: Gekeucht und geschnauft
■ Die Engländer Lewis und Hide bleiben Champions und wollen gegen Holyfield boxen
Berlin (taz) – „Ich dachte, er würde davonlaufen“, sagte WBC- Schwergewichtsweltmeister Lennox Lewis verwundert nach seinem klaren Punktsieg gegen Zeljko Mavrović am Samstag in Uncasville, Connecticut. Doch der Kroate versuchte von Anfang an mitzuhalten und bereitete dem Briten in den ersten Runden erhebliche Schwierigkeiten. „Er hat auf jeden Fall gekeucht und geschnauft in der dritten Runde“, sagte Lewis-Trainer Emanuel Stewart über seinen Arbeitgeber.
In ernste Gefahr bringen konnte der Europameister den 33jährigen Titelverteidiger aber nicht, und in der 4. Runde übernahm Lewis vor 4.000 Zuschauern im Mohegan Sun Casino die Kontrolle und gab sie bis zum Ende nicht mehr ab. „Ich bin zufrieden mit meiner Vorstellung, ich konnte mich im Ring gut umstellen“, sagte der Sieger, dem trotz seiner Anfangsprobleme mit Mavrović' unerwarteter Taktik alle drei Punktrichter am Ende einen haushohen Vorsprung bescheinigten. „Er hat mich geprügelt wie niemand bisher“, räumte der bis dahin in 27 Kämpfen ungeschlagene Mavrović ein, der aber auch in diesem Fight kein einziges Mal zu Boden ging. „Mavrović muß 240 Pfund Stahl im Kinn haben“, staunte Frank Maloney, der Manager von Lewis.
Für den Engländer war es der erste ansehnliche Sieg in zwei Jahren, nachdem er zuvor auf bizarre Weise gegen Oliver McCall und Henry Akinwande gewonnen hatte, die wegen Nervenzusammenbruchs bzw. Passivität disqualifiziert wurden, und dann den enttäuschend schwachen Andrew Golota in der ersten Runde K.o. schlug. Im März tat er sich dann extrem schwer bei seinem Sieg über Shannon Briggs. Gegen den in den USA vollkommen unbekannten Mavrović brauchte Lewis dringend ein starke Leistung, um seine Chance auf einen Vereinigungs- Titelkampf gegen IBF- und WBA- Champion Evander Holyfield zu untermauern. „Er weiß, wo er mich findet“, sagte Lewis am Samstag, „er braucht bloß den Vertrag zu unterschreiben.“
Auf einen Fight gegen Holyfield hofft auch der Brite Herbie Hide, der in Norwich nicht die mindeste Mühe hatte, seinen WBO-Titel gegen den überforderten Frankfurter Willi Fischer durch Abbruch in Runde zwei zu verteidigen. Wahrscheinlicher dürfte für Hide jedoch ein innerbritisches Duell mit Lewis oder ein Kampf gegen Witali Klitschko sein. Holyfield muß zunächst seinen WBA-Titel gegen Akinwande verteidigen. Matti
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen