt zu einer geheimen Station in der Antarktis vorzustoßen? Am (offenen) Ende wissen wir aber, daß wir keiner Regierung trauen sollten und daß Scully und Mulder einander wirklich und wahrhaftig lieben. Mehr Ungereimtheiten als jede Verschwörungstheorie – aber für Fans ein Muß!“ (TV-Spielfilm) UFA-Palast, CinemaxX, City, UT-Kino, Lindenhof (Wildeshausen), Lichtspielhaus (Del), Wall- & Ziegelhofkinos (Ol)

Arielle, die Meerjungfrau USA 1997, R: Ron Clements

„Zur Wiederaufführung spendierte Disney neue deutsche Synchronstimmen (u.a. Jan Josef Liefers) und neue Gesangsversionen. Erwischt hat's Ute Lempers Gesang. Das tut uns aber leid.“ (TV-Spielfilm) Schauburg, CinemaxX, Wall- & Ziegelhofkinos (Ol)

Armageddon USA 1998, R: Michael Bay, D: Bruce Willis, Billy Bob Thornton, Steve Buscemi

„Logik, selbst deren rudimentäre Reste, darf man von einem Film wie „Armageddon“ nicht erwarten. Es wäre vermessen, zu hinterfragen, warum die NASA einen verlotterten Trupp Ölbohrer zur Asteroiden-Abwehr in den Weltraum beordert und nicht etwa – man könnte ja auf die Idee kommen – ausgebildete Astronauten. Geschenkt. Hier zählt nur das Wesentliche: Macht kaputt, was euch kaputtmacht – und sicherheitshalber auch alles andere. Alles an diesem Film ist übertrieben und restlos aufgebläht. Die patriotischen Anwandlungen der klotzigen „Americana“ sind salbungsvoller als Bill Pullmans Rede in „Independence Day“, und die Love-Story zwischen Liv Tyler und Ben Affleck hätte auch den Beifall von Doris Day gefunden. Doch gerade im selbstironischen Spiel mit d7en Klischees des Genres entfaltet sich der subversive Witz des Macho-Spektakels: „Armageddon“ ist der erste Hollywood-Mainstream-Film der Neunziger, der gesund und unmoralisch gegen die Seuche der political correctness agitiert: Wenn die Menschheit schon draufgeht, dann bitte Frauen und Kinder zuerst.“ (Cinema) UFA-Palast, UT-Kinocenter, CinemaxX, Muwi (Ol), Wall- & Ziegelhofkinos (Ol), Solitaire (Westerstede), Passage (Del)

B

Benjamin Blümchen Deutschland 1997, R: Karl Blatz

Bekannt wurden der sprechende Elefant Benjam Blümchen und die kleine Hexe Bibi blockeberg durch Hörspielcasetten und Videos für Kinder. Jetzt können die ganz Kleinen sie in diesem billig gemachten Zeichentrickfilm auch im Kino bewundern. UFA-Palast

The Big Lebowski USA 1998, R: Joel Coen, D: Jeff Bridges, John Goodman / Originalfassung mit Untertiteln

Oblomov trifft hier auf Philip Marlowe, und man muß schon die irrwitzige Fantasie der Coen-Brothers haben, um den größten Faulpelz der Literaturgeschichte und Raymond Chandlers gebrochen romantischen Privatdetektiven in einer Figur zu vereinen. Jeff Lebowski gilt als „der trägste Mensch von Los Angeles“: Der ewige Hippie schlurft ständig bekifft und in Boxershorts durch den Film. Ausgerechnet dieser Antiheld wird nun in eine äußerst komplizierte Entführungsgeschichte verwickelt, bei der die Konventionen des Detektivfilms mit schönstem Übermut ad absurdum geführt werden. (hip) CinemaxX

C

Comedian Harmonists Deutschland 1997, R: Joseph Vilsmaier, D: Ben Becker, Ulrich Noetken, Kai Wiesinger

Diese posthume Erfolgsgeschichte mußte natürlich auf der großen Leinwand enden, und der große Gefühlsbademeister Vilsmaier ist wohl auch der richtige Mann dafür. Man könnte sich zwar auch eine schön böse Tragikomödie von Helmut Dietl vorstellen, die dem raffinierten Witz ihrer Lieder sicher näherkäme, aber bei Künstlerbiographien mit solchen Pflichtzutaten wie „Aufstieg und Fall“, den Greatest hits und Schauspielern, die den Originalen möglichst ähnlich sehen, stört zuviel Originalität nur. Nur die Diskrepanz zwischen dem eher schwerfälligen Film und der leichtfüßigen Musik der Comedian Harmonists irritiert etwas: dies ist der kleine grüne Kaktus in Cinemascope. (hip) City

E

Eine Hochzeit zum Verlieben USA 1997, R: Frank Coraci, D: Adam Sadler, Drew Barrymore

„Daß die achtziger Jahre eine einzige Geschmacksverirrung waren, wird nach diesem Film niemand mehr bestreiten. Die Kitschkomödie um einen erfolglosen Sänger (Adam Sandler) und seine große Liebe (Drew Barrymore) läßt nichts aus. Stirnbänder, Fußballerfrisuren, New-Wave-Möbel und Pirate-style. Ziemlich komisch, wenn es nicht so gräßlich wäre.“ (Der Spiegel) UT-Kino

F

Freeze USA 1997, R: Ole Bornedal, D: Ewan McGregor, Nick Nolte, Patricia Arquette

„Der Däne Bornedal hat in Hollywood ein fast originalgetreues Remake seines eigenen Horrorfilms „Nightwatch“ gedreht. Offenbar kann man dem US-Publikum nicht zumuten, einen dänischen Film zu gucken. Mit vertrauten Gesichtern wie Ewan McGregor, Patricia Arquette und Nick Nolte bietet „Freeze“ spannende Standardunterhaltung. Höhepunkt dieses Slash-Thrillers ist zweifellos Nick Nolte, in dessen zerfurchtes Gesicht langsam der Wahnsinnn einkehrt und der dem Film zumindest stellenweise die nötige Abgründigkeit verleiht.“ (tip) CinemaxX, Wall- & Ziegelhofkinos (Ol)

Freundinnen und andere Monster Deutschland 1998, R: Mika Kallwass, D: Wolke Hegenbarth, Ivonne Schönherr

„Kinder können grausam sein, besonders in diesem bestimmten Alter; Stichwort: Pubertät. Leider wirkt der Versuch erwachsener Filmemacher, Jugendkultur und Jugendsprache zu erfassen, oft steif und aufgesetzt. Daher haben die Drehbuchautoren die Kids selbst gefragt. Ob Regisseurin Mika Kallwass das getroffen hat, was ihre Girlie-Komödie der nächsten „Bravo“-Generation sagen will, muß die Zielgruppe im Kino schon selbst entscheiden. „Freundinnen...“ hat streckenweise durchaus Tempo und Witz, auch wenn mancher Dialog aus „Verbotene Liebe“ entliehen scheint, und das Ganze manchmal wie ein Update der „Lümmel von der ersten Bank“ wirkt.“ (TV-Spielfilm) UT-Kinocenter

G

Der Geschmack der Kirsche Iran 1997, R: Abbas Kiaorstami, D: Homayoun Ershadi / Originalfassung mit Untertiteln

„Auf einem Schotterweg arbeitet sich ein Jeep durch eine leere Landschaft. Inmitten der Einöde hat sich der Fahrer ein Loch gegraben und sucht jetzt seinen Leichengräber. Wie auch die Landschaft, so bringt auch er nicht den Ballast einer Geschichte mit. Von jeder Vergangenheit befreit, kann der Film sein Thema an und für sich behandeln. Um vom Leben zu erzählen, nimmt Abba Kiarostami den Weg über den Tod. „Der Geschmack der Kirsche“ ist kühner Essay und sinnliche Hymne auf das Leben, philosophisches Roadmovie mit sokratischen Diskursen. „Der Geschmack der Kirsche“ ist auch Musik, eine Fuge, die sich unmerklich von Moll in Dur bewegt. Wiederholung und Variation – mit den wechselnden Beifahrern kommt jedesmal eine neue Strophe in den Wagen. (tip) Cinema

Gilbert Grape - Irgendwo in Iowa USA 1993, R: Lasse Hellström, D: Johnny Depp, Leonardo DiCaprio, Juliette Lewis

„Ein Film vom Leben auf dem Lande namens Amerika, wo es am gottverlassensten ist und Endora heißt, wo Gilbert tagein, tagaus seine kolossale Mama, seinen schwachsinnigen Bruder (eine von DiCaprios ersten und immer noch besten Rollen) und sonst noch allerlei zu versorgen hat, so daß er das Fortkommen und die Liebe schon fast ganz vergessen hat. Ein wunderschöner, geradezu heiligmäßig einfacher Film.“ (taz) City

Good Will Hunting USA 1997, R: Gus van Sant, D: Matt Damon, Robin Williams

„Ein 20jähriges Mathematikgenie findet, mit neuen Freunden und neuen Erfahrungen konfrontiert, seinen Platz in der Gesellschaft. Ein Schauspielerfilm par excellence, der seine delikate Balance am Schluß leider zerstört, weil er überdeutlich auf die Seelenverwandtschaft seiner beiden Hauptfiguren hinweist.“ (tip) UT-Kinocenter, Solitaire (Westerstede)

H

Harold & Maude USA 1971, R: Hal Ashby, D: Ruth Gordon

„Asbys schwarze Komödie über die Liebesgeschichte zwischen einem depressiven 20jährigen Mann/Kind und einer optimistischen 80jährigen Frau ist einer der populärsten von allen Kultfilmen. Er hat eine erhebende Qualität, eine Frische, ein Funkeln, einen wunderschönen Sinn für erfolgreiche Rebellion. In diesem Film über Tod und Auferstehung, wo sich Leben und Sterben kontinuierlich überlappen, werden schließlich Maudes Lebensenergien auf Harold übertragen - er wird leben wie sie es ihn gelehrt hat.“ (Danny Peary) Cinema

Harry außer sich USA 1997, R: Woody Allen, D: Woody Allen, Robin Williams, Kristie Alley

Der Originaltitel ist Programm bei Woody Allens neuem Film. In „Deconstructing Harry“ nimmt er sein Alter ego, den altbekannten Stadtneurotiker, so konsequent und gnadenlos auseinander wie noch nie vorher. Vor allem wagt er es, in der Rolle des alkoholsüchtigen, manipulativen und egozentrischen Schriftsteller Harry zum ersten Mal, einen unsympathischen Protagonisten zu spielen, den auch seine Witze nicht vor den Abgründen seiner Psyche retten können. Und auch die traditionelle Dramaturgie dekonstruiert Allen hier radikal. Der Film ähnelt noch am ehesten einem komplexen Spiegelkabinett mit 85 Sprechrollen und so unterschiedlichen Erzählebenen wie Familienszenen, Rückblenden in seine Jugend, Alpträumen und Ausschnitten aus den von Harry geschriebenen Büchern. Etwa in der Mitte des Films beginnen dann sogar seine Romanfiguren gegen ihren Autor zu rebellieren.“ (hip) Atelier

Heimliche Freunde USA 1997, R: John Duigan, D: Sam Rockwell, Mischa Barton, Kathleen Quinlan

„Devon ist zehn Jahre alt und ziemlich allein auf der Welt. Ihre Eltern wollen, daß sie ein Kind wie jedes andere in ihrem blitzblanken Vorort wird. Dazu aber hat sie einen viel zu starken Willen und eine viel zu starke Vorstellungskraft: sie träumt von Hexen und Abenteuern. Darum guckt sie sich den jungen Arbeiter Trent als Freund aus, der in ihrer Siedlung die Vorgärten pflegt und in einem Wohnwagen mittem im Wald haust. Die Geschichte der ungleichen Freunde hätte auf vielerlei Art erzählt werden können - und Regisseur John Duigan entscheidet sich für keine davon. Er hält „Heimliche Freunde“ in der Schwebe zwischen Außenseiterdrama, einer leicht surrealen Fabel, einer Liebesgeschichte und gegen Ende sogar einem Sozialkrimi. Dabei bleibt der Film so unberechenbar, als wäre er ein langes, vertracktes Hirngespinst der altklugen Träumerin Devon.“ (Der Spiegel) City

I

The Ice Storm USA 1997, R: Ang Lee, D: Kevin Kline, Sigourney Weaver / Originalfassung mit Untertiteln

Vom ersten Bild eines von Eiszapfen starrenden Vorortzuges an ist das Eis die übermächtige Metapher für die erstarrte Gesellschaft der USA in den 70er Jahren. Die Kinder scheinen in dem feinen Vorort New Canaan reifer zu sein als ihre Eltern, die solche neumodischen Verhaltensweisen wie Partnertausch und Ladendiebstahl ausprobieren. Der Film wirkt geradezu besessen von Zeit und Raum, selbst auf Kosten des Erzählflußes. Man bekommt eher kleine Einblicke in das Leben zweier Mittelklassefamilien als eine genau definierte Geschichte. Dafür ist die Ausstattung perfekt abgestimmt mit viel Polyester, potthäßlichen Frisuren, Wasserbetten und Cordanzügen. Auf den ersten Blick wirkt „Der Eissturm“ grau und abweisend, aber Lee bewahrt auch hier seinen freundlich-ironischen Touch, der den ewigen Winter des Films erträglich macht. (hip) Kino 46

Ihre Majestät Mrs. Brown Großbritannien 1997, R: John Madden, D: Judi Dench, Billy Connolly

„Es war einmal eine Königin, die war nach dem Tod ihres geliebten Prinzen schon seit vielen Jahren so traurig, daß sie sich immer mehr vor ihrem Volk versteckte. Bis eines Tages ein einfacher Stallbursche auftauchte. Der bot der Monarchin sein Pony und seine Freundschaft an. Und so fand die Königin wieder Freude am Leben und herrschte noch viele Jahre. Kein Märchen, sondern die wahre Geschichte der Queen Victoria. Nach dem Tod von Prince Albert fiel sie anno 1864 in tiefe Depressionen – und das Königreich drohte auseinanderzufallen. Erst durch die Begegnung mit dem ruppigen aber herzensguten Stallknecht John Brown bekam die Lady wieder Lust am Leben. Judi Dench, bislang durch kauzige Nebenrollen a la „Zimmer mit Aussicht“ bekannt, spielt die Königin der Traurigkeit mit Bravour. Während andere Kostümfilme oft selbstverliebt mit ihrer Ausstattung hausieren gehen und in prunkvollen Bildertableaus steckenbleiben, sorgt hier eine geschickte Dramaturgie für durchaus kurzweilige Unterhaltung.“ (Dieter Osswald) Gondel

Immer noch ein seltsames Paar USA 1998, R: Howard Deutch, D: Jack Lemmon, Walter Matthau

„Bei den „Blues Brothers“ hat es 18 Jahre gedauert, bei „Klapperschlange“ Snake Plissken 15 Jahre. Doch während wir auf das Wiedersehen mit diesen Helden der Vergangenheit lieber verzichtet hätten, ist gegen ein Treffen mit Oscar und Felix fast 30 Jahre nach „Ein seltsames Paar“ nichts einzuwenden – zumal, wenn es so witzig ist wie hier. Siebzehn Jahre lang haben sich Oscar (Walter Matthau) und Felix (Jack Lemmon) nicht gesehen und sind ganz gut damit gefahren. Doch jetzt heiraten ausgerechnet Oscars Sohn und Felix' Tochter. Also reist das streitlustige Paar zur Hochzeit nach Kalifornien - und natürlich geht alles schief! Das Drehbuch schrieb „Odd Couple“-Vater Neil Simon seinen beiden rüstigen Alten auf den Leib. (TV-Spielfilm) UFA-Palast

Im Rausch der Tiefe Frankreich 1987, R: Luc Besson, D: Jean-Marie Barre, Rosanna Arquette

Wunderschöne Unterwasseraufnahmen und eine leider ziemlich alberne Geschichte über zwei Taucher, die im ewigen Wettstreit darüber liegen, wer von ihnen am längsten und am tiefsten unter Wasser ohne Atemgerät tauchen kann. Rosanna Arquette stolpert zwischen den Tauchgängen unbeholfen über Bootsplanken und bewundert den schöneren der beiden Wassermänner, doch dieser scheint sich mehr für Delphine zu interessieren. (hip) Europa

Im Zwielicht USA 1997, R: Robert Benton, D: Paul Newman, Gene Hackman, Susan Sarandon, James Garner

„Wenn ein Regie-Veteran mit Schauspieler-Veteranen einen Krimi inszeniert, wird das erwartungsgemäß eher feinsinniges Kammerspiel als wilde „Pulp Fiction“. „Kramer gegen Kramer“-Macher Robert Benton engagierte „Old Blue Eye“ Paul Newman, Haudegen Gene Hackman, Knautschgesicht James Garner sowie Susan Sarandon, die hier als alternde Film-Diva mit geheimnisvollem Vorleben auftritt. Die altgedienten Akteure spielen sich in diesem routinierten Film noir gelassen und souverän die Bälle zu.“ City

J

Jenseits der Stille Deutschland 1996, R: Caroline Link, D: Howie Seago, Emmanuelle Laborit

„Caroline Link zeigt, daß mit dem deutschen Kino auch dann noch zu rechnen ist, wenn ihm das Lachen vergangen ist: Eine Tochter gehörloser Eltern wird ausgerechnet Musikerin. Die Eltern begreifen nicht, daß sie sich mit ihrer Klarinette jenseits der Sprache ausdrücken kann.“ (Der Spiegel) Cinema

Jim Carroll – In den Straßen von New York USA 1995, R: Scott Kalvert, D: Leonardo DiCaprio, Mark Wahlberg, James Madio

Nach DiCaprios Erfolg in „Titanic“ kommen jetzt seine älteren Filme wieder in die Kinos, so auch dieser, der beim deutschen Kinostart 1995 erst gar nicht bis nach Bremen kam, und dies war auch gut so. DiCaprio ist der Film hoffentlich inzwischen peinlich. Er spielt hier den New Yorker Drogenpoeten Jim Carroll, der mit seinen „Basketball Diaries“ so etwas wie ein Charles Bukowski für Arme wurde, und in seiner verfilmten Autobiographie ganz schnell von einem rebellischen katholischen Schuljungen zu einem verlausten Junkie mutiert. Der Film erspart uns nichts, auch keinen heillos übertreibenden DiCaprio, und so sollten sich gerade dessen Fans dieses „Frühwerk“ lieber ersparen. Mit einer Spritze im Arm sieht er längst nicht so sexy aus wie in zärtlicher Umarmung mit Kate Winslet. (hip) City

K

Die kleine Hexe CSSR/Deutschland 1983, R: Zdenek Smetana

„Eine erst 127 Jahre „junge“ Hexe, der kaum ein Zauber gelingt, wünscht sich sehnlichst, in der Walpurgisnacht auf dem Blocksberg tanzen zu dürfen, was ihr auch ermöglicht wird, obwohl sie eine andere Vorstellung von „Hexerei“ hat als der Hexenrat. Ansprechender Zeichentrickfilm nach dem Kinderbuch von Ottfried Preussler, der trotz einiger Ausrutscher und einer nur bedingt für das Kino gedachten Gestaltung eine amüsant-lehrreiche Bedeutungsebene des Wortes „gut“ bietet. (Lexikon des internationalen Films) Atlantis

Kundun USA 1997, R: Martin Scorses, D: Tenzin Thutbob Tsarong, Sonam Phuntsok

„Scorseses Darstellung der Jugendjahre des Dalai Lama beginnt wie ein gebieterischer John Ford-Western mit einem einsamen Reiter, der die öde Weite von Tibet durchreist, auf der Suche nach einem kleinen Jungen, der die jüngste Reinkarnation des Buddhas ist. Dann wird der Film zur Geschichte einer spirituellen Erziehung und zuletzt - als die Invasionskräfte Maos angreifen - wird das Thema des politischen Gewissens zu seinem Mittelpunkt. Die Filmemacher sind besonders mutig, wenn sie das exotische Thema ohne die dramaturgische Krücke eines westlichen Reisenden erzählen, der alles schön für das Publikum interpretiert. Der Regisseur ließ sich von den Mandalas inspirieren, die die Mönche mit bunt glänzendem Sand zeichnen. Visuell ist dies wohl sein schwelgerischstes Werk seit „Raging Bull“.“ (The New Yorker) Gondel

L

Die Legende von Pinochio Deutschland/Großbritannien/Frankreich 1996, R: Steve Barron, D: Martin Landau, Udo Kier

“Die kleine Holzpuppe möchte so gerne ein richtiger Junge sein. Und mit ein bißchen Hilfe von den „Muppet“-Puppenkünstlern um „Turtles“-Regisseur Steve Barron wurde dieser Klassiker der Jugendliteratur zu neuem Leinwandleben erweckt. Gut wie immer: Oscar-Preisträger Martin Landau („Ed Wood“) als Gepetto.“ (TV-Spielfilm) Gondel

Lethal Weapon 4 USA 1998, R: Richard Donner, D: Mel Gibson, Danny Glover, Joe Pesci, Rene Russo

„Zu den großen Künsten Hollywoods gehört es, einen Kinohit erfolgreich und spannend fortzusetzen. Meister in diesem Metier sind die Produzenten der Action-Filmreihe „Lethal Weapon“: Bereits zum vierten Mal jagt das Polizisten-Duo Mel Gibson und Danny Glover durch Los Angeles; mitlerweile lieben und zanken sich die beiden wie ein altes Ehepaar, sinnieren über Kinder, Enkel und vor allem darüber, daß sie für ihren Job sowieso viel zu alt seien. Trotzdem arbeiten sie sich immer wieder wacker durch allerlei Kugelhagel und andere lebensbedrohliche Vorkommnisse, bis sie eine chinesische Großfamilie vor den Mächten der Finsternis gerettet haben. Ein Bösewicht bleibt dabei besonders im Gedächtnis: Jet Li, ein junger Action-Star aus Hongkong. Aber um den für eine weitere Fortsetzung wiederauferstehen zu lassen, müßten sich die Drehbuchautoren schon etwas ganz besonderes einfallen lassen.“ (Der Spiegel) CinemaxX, UFA-Palast, UT-Kinocenter, Wall- & Ziegelhofkinos (Ol)

Lola rennt Deutschland 1998, R: Tom Tykwer, D: Franka Potente, Moritz Bleibtreu, Joachim Krol

„Selten war ein Filmtitel passender: Der Name von Tom Tykwers neuem Ganovenstück ist Programm. Denn Lola hat ziemlich genau zwanzig Minuten Zeit, ihren Freund Manni davon abzuhalten, mächtig Scheiße zu bauen. 100.000 Mark muß er um zwölf Uhr Gangsterboß Ronnie übergeben, doch Mannie läßt die Plastiktüte mit dem Geld in der U-Bahn liegen. In seiner Verzweiflung will er einen Supermarkt überfallen, aber Lola fleht ihn an zu warten: „Mir fällt doch immer was ein!“ und sie rennt los, quer durch Berlin. Mehr darf man gar nicht verraten, ohne zum Spielverderber zu werden. Eines verrät der Film aber sehr bald: daß Tom Tykwer („Winterschläfer“) zur Zeit einer der innovativsten und mutigsten deutschen Filmemacher ist. Ähnlich wie z.B. ein Oliver Stone nutzt er alle Möglichkeiten des Mediums, mischt Zeichentrick und Handkamera, wilde Schnitte und sogar Polaroids zu einem atemberaubenden Genremix. Die Besetzung ist ein einziger Glücksgriff, die Musik (u.a. von Ex-“Spliff“-er Reinhold Heil) ein Hit.“ (TV-Spielfilm) Schauburg, CinemaxX, UFA-Palast, Gloria (Del), Casablanca (Ol)

M

Das magische Schwert USA 1998, R: Frederick du Chau

„Nach dem nicht so richtig erfolgreichen Versuch der Fox-Studios, dem Marktführer Disney mit ,Anastasia' Konkurrenz zu machen, versucht nun also Warner Bros. – Heimat von Tricklegenden wie Bugs Bunny und Daffy Duck –, in die ,Domäne Disney' einzubrechen. Das auf der Artussage basierende Trickmärchen mit feministischem Touch und zielgruppengerechten Songs (auf deutsch gesungen von Nena und Hartmut „Pur“ Engler, im Original von Celine Dion, „The Corrs“ und Andrea Bocelli) ist ein harmloser Familienspaß ohne große Überraschungen, der zeichnerisch aber ein wenig enttäuscht. Nett, gediegen und nur dann so richtig witzig, wenn ein ständig mit sich selbst streitender Drache mit den Stimmen der einstigen „Doofen“ Wigald Boning und Olli Dittrich plappert.“ (TV-Spielfilm) Schauburg

Martha trifft Frank, Daniel & Laurence Großbritannien 1998, R: Nick Hamm, D: Monica Potter, Joseph Fiennes, Rufus Sewell

„Die Wirklichkeit dieser leichten Sommerkomödie ist eine, die es nur in Komödien und in der Phantasie hoffnungsvoller Romantiker gibt: Eine Frau setzt auf die wahre Liebe, und das Wunder geschieht - unter Millionen findet sie den einen. Die Amerikanerin Martha, die in London ein neues Leben beginnen will, muß sich in der britischen Hauptstadt lediglich zwischen drei Männer entscheiden. Es sind die Freunde Frank, Daniel und Laurence, die sich Hals über Kopf in sie verliebt haben. Sie hat die drei während des Fluges nach London und gleich nach der Ankunft innerhalb von nur 24 Stunden kennengelernt – unabhängig voneinander. Und nach nur drei Tagen hat sie den Richtigen erobert. „Martha trifft....“ ist fast so romantisch wie „Schlaflos in Seattle“ oder „Während du schliefst“. Regisseur Nick Hamm erzählt flüssig, aber zugleich mit wohl kalkulierten Verzögerungen und Brüchen: es ist alles immer etwas anders als man denkt. Und trotz aller romantischer Sehnsucht – irgendwo, irgendwie schwingt bei allen vier Helden immer auch Selbstironie mit.“ (epd-Film) UT-Kinocenter, Casablanca (Ol)

P

Paulie – Ein Plappermaul macht seinen Weg USA 1998, R: John Roberts, D: Tony Shalhoub, Gena Rowlands, Cheech

„Mäuse, die Kammerjäger terminieren, Hunde, die Basketball spielen – und jetzt auch noch ein sprechender Papagei! Nicht abwinken: Paulie kann nicht nur nachplappern und eingeübte Sätze nachspulen, sondern intellektuell geformte Gedanken sinnvoll in Worte fassen, zielgerichtete Sprechakte ausführen, eben richtig reden. Bevor sich alles zum guten Ende findet, erfahren wir so einiges über die Menschen, die Dinge des Lebens und über die Treue eines Papageis. Etwas wortlastig das ganze, aber insgesamt doch mit der richtigen Mischung aus Gefühl, Witz und Animatronic professionell angerührt. Ein leicht nachdenklicher Sommerspaß für Kids ab acht.“ (Zitty) UT-Kinocenter, CinemaxX

S

Scharfe Täuschung USA 1997, R: Jonas & Joshua Pate, D: Tim Roth, Chris Penn, Rosanna Arquette

„Mit jungen Filmemachern ist es immer dasselbe: Entweder produzieren sie nur graue Konvention oder sie versuchen alle filmsprachlichen Mittel, die in 103 Jahren entwickelt wurden, in ihren ersten Werken unterzubringen. So auch die US-Zwillinge Jonas und Joshua Pate, die hier gemeinsam für Regie und Drehbuch verantwortlich zeichnen: Zwischentitel, Schriftinserts, geteilte Leinwand, Detailaufnahmen, 360 Grad-Schwenks, verkanntete Kamera, Traumsequenzen, Rückblenden, Doppelbelichtungen, Cinemaskope, Topshots - sie haben kaum etwas ausgelassen. Sehr bald begreift man, daß die aufgeblasene Form die Dialoglastigkeit des Thrillerleins kaschieren soll: Die meiste Zeit verbringen nämlich zwei Vernehmungsbeamte und ein hochintelligenter, psychologisch geschulter reicher Schnösel unter Mordverdacht zusammen in einem Raum, wobei zum dauernden Dräuen auf der Tonspur nach und nach die Abgründe der Psyche enthüllt werden. Doch auch die nette Schlußpointe macht nicht wett, daß die Ambitionen statt für ein Feuerwerk der Formen lieber auf eine originellere Geschichte hätten verwendet werden sollen.“ (Zitty) Filmstudio

Sechs Tage, sieben Nächte USA 1998, R: Ivan Reitman, D: Harison Ford, Anne Heche

„Wenn ein Mann und eine Frau ganz offensichtlich nicht zusammenpassen, so kann, zumindest in altmodischen Kinokomödien, eine unfreiwillige Robinsonade auf einer Südseeinsel Wunder wirken. Anne Heche und Harrison Ford führen mit flottem Dialog-Pingpong vor, wie die hektische Modezicke den Buschpiloten, der sie durch eine Notlandung gerettet hat, als Survival-Partner schätzen und lieben lernt: ein Schönwetterfilmchen für schwerste Regentage.“ (Der Spiegel) CinemaxX

Sehr verdächtig USA 1998, R: Pat Proft, D: Leslie Nielsen, Richard Crenna, Kelly LeBrock, Michael York

"Na, fleißig Filme gesehen in den letzen Jahren? Hoffentlich, denn will man sich über diese Filmparodie richtig amüsieren, dann sollte man tunlichst die meisten der hier veralberten Filme kennen. Sonst ist das Vergnügen eher eingeschränkt. Star-Geiger Ryan Harrison (Leslie Nielsen) steht unter Verdacht, den Millionär Hibbing Goodhue (Michael York) umgebracht zu haben. Tatsächlich aber war der Täter ein einarmiger, einbeiniger, einäugiger Killer, angeheuert von Goodhues betörender Ehefrau. Auf der Flucht vor US-Marshall Fergus Falls muß Harrison seine Unschuld beweisen. Trotz einiger gelungener Gags: Das Genre der Filmparodien ist ausgereizt “ (TV-Spielfilm) CinemaxX, Wall- & Ziegelhofkinos (Ol)

Stadt der Engel USA 1998, R: Brad Silberling, D: Nicolas Cage, Meg Ryan

„Cage spielt im Liebesdrama „Stadt der Engel“ einen großäugigen Außerirdischen im wallenden schwarzen Mantel, der die gerade Gestorbenen auf ihrem Weg in den Himmel begleitet. Dabei trifft der Todesengel eine junge Chirurgin (Meg Ryan), die nicht verkraftet, daß manche ihrer Patienten sterben. Der Bote des Jenseits verliebt sich in die rationale Ärztin. Die Anziehungskraft zwischen den beiden ist so stark, daß er beschließt, seine Unsterblichkeit aufzugeben, um mit ihr zu leben. Als Vorlage zu diesem kraftvollen Schmalzwalzer diente, kaum zu glauben, Wim Wenders' meditativer „Himmel über Berlin“ von 1987. Von der transzendentalen Vertracktheit des Originals ist kaum noch etwas zu merken, aber Nicolas Cage liefert als Engel alles an zartfühlender und sexy Empathie, was das Herz der Frau von heute begehrt. Der Film war ein Überraschungserfolg in den USA: 76 Millionen Dollar hat er bisher eingespielt.“ (Der Spiegel) Schauburg, UFA-Palast, CinemaxX, Wall- & Ziegelhofkinos (Ol)

T

Taxi Frankreich 1998, R: Gerard Pires, D: Samy Nacri, Frederic Diefenthal

Es ist kaum zu glauben, daß das Drehbuch dieser dümmlichen Klamotte von dem renomierten Regisseur Luc Besson (“Im Rausch der Tiefe“, „Nikita“) stammt. Ein geschwindigkeitsüchtiger Taxifahrer und ein tumber Polizist werden langsam die besten Freunde und lassen dabei hunderte von Autowracks hinter sich. Genießen können den Film nur all die infantilen Autobesitzer, die sich gerne 85 Minuten lang ansehen, wie jemand auf der Leinwand ungestraft ständig alle Verkehrsregeln verletzt. Dazu werden dann noch die anti-deutschen Resentiments bedient, denn die bösen Bankräuber sind schlimmste Klischee-Teutonen und natürlich Mercedes-Fahrer. Pikant daran ist, daß Hauptdarsteller und Autoraser Samy Nacri offensichtlich nur deswegen die Rolle bekommen hat, weil sein markantes Profil dem von Michael Schumacher verdächtig ähnlich sieht. (hip) Europa, CinemaxX, UT-Kincenter, Passage (Del), Wall- & Ziegelhofkinos (Ol)

Titanic USA 1997, R: James Cameron, D: Leonardo DiCaprio, Kate Winslet

„Nicht Cameron hat ein Thema gefunden, sondern das Thema ihn. Dem Drehbuchautor und Regisseur kommt es dabei nicht auf Symbole und Metaphern an. Er sucht das private Drama in der Kollision zwischen menschlicher Hybris und der von aller technischen Raffinesse unbeeindruckten Natur...“ (epd-Film) Aber das wissen Sie ja alles längst! CinemaxX, Solitaire (Westerstede)

Topless Women Talk About Their Lives Neuseeland 1997, R: Harry Sinclair, Danielle Cormack, Willa O'Neal / Originalfassung ohne Untertitel

„Sie leben in Auckland, Neuseeland, sie sind Mitte 20, und ihr Leben läuft in keinesfalls geordneten Bahnen. Mit der dem Gegenstand angemessenen Hysterie erzählt Harry Sinclair von den Irrungen und Wirrungen einer Gruppe von Freunden, die zwischen Hochzeit und Trennung, Affären und Schwangerschaften, Sex und Crime und allem, was man in diesem Alter so mitmacht, nach dem Sinn des Lebens suchen. Und die sich naturgemäß immer weiter in den emotionalen Fallstricken des Schicksals verheddern, je stärker sie strampeln. Sinclairs Regiedebüt ist temporeich inszeniert, detailgetreu beobachtet und ausgesprochen frech.“ (tip) Kino 46

V

Verborgenes Feuer USA 1998, R: William Nicholson, D: Sophie Marceau, Stephen Dillane, Dominique Belcourt

„Das Thema Leihmutterschaft mag aktuell sein, und am Anfang dieses historischen Dramas scheint es durchaus um die modernen Bezüge der Geschichte zu gehen: Die Schweizer Gouvernante (Sophie Marceau) zieht im Haus des britischen Aristokraten (Stephen Dillane) offiziell als Hauslehrerin ihre eigene, mittlerweile siebenjährige Tochter auf. Was als Anklage gegen Standesdünkel, als Zwiespalt der Gefühle und langsame Annäherung zwischen Mutter und Tochter beginnt, wird dann jedoch immer vorhersehbarer und entsprechend fader.“ (tip) City, Casablanca (Ol)

W

Wenn der Postmann gar nicht klingelt Norwegen 1996, R: Pal Sletaune, D: Robert Skaestad, Andrine Saether

„Roy ist der Prototyp des norwegischen Postbeamten. Das Briefgeheimnis existiert für ihn nicht, und wenn er keine Lust zum Lesen hat, wirft er die postalische Last einfach unter eine Eisenbahnbrücke. Erst eine Frau reißt ihn aus dem täglichen Einerlei und in neue Indiskretionen. Roy dringt in das Leben der schwerhörigen Line ein. Pal Sletaune inszenierte die Milieustudie in den fiesesten Vierteln Oslos. Und so heruntergekommen wie die Häuser sind auch die Protagonisten. Aber der Film ist nicht nur eklig realistisch, sondern auch ziemlich lustig.“ (tip) Cinema

Wild Things USA 1998, R: John McNaughton, D: Matt Dillon, Neve Campbell

„John McNaughtons Film beginnt wie eine High School-Komödie: Der Lehrer Sam (Matt Dillon) wird von seinem Schülern umschwärmt; die Mädchen besuchen in sogar nach dem Unterricht zuhause und wollen unbedingt sein Auto waschen. Im nassen T-Shirt bieten sie ihm dann weitere Dienste an. Dillon galt jahrelang als einer der erfolgreichsten Milchbubis des US-Kinos, mit 34 wird er aber langsam zu alt für diese Rolle. So ist es nur konsequent, daß er jetzt den Lehrer mimt. Allerdings ist aus ihm kein Saubermann geworden: Sam zeigt sich den Avancen seiner Schülerinnen (Neve Campbell, Denis Richards) nicht abgeneigt, kann sich aber nicht so recht entscheiden, und treibt es deshalb mit beiden, bisweilen sogar gleichzeitig. „Wild Things“ entwickelt sich zu einem schwülen Erotikthriller, aufregender zwar als ein deutscher Schulmädchen-Report – als „wilde Sache“ aber dürfte er wohl nur im prüden Amerika angesehen werden.“ (Der Spiegel) CinemaxX, UT-Kinocenter, Wall- & Ziegelhofkinos (Ol)

Wings of the Dove Großbritannien 1997, R: Iain Softley, D: Helena Bonham Carter, Linus Roache, Alison Elliott

„Henry James schreibt einen großen Roman, „Die Flügel der Taube“, worin eine unermeßlich reiche, aber von einer tödlichen Krankheit bedrohte Amerikanerin zwei intriganten jungen Leuten beinahe zum Opfer fällt“ – so die lakonische Notiz von Rolf Vollmann in seinem Roman-Verführer „Die wunderbaren Falschmünzer“. Nach „Portrait of a Lady“ und „Washington Square“ ist dies in letzter Zeit schon die dritte Adaption eines Romans von James. „Es geht zuviel vor hinter diesen hübschen Augenwimpern“, urteilt jemand zu Beginn des Films über die in einem faustischen Pakt verstrickte Kate, und Helena Bonham Carter spielt sie so ambivalent, lebensgierig und intensiv, daß man durch sie schnell in die Geschichte hineingezogen wird: sie fasziniert, ist zugleich abstoßend und anrührend und trägt als Antiheldin den Film. Dies ist um so erstaunlicher, weil Helena Bonham Carter bisher meist in den Kostümschinken von James Ivory ("Zimmer mit Aussicht“, „Howard's End“) als puppenhafte Schönheit langweilte und man ihr wirkliches schauspielerisches Talent nie so recht zutraute. Mit vielen wunderschön fotografierten venezianischen Stadtansichten und luxuriös ausgestatteten Herrenhäusern in London schmeichtelt Softley (ganz seinem Namen gemäß) den Augen, aber er inszeniert sehr interessant gegen die Konventionen des Kostümfilms und vermeidet so das allzu gefällige Kunstgewerbe, das in diesem Genre vorherrscht. (hip) UT-Kinocenter / Originalfassung ohne Untertitel im UFA-Palast

Z

Die Zeitritter Frankreich 1998, R: Jean-Marie Poire, D: Jean Reno, Claude Clavier

„Wie schon im ersten Teil „Die Besucher“ werden Ritter Godefroy und sein Knappe durch einen Zaubertrank vom Mittelalter in die Gegenwart gebeamt. Auf der Suche nach einer Reliquie, dem heiligen Zahn der seligen Rolande, legt man das Anwesen einer piekfeinen französischen Aristokratenfamilie in Schutt und Asche. Gleichzeitig bringen ein paar arme Teufel aus der Gegenwart das Mittelalter durcheinander. Bei der Synchronisation gab man sich diesmal wirklich Mühe. Ansonsten bedarf es schon einer satten Vorliebe fürs Grobschlächtige, um den Kuddelmuddel zu genießen.“ (tip) UT-Kinocenter, CinemaxX

Zugvögel ... einmal nach Inari Deutschland 1997, R: Peter Lichtefeld, D: Joachim Krol, Outi Mäenpää, Peter Lohmeyer

„Ein anrührendes, unterhaltsames Road- oder vielmehr Railroad-Movie. Leichthändig verschränkt sind hier eine Liebesgeschichte, zwei Kriminalhandlungen und eine einfache Fortbewegung. Hannes, Aushilfsfahrer, hat Sonderurlaub genommen, um in Nordlappland an der Europameisterschaft der Fahrplanexperten teilzunehmen: Fahrpläne sind sein Hobby und seine Leidenschaft. Aber daheim in Dortmund ist Hannes' Chef ermordet worden, und alle Indizien deuten auf ihn als Täter. Wie in Hitchcocks „Der unsichtbare Dritte“ bangt man mit dem unschuldigen Helden, der sich, ohne es zu wissen, auf der Flucht befindet und nur dank naiver Gefühlsaktionen und schicksalsmäßiger Fügungen den Verfolgern immer gerade knapp entkommt. Der Weg ist das Ziel – Züge, Fähren und freundliche Finnen mischen mit.“ (epd-film) Schauburg, Atlantis, Casablanca (Ol)

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen