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Die Bremer Kinotaz ... ... alle Filme, alle Termine

A

Alice & Martin Frankreich 1998, R: André Téchiné, D: Juliette Binoche, Alexi Loret

„Es scheint Binoches Schicksal zu sein, leidende Männer zu heilen. In „Der englische Patient“ kümmerte sie sich um Ralph Fiennes und erhielt für ihre Pflegetätigkeit einen Oscar. Ihr erster Film nach dieser Auszeichnung zeigt sie wieder in einer Rolle, in der sie einen Mann bemuttern kann. Es ist schön, wenn Menschen Verständnis für die Sorgen ihrer Nächsten aufbringen. Ziemlich unerfreulich ist es, mitansehen zu müssen, daß sich stets die Frauen aufopfern. Regisseure wie Téchiné sehen das offenbar ganz anders, doch ihre überholte Sicht nervt.“ (Cinema) City

Der amerikanische Freund Deutschland 1976, R: Wim Wenders, D: Bruno Ganz, Dennis Hopper, Lisa Kreuzer

„Mit dem „Amerkanische Freund“ ist Wenders eine Synthese gelungen, die das Neue deutsche Kino dringender braucht als irgend etwas sonst: die Verbindung einer zwingenden persönlichen Vision mit einem kinematographischen Vokabular, das nicht nur ein kleines Publikum von Spezialisten erreicht. Die große Faszination dieses Films hat direkt mit seiner Vielschichtigkeit zu tun. Man kann ihn als pessimistischen Kommentar zur nachrevolutionären Bewußtseinskrise der späten siebziger Jahre verstehen, aber auch als brillanten Kriminalfilm, man kann ihn als urbanen Alptraum von der Zerstörung der Städte bewundern, aber man kann ihn auch als poetische Ballade einer Freundschaft lieben. Sein Reichtum, der nicht ohne Gefahren ist, erlaubt bei jedem Sehen neue Abenteuer, neue Entdeckungen.“ (Hans C. Blumenberg) Kino 46

Antz USA 1998, R: Eric Darnell

„Die emsigen Ameisen in diesem digitalen Animationsfilm werden von Schauspielergrößen wie Woody Allen, Sharon Stone oder Gene Hackman gesprochen. Selbst die eigentlich recht grausigen Kauwerkzeuge der Sechsbeiner wichen den Gesichtszügen und Persönlichkeiten einiger Stars.“ (tip) CinemaxX, Filmstudio, Solitaire (Westerstede), Lindenhof-Lichtspiele (Wildeshausen)

Auf immer und ewig USA 1998, R: Andy Tennant, D: Drew Barrymore, Anjelica Huston

„Drew Barrymore als impulsives und wehrhaftes Aschenbrödel in prunkvollen Gewändern des 16. Jahrhunderts. Mit humorvollen Wendungen und darstellerischer Spielfreude erwacht nicht nur das Märchen zu neuem Eigenleben, sondern auch manch unmoderne weibliche Sehnsucht. Oder welche Frau des auslaufenden zwanzigsten Jahrhunderts träumt nicht insgeheim von einem stattlichen Prinzen mit Pferd, der Tränen in den Augen hat, weil er das Selbstbewußtsein seiner Cinderella so bewundert.“ (tip) UFA-Palast

Ausnahmezustand USA 1998, R: Edward Zwick, D: Denzel Washington, Bruce Willis

"Islamische Terroristen zünden Bomben im Allerheiligsten Amerikas: in Schulen, einem Broadway-Theater und dem Hauptquartier des FBI in New York. Da wird nicht lange gefackelt. FBI-Agent Anthony Hubbard (brilliant: Denzel Washington) exekutiert nur Einzeltäter; General Devereaux (humorlos: Bruce Willis), sein Armee-Konkurrent bei der Bekämpfung der Staatsfeinde, pfercht gleich alle Moslems von Manhattan in Internierungslager. Bigottes Propagandawerk.“ (Der Spiegel) CinemaxX, UFA-Palast, UT-Kinocenter, Lichtspielhaus (DEL), Wallkinos (Ol)

B

The Big Lebowski USA 1998, R: Joel Coen, D: Jeff Bridges, John Goodman

Oblomov trifft hier auf Philip Marlowe, und man muß schon die irrrwitzige Fantasie der Coen-Brothers haben, um den größten Faulpelz der Literaturgeschichte mit Raymond Chandlers gebrochen romantischen Privatdetektiv in einer Figur zu vereinen. Jeff Lebowski ist „der trägste Mensch von Los Angeles“: Der ewige Hippie schlürft ständig bekifft und in Boxershorts durch den Film. Ausgerechnet dieser Antiheld wird nun in eine äußerst komplizierte Entführungsgeschichte verwickelt, bei der die Konventionen des Detektivfilms mit schönstem Übermut ad absurdum geführt werden. (hip) Filmstudio

Bin ich schön? Deutschland 1998, R: Doris Dörrie, D: Senta Berger, Gottfried John, Dietmar Schönherr, Franka Potente

„In ihrem filmischen Schicksalsreigen schickt Doris Dörrie die Créme der deutschen Darstellerzunft auf die Suche nach Liebe, Glück und Vertrauen - in einer Vielzahl von Erzählsträngen und Episoden, die sich wie Kurzgeschichten aneinandereihen und schließlich zu einem Ganzen bündeln. Immer wieder zieht die Dörrie mit Momentaufnahmen in den Bann, die unverstellt und ehrlich vom Leben erzählen.“ (Bremer) Filmstudio, Solitaire Kino (Westerstede), Lindenhof-Lichtspiele (Wildeshausen)

Bis zum Horizont und weiter Deutschland 1998, R: Peter Kahane, D: Wolfgang Stumph, Nina Petri, Corinna Harfouch

"Der arbeitslose Kohlekumpel Bahlke entführt eine s kühle Berliner Richterin, die seine Freundin zu vier Jahren Gefängnis verurteilt hat. Das Roadmovie, das in Berlin beginnt und in einem Geisterdorf in der Lausitz endet, ist ein schöner, praller Kinofilm geworden, in dem selbst verlassene Tagebau-Landschaften wie der Grand Canyon aussehen. Hier und da knirscht die Geschichte mächtig, doch es gibt wunderbar schräge, traurige und lustige Szenen. Etwa wenn Wolfgang Stumph die Harfouch zu Lindenbergs „Sonderzug nach Pankow“ über den Acker jagt. Lakonische Liebesgeschichte mit erstklassigen Schauspielern und waschechtem Western-Showdown.“ (tip) City, UT-Kinocenter

Blade USA 1998, R: Stephen Norrington, D: Wesley Snipes, Kris Kristofferson

„Blade, ein Mensch-Vampir-Hybrid, wurde von Whistler, einem Vampirjäger, darauf abgerichtet, die Kreaturen der Nacht zu töten, deren Aktivitäten immer tollkühner werden. Blades Gegenspieler Frost hofft, die etablierte Vampir-Aristokratie zu stürzen, indem er eine Serie von apokalyptischen Geschehnissen auslöst – die von Vampirpropheten vorhergesagt wurden und die dazu führen sollen, daß die Vampire die Menschheit beherrschen. Man sagt oft, daß die Filme heute wie Comics wirken, aber wie oft stimmt das wirklich? Im Fall von „Blade“ – der auf einem Marvel-Comic basiert – kann ich erfreut berichten, daß all die gespenstischen Farben, phantasmagorischen Bilder, rücksichtlose Action, byzantinischen Intrigen und sublimierten Homoerotismen, die das Comic-Genre auszeichnen, hier in liebevollen Details glänzen..“ (Sight and Sound) CinemaxX

C

Central Station Brasilien/Frankreich 1997, R: Walter Salles, D: Fernanda Montenegro, Vinicius de Oliveira

"Mit Gott folge ich meinem Schicksal“ steht auf dem Schild an einem Lastwagen, mit dem die ehemalige Lehrerin Dora und der neunjährige Josué durch Brasilien reisen. Sie sind auf der Suche nach Josués Vater, doch diese Schicksalsgemeinschaft ist keineswegs harmonisch. Dora, die sich ihren Lebensunterhalt mit Briefeschreiben am Hauptbahnhof von Rio verdient, hatte für Josués Mutter einen Brief an ihren Mann verfaßt. Minuten später stirbt diese bei einem Unfall. Josué hat niemanden mehr außer Dora; und die nimmt sich, zunächst nur widerwillig, seiner an. Ein wunderschönes, poetisches Roadmovie mit erfrischendem Witz und zwei Hauptdarstellern, die man nicht sofort, doch dann um so inniger ins Herz schließt.“ (TV-Spielfilm) City, Apollo (WHV)

D

23 Deutschland 1998, R: Hans-Christian Schmid, D: August Diehl, Fabian Busch

„Die USA führten auf dem Bikini-Atoll 23 Atomtests durch. Unbekannte erschossen Schwedens Premier Olaf Palme um 23.23 Uhr. Zufall? Der Schüler Karl Koch sieht in der Zahl 23 den Schlüssel zu einer Weltverschwörung, wie sie Robert Anton Wilson in seinem Buch „Illuminatus!“ beschreibt. Allein aus dieser Theorie kann sich der 19jährige das Chaos erklären, das ihn 1986 umgibt: Terror, Kalter Krieg, atomare Bedrohung. Ein kleiner Computer hilft bei der Suche nach der Wahrheit. Karl klingt sich in fremde Rechner ein, bekämpft die Müdigkeit mit Drogen und spinnt seine Verschwörungstheorie weiter. Hans-Christian Schmid macht das Wunder wahr: Sein auf Tatsachen beruhender Film ist ein deutscher Thriller, der fesselt, zum Nachdenken anregt und das Zeitgefühl der 80er Jahre widerspiegelt..“ (TV-Spielfilm) CinemaxX, Casablanca (Ol)

E

Easy Rider USA 1969, R: Dennis Hopper, D: Dennis Hopper, Peter Fonda, Jack Nicholson

„Die sentimentale Paranoia von „Easy Rider“ entsprach den Vorstellungen einer riesigen jugendlichen Fangemeinde. In den späten Sechzigern war es cool zu glauben, man könne nichts gewinnen und daß alles manipuliert und hoffnungslos sei. Die Landschaften hatten blendende Formen; die überwältigende Musik von Jimi Hendrix und Gruppen wie The Band und The Birds gaben den schleppenden Sequenzen einen Puls.“ (Pauline Kael) Kino 46

Eine zweite Chance USA 1998, R: Forrest Whitacker, D: Sandra Bullock, Harry Connick Jr.

„Das tränenreiche Platzen einer amerikanischen Seifenblase: Texas Beauty Birdee Pruitt (verquolen: Sandra Bullock) liebt den Footballstar ihrer High-School. Es folgen Ehe, Großstadtleben, Tochter, Seitensprünge des Gatten – ausgerechnet mit Birdees bester Freundin. Die beichtet die Affäre zeitgemäß in einer TV-Talkshow. Waidwund flieht die betrogene Birdee zu ihrer Mutter (kauzig: Gena Rowland) in den Heimatort Smithville. Ihr Unglück wirkt hier wie ein Jungbrunnen: ehemalige Schulfreundinnen erfreuen sich Birdees Erniedrigungen und die Großmutter betätigt sich als Kupplerin. Nur der Tischler Justin (drall: Harry Connick Jr.) wirbt unbeirrbar um seine Jugendliebe. Regisseur Whitacker wiederholt in diesem Rührwerk seine flauschige Botschaft aus „Waiting to Exhale“: Eine Frau muß nur kräftig durchatmen, und schon kommt ihr Cowboy angeritten.“ (Der Spiegel) CinemaxX, UT-Kino, Gloria (Del)

Ein perfekter Mord USA 1998, R: Andrew Davis, D: Michael Douglas, Gwyneth Paltrow

„Ein perfekter Plan: Der Hitchcockklassiker „Bei Anruf Mord“ wird hinterrücks zur Strecke gebracht und durch ein Remake ersetzt. Darin darf Gwyneth Paltrow die aktuelle Wintermode präsentieren und Michael Douglas fiese-kalt gucken. Aber etwas läuft schief: Hitchcocks Film ist gar nicht tot, das Vorbild rächt sich - und das Remake entpuppt sich als seelenloser Abklatsch.“ (Der Spiegel) Filmstudio

Elizabeth Großbritannien 1998, R: Shekhar Kapur, D: Cate Blanchett, Christopher Eccleston, Geoffrey Rush

In England wetzen die Besserwisser schon die Messer, um Regisseur Kapur all die historischen Fehler seines Films über die „jungfräuliche Königin“ Elisabeth I vorzuhalten. Dabei hatten die Produzenten ihn ja gerade darum engagiert, weil er als Inder nicht den Bildungsballast mit sich herumschleppte, der einen britischen Regisseur niedergedrückt hätte. „Sie wollten einen ignoranten und chaotischen Regisseur“, so Kapur souverän kokett in Venedig. Und der hat ihnen nun ein wundersames Stück Kino hingesetzt: Spannend wie ein Thriller, grandios ausgestattet und mit einer feinen Balance zwischen blutigen Hofintrigen und dem psychologisch tiefen Portrait einer Frau, die dazu gezwungen wird, Macht auszuüben, und dafür ihre Identität und ihr Glück opfern muß.. (hip) Filmstudio, Lindenhof-Lichtspiele (Wildeshausen)

Erklärt Pereira Italien/Frankreich 1995, R: Roberto Faenza, D: Marcello Mastroianni

„Lissabon unter der Salazar-Diktatur Ende der dreißiger Jahre: Der Kulturredakteur Pereira ist der bürgerlich-unpolitische Intellektuelle schlechthin, doch die Begegnung mit einem jungen Regimefeind läßt ihn zum Widerstandskämpfer werden.“ (Der Spiegel) City, Casablanca (Ol)

F

Das Fest Dänemark 1997, R: Thomas Vinterberg, D: Ulrich Thomsen, Thomas

Thomas Vinterbergs „Das Fest“ steht in einer lange Reihe von Romanen, Theaterstücken und Filmen, bei denen eine Familienfeier im Mittelpunkt steht, auf der schön langsam und dramatisch die schlimme Wahrheit über eine Familie ans Licht kommt. Aber so radikal wie hier wurde ein Clan selten seziert, so aufwühlend traute sich bisher kaum ein Regisseur, den Witz neben die Tragödie zu setzen. Da beschuldigt ein Sohn seinen Vater bei der Glückwunschrede zu dessen 60. Geburtstag, ihn und die Schwester in ihrer Kindheit sexuell mißbraucht, und sie damit in den Selbstmord getrieben zu haben. Alle anderen Gäste versuchen zuerst mit allen Mitteln, die Form zu wahren, doch das Fest entwickelt sich unaufhaltsam zu einem Familieninferno, bei dem der Charme der Bourgeoisie langsam zerbröselt. All das zeigt uns Vinterberg in wackeligen, ausschließlich mit der Handkamera gedrehten Bildern. Alle Szenen wirken extrem direkt und authentisch, und durch den Verzicht auf Kinokonventionen ergibt sich ein neuer, genauerer Blick auf das Drama. Distanz ins kaum möglich, und so geht einem der Film lange nicht aus dem Kopf. (hip) Gondel, Casablanca (Ol), Apollo Whv), Cinema: OmU

Fette Welt Deutschland 1998, R: Jan Schütte, D: Jürgen Vogel, Julia Filimonov

„Aus der Untersicht der Obdachlosen, der Penner sehen wir das heutige München: In Rohbauten, auf öffentlichen Toiletten oder unter den Isarbrücken schläft die Handvoll von Unglücksraben, die die Helden dieses ganz untypischen deutschen Films sind. In den ersten Minuten bekommt man erst einmal einen Schreck: Will man wirklich anderthalb Stunden lang miterleben, wie sich dieses verlorene Häuflein Menschen mit ihrem Elend abplagt? Und Schütte macht es uns nicht leicht. Er erspart uns die unappetitlichen Details dieses Lebens nicht, und die Kamera kommt den verfilzten Säufern und durchnäßten Wollsachen so nah, daß einem ihr Gestank fast in die Nase kriecht. Aber langsam erkennt man, wie genau Schütte hier jede einzelne Persönlichkeit zeichnet. Die Dialoge sind (auch wenn man sie manchmal im tiefsten bayerisch gelallt kaum versteht) präzise geschrieben, und es gelingt den Schauspielern, daß man bald nicht mehr auf ihre dreckigen Lumpen und Plastiktüten mit Habseligkeiten, sondern auf ihre ganz eigenen Charkaterzüge und Schicksale achtet. Große Dramen sind für Schütte nicht nur unter Königen und Villenbesitzern möglich, und so erzählt er in „Fette Welt“ eine Liebesgeschichte, die dadurch, daß sie unter Brücken und in Bahnhofshallen stattfindet, nichts an Intensität und Dramatik verliert. Der Film hat zwar mit Jürgen Vogel einen Star in Höchstform, und nach der Hälfte konzentriert er sich auch immer mehr auf dessen Geschichte, aber am eindrucksvollsten bleiben die Szenen, in denen seine ganze Ersatzfamile unter ihrer Brücke hockt, schläft, streitet, miteinader ißt, säuft, sich versöhnt und nebenbei immer wieder einige schön gesetzte Witze reißt. (hip) Schauburg

H

Hamam – Das türkische Bad Italien/Türkei/Spanien 1997, R: Ferzan Ozpetek, D: Alessandro Gasman, Francesca D'Aloja

„Ein römischer Architekt erbt von seiner Tante einen Hamam, ein türkisches Bad, und fährt, um ihn zu verkaufen, nach Istanbul. Angezogen von Stimmung und Menschen, bleibt er und restauriert den Haman. Seine Frau reist ihm nach und findet ihren Mann verändert vor. Das Erstlingswerk eines italienisch-türkischen Regisseurs weist zwar formale Mängel auf und endet klischeehaft tragisch. Doch erzählt es atmosphärisch dicht von einer Selbstfindung.“ (Zoom) Cinema

Hope Floats USA 1998, R: Forrest Whitacker, D: Sandra Bullock, Gina Rowland / Originalfassung ohne Untertitel

Originaltitel und -fassung von „Eine zweite Chance“. Kurzverriß siehe dort. UFA-Palast

I

Im Auftrag des Teufels USA 1997, R: Taylor Hackford, D: Keanu Reeves, Al Pacino

„Wie ehedem Tom Cruise als Anwalt in „Die Firma“ bekommt der Strafverteidiger Keanu Reeves ein Angebot, das er kaum ausschlagen kann. Der charismatische Al Pacino lockt ihn in seine New Yorker Kanzlei. Doch dieser scheint mit dem Teufel im Bunde zu sein. Großartige Bilder und Darsteller, inklusive eines völlig entfesselten Al Pacino, unterstützen eine Story, die den Zuschauer auf geradezu teuflische Weise an der Nase herumführt.“ (TV-Spielfilm) Filmstudio

In der weißen Stadt Schweiz/Portugal 1982, R: Alain Tanner, D: Bruno Ganz, Teresa Madruga, Julia Vonderlinn

„Ein Schweizer Techniker verläßt in Lissabon sein Schiff. Er beschließt, in seinem Leben innezuhalten, eine Leere in seinem Kopf zu schaffen. Diese füllt er sich mit Impressionen, Erlebnissen und Leidenschaft zu einer Kellnerin. Tanners Film ist eine spontan und auf den ersten Blick planlos erzählte Aussteigergeschichte, die sinnlich und direkt Impressionen des Seelenzustands eines Mannes in einer Krise vermittelt.“ (Lexikon des internationalen Films) Kino 46

Der Indianer im Küchenschrank USA 1995, R: Frank Oz, D: Hal Scardino, Litefoot

„Wer glaubt, Regisseur Oz will mit diesem Film mehr bieten als beeindruckenden Effektzauber, der sieht sich enttäuscht. Vielleicht mangelt es am Thema - ein Neunjähriger kann mit Hilfe eines Küchenschranks seine zentimentergroßen Plastikfiguren zum Leben erwecken - aber auch schlichtweg an Komplexität, über die etwa ein Genreklasiker wie „The Incredible Shrinking Man“ verfügt.“ (epd-film) Kino 46

J

Jackie Brown USA 1998, R: Quentin Tarantino, D: Pam Gier, Samuel L. Jackson

„Was machen Kult-Filmer nach ihrem Mega-Hit? Sie backen bewußt erstmal kleinere Bröttchen. Auch Trendmeister Tarantino entgeht der Versuchung, „Pulp Fiction“ krampfhaft zu überbieten. Statt dessen kocht er auf Sparflamme. Ein kleiner Krimi von Elmore Leonard (“Schnappt Shorty“), in dem eine pfiffige schwarze Stewardeß fürs FBI einen Waffenhändler überführen soll. Die spielfreudigen Akteure und der schmalzige 70er-Jahre-Soundtrack machen Quentins Krimi-Tango zum unterhaltsamen Kinovergnügen – ganz ohne Kult-Getue.“ (Bremer) Filmstudio

L

Das Leben ist schön Italien 1998, R: Roberto Benigni, D: Roberto Benigni, Nicoletta Braschi

„In seinem vieldiskutierten (und -prämierten) Film spielt Benigni einen lebenslustigen jüdischen Buchhändler, der nach einigen Jahren glücklichen Familienlebens mit seinem vierjährigen Sohn in ein deutsches Vernichtungslager gebracht wird, in das ihm seine junge Frau aus freien Stücken nachfolgt. Der Vater, der sein Kind im Lager verstecken kann, redet diesem ein, das Ganze sei nur ein großangelegtes Spiel, bei dem der Gewinner mit einem richtigen Panzer belohnt werde. Benignis melancholische Clownerien und das vorzügliche Spiel aller Beteiligten machen dieses ebenso bewegende wie burleske Lagermärchen zu einer hintergründigen Tragikomödie.“ (Neue Zürcher Zeitung) Atlantis, Gondel, Casablanca (Ol), Passage (Del)

Les Misérables USA 1998, R: Bille August, D: Liam Neeson, Geoffey Rush, Uma Thurman

„Les Misérables von Victor Hugo gehört zu jenen volkstümlichen Wälzern aus der guten alten Zeit, die immer mal wieder für eine Neuverfilmung gut sind, weil sie in Wahrheit längst niemand mehr liest. Diesmal, auf bekömmliche zwei Kinostunden gerafft, hat der Däne Bille August das große Rührstück von Schuld, Reue, Rache und Gerechtigkeit an tschechischen Drehorten in Szene gesetzt. Der Australier Geoffrey Rush und der Ire Liam Neeson spielen Jäger und Gejagten, die Amerikanerinnen Uma Thurman ud Claire Danes repräsentieren die leidensfähige Weiblichkeit, und so ist aus dem Ganzem ein Pudding geworden, wie er im Buche steht.“ (Der Spiegel) UT-Kinocenter

Liebe deine Nächste Deutschland 1998, R: Detlev Buck, D: Lea Mornar, Moritz Bleibtreu, Heike Makatsch

„Buck is back. Der komische Coole aus dem Norden widmet sich nach den Knackis aus der „Männerpension“ nun der Heilsarmee. Genauer: Zwei Soldatinnen, die in die Großstadt versetzt werden, um dort unter den Obdachlosen gute Taten zu verrichten. Wer jedoch lakonischen Humor à la „Karniggels“ oder ein verschrobenes Figurenkabinett wie in „Wir können auch anders“ erwartet, der wird gnadenlos enttäuscht. Die Helden im jüngsten Buck sind allesamt Karikaturen aus der Klischeekiste: der miese Macho, die verschreckten Ossis, die willfährigen Frauen, die guten Penner, die bösen Yuppies. Mit derart holzschnittartigen Akteuren kann sich keine prickelnde Psychologie entwickeln. Alles bleibt platt, banal und langweilig.“ (Bremer) Schauburg

M

Mädchen an die Macht! USA/Kanada 1998, R: Sarah Kernochan, D: Kirstin Dunst, Gavy Hoffmann

„Stellt Euch vor, wir müßten täglich unsere Haare waschen, nur um immer gut auszusehen!“ Diese entsetzliche Vorstellung könnte für die Schülerinnen von Miss Godards Internat für etwas betuchtere Töchter Wirklichkeit werden: Die Anstalt soll mit einem Jungs-Internat fusionieren. Nicht, daß die Mädels etwas gegen die Jungs hätten - aber sie ahnen, was kommt, wenn sie mit ihnen das Klassenzimmer teilen sollen. An der Schule erlebt das übliche Teeniekomödien-Personal - die Streberin, die Aufreißerin, die verfressene Dicke, die Sensible, die notorische Rebellin - alle gängigen Pubertätsabenteuer. Dabei verbreitet das gutgelaunte Ensemble aber soviel Spielfreude, daß der Durchschnitt um einiges überschritten wird.“ (TV-Spielfilm) UFA-Palast

Die Marquise von O. Deutschland/Frankreich 1975, R: Eric Rohmer, D: Bruno Ganz, Edith Clever, Otto Sander

„1799: Eine schuldlos von einem russischen Offizier geschwängerte Marquise wird nach Bekanntwerden ihres Zustandes von den Eltern des Hauses Verwiesen, befreit sich jedoch, unbeirrbar ihrem Gefühl und ihrem gesunden Menschenverstand folgend, aus der Enge bürgerlicher Konventionen. Eric Rohmer legt in seiner nahezu wortgetreuen Verfilmung der Kleist-Novelle die ironische Moralkritik der Vorlage bloß, verzichtet bewußt auf deren melodramatische Emotionalisierung und paßt sich durch die wohlkontrollierte Verwendung äußerst einfacher filmischer Mittel dem kühl-distanzierten Erzählduktus des Texts an. Überdies profitiert der Film vom hervorragenden Spiel deutscher Theaterdarsteller.“ (Lexikon des internationalen Films) Kino 46

Messer im Kopf Deutschland 1978, R: Reinhard Hauff, D: Bruno Ganz; Angela Winkler, Hans Christian Blech

„Der Film spielt in irgendeiner westdeutschen Großstadt. Da ist nichts von der realen Bedrängnis, zu spüren, die Fassbinders oder Kluges Frankfurt oder Wenders' Hamburg im „Amerikanischen Freund“ vermitteln. Ein paar Totalen auf die monströse Beton- und Glasarchitektur eines Großkrankenhauses sollen urbanes Elend anzeigen, doch in diesem eher hilflosen Versuch erschöpft sich schon der stilistische Ehrgeiz von Hauff, der sich wieder einmal als braver, wenngleich kompetenter Handwerker erweist. .“ (Hans C. Blumenberg) Kino 46

Mulan USA 1998, R: Barry Cook, Tony Bancroft

„Mulan ist der seit langem gelungenste Zeichentrickfilm von Disney: schwungvoll, witzig und streckenweise hochdramatisch, auch tragisch, aber nicht sentimental. Die Figuren sind weniger niedlich, mehr menschlich gezeichnet, und so wirken ihre Schicksale wirklich anrührend. Die Orientierung nach Osten hat das Produktionsteam sichtlich beflügelt. Die Chefzeichner mixten ihre moderne Comicstrip-Kunst mit klassischer chinesischer Malerei, was man besonders besonders an den Landschaftsentwürfen sehen kann, und bei den großen Schlachtszenen werden gar Erinnerungen an die Epen des jüngst verstorbenen Akira Kurosawa wach..“ (Cinema) Schauburg, CinemaxX, Ufa-Palast, UT-Kino, Wall-Kino (Ol), Muwi (Ol), Solitaire (Westerstede)

My Name is Joe Großbritannien 1998, R: Ken Loach, D: Peter Mullan, Louise Goodall

Das Beste an dieser Fußballmannschaft sind noch die Namen auf den Trikots: Müller, Overath, Netzer – die einst so glorreiche deutsche Nationalmannschaft kann in der schottischen Bezirksliga kein Spiel gewinnen. Kein Wunder, denn statt in den deutschen 70ern spielt „My Name is Joe“ in den schottischen 90ern, und der Franz Beckenbauer dieses Films ist ein glatzköpfiger Dicker, der unbeholfen über das Spielfeld kullert. Einige Arbeitslose aus dem ärmsten Stadtteil von Glasgow spielen hier in der schlechtesten Fußballmannschaft Schottlands, und man muß schon ein feiner Kerl sein, wenn man solche eine Mannschaft trainiert. Wenn Joe Kavanagh in den ersten Minuten des Films nichts anderes macht, als sich mit seinen Jungs herumzuärgern, dann hat Ken Loach ihn uns so schnell und nachdrücklich ans Herz gelegt, daß wir ihm für den Rest des Films feste die Daumen drücken. Seine ewig verlierende Mannschaft zählt nämlich noch zu seinen geringsten Problemen. Außerdem sind seine junger Kumpel Liam und dessen Freundin tief in der Drogenszene versumpft, und zu allem Überfluß verliebt sich Joe auch noch in die Sozialarbeiterin Sarah. Diese Liebesgeschichte rückt schnell in den Mittelpunkt des Films. Zum Glück, kann man nur sagen, denn dem großen britischen Regisseur des sozialrealistischen Kinos gingen in seinen letzten beiden Filmen „Land and Freedom“ und „Carla's Song“ zu sehr die sozialromantischen Pferde durch. Mit einer Mischung aus Sozialportrait und gefühlvoller Erzählung hat er aber jetzt zum Stil seiner besten Filme wie „Riff-Raff“ oder „Raining Stones“ zurückgefunden. (hip) City

P

Pauls Reise Deutschland 1998, R: René Heisig, D: Peter Lohmeyer, Niccolo Casagrande

„Ein Brummi rollt nach Madrid. Am Steuer sitzt Michael, frischgebackener Transport-Unternehmer, der mit dieser Kühlschrank-Lieferung seine Schulden begleichen will. Da niest es hinter ihm, und sein Sohn Paul kriecht aus dem Versteck. Der hat seine Leukämie überstanden, doch die Ehe der Eltern ist darüber zerbrochen. Und noch immer hat Michael sein Versprechen nicht eingelöst: mit Paul ans Meer zu fahren. Madrid liegt nicht am Meer. Aber wenigstens weit im Süden. Auf dem Weg dorthin hofft Paul seinen Vater zurückzuerobern. Was Michael nicht weiß: die Leukämie hat sich wieder bemerkbar gemacht, und Paul bereitet sich aufs Sterben vor. Klassisches Roadmovie? Kinderfilm? Regisseur Heisig ist ein beachtliches Spielfilm-Debüt gelungen. Freilich stand ihm mit Peter Lohmeyer auch ein idealer Schauspieler zur Seite, der sentimentale Schnörkel nicht zuläßt. Höchstens ein bißchen Brummi-Romantik auf dem Parkplatz. Ansonsten verschanzt er sich hinter einer verkniffenen Miene.“ (epd-film) CinemaxX

Der Pferdeflüsterer USA 1998, R: Robert Redford, D: Robert Redford, Kristin Scott Thomas

Dies ist ein Taschentuchfilm – keine Frage –, aber der Herzschmerz wird so geschickt, klug und geschmackvoll präsentiert, daß man/frau sich der feuchten Augen nicht zu schämen braucht.“ (hip) UT-Kino, Solitaire Kino (Westerstede), Apollo (Whv)

Pippi im Taka-Tuka-Land Deutschland/Schweden 1969, R: Olle Hellbom, D: Inger Nielsen, Maria Perrson

Pippi befreit mit ihren beiden Freunden den von Seeräubern gefangengehaltenen Vater und bekommt einen großen Schatz zur Belohnung. UFA-Palast

Ponette Frankreich 1996, R: Jacques Doillon, D: Victoire Twivisol, Marie Trintignant

„Die fünfjährige Ponette stellt die Abwesenheit in Abrede – den Tod der Mutter. Die Beharrlichkeit, mit der sich die Kleine weigert, die unwiderrufliche Leere zu akzeptieren, hat geradezu existentielle Größe. Ponette kämpft: Gegen die albernen Jesusgeschichten der Tante, gegen das Unverständnis des Vaters und gegen die eigene Trauer. Dabei stellt sich die Kindlichkeit der Fünfjährigen vor das Pathos der sogenannten letzten Dinge, während der Ernst der Dialoge den Film vor pittoreskem Kinderkitsch bewahrt. Man kann sich Doillons Heldin einfach nicht entziehen, ihrem nachdenklichem Trotz, ihrem skeptischem Blick, ihrer Entschloßenheit, es allen zu zeigen, inklusive Jesus, „diesem Blödmann“. (tip) OmU: Cinema

Der Prinz von Ägypten USA 1998, R: Brenda Chapman, Simon Wells

„Der kleine Moses landet im (computeranimierten) Weidekörbchen bei der Frau des Pharao, die ihn zusammen mit ihrem eigenen Sohn Ramses aufzieht. Entsetzt über die Massaker an den Hebräern, verläßt der erwachsene Moses Ägypten. Ramses wird Pharao, Moses kehrt zurück und fordert: „Let my people go!“ Der Film ist eindeutig nicht für Kinder gedacht; das soll auch so sein, heißt es bei dem Produktionsstudio Dreamworks. Doch wer seriöse Religionsauseinandersetzung sucht, geht kaum in einen Trickfilm, so ernsthaft der auch gemeint ist. Eindrucksvoll ist „The Prince of Egypt“, wenn er ausspielt, was Trickfilm ausmacht: Dinge erschaffen, die Realfilmern (außer James Cameron) nicht möglich sind: der Bau der Pyramiden, der Auszug der Hebräer, die Teilung des Roten Meeres. Doppelt schade, daß die Geschichte streckenweise hart am Soap-Niveau entlangschrammt.“ (TV-Spielfilm) CinemaxX, UT-Kino, Passage (Del)

Psycho USA 1998, R: Gus Van Sant, D: Vince Vaughn, Anne Heche

„Gus Van Sants vieldiskutierte Intention, nicht nur ein Remake von „Psycho“ zu machen, sondern den Film peinlich genau in jedem Detail zu kopieren, war ein gewagtes Gambit, das ein Flair von Pop-Art-Intellekt und Experiment in eine Produktion brachte, die sonst nur überflüssig und kommerziell gewirkt hätte. Und in gewisser Weise wird dieses Wagnis dem Film einen verdienten Platz in den Filmgeschichtsbüchern sichern: Es ist nicht nur die erste derartige Verdopplung außerhalb der experimentellen Filmkunst, es belegt auch die faszinierende Bemühung eines wichtigen Regisseurs, in die stilistische Haut eines anderen zu kriechen – was, wenn man mal darüber nachdenkt, ja Sir Alf auf eine unheimliche Weise angemessen ist. Der Grund, warum dieses Konzept nicht aufgeht, liegt darin, daß das Original auf erzählerischen Überraschungen basiert, die unmöglich heute noch überraschen können; auf Genre-Konventionen, die schon vor Jahrzehnten aus der Mode kamen, und auf Matertial, das 1960 als gewagt galt, aber seitdem längst seine Macht verloren hat, auch nur eine Stirn zu runzeln.“ (Variety) UT-Kino, Solitaire Kino (Westerstede)

R

Rendezvous mit Joe Black USA 1998, R: Martin Best, D: Brad Pitt, Anthony Hopkins, Claire Forlani

„Ich hatte gemeine Gerüchte gehört, daß „Meet Joe Black“ fast drei Stunden lang sein würde. Die Gerüchte bewahrheiteten sich, aber seien wir gerecht: was zählt ist nicht, wie lang ein Film ist, sondern wie lang er einem vorkommt, und „Meet Joe Black“ wirkt überhaupt nicht wie ein drei Stunden-Film. Er scheint zehn Stunden zu dauern. Anthony Hopkins spielt einen Medienmagnaten mit Herz und Claire Forlani spielt seine Tochter, die mit einem Trottel in gutem Anzug verlobt ist. Sie hofft auf einen besseren Mann, und schon kommt er des Weges in der Form von Brad Bitt. Er hat das Pech, bald danach zu versterben; der Tod übernimmt dann Brads Körper und kommt, um des Magnaten Seele zu kassieren und die Tochter gleich noch mal zu gewinnen. Es gibt hier viele unbeantwortete Fragen, von den Anfällen unfreiwilliger Komik ganz zu schweigen.“ (New Yorker) Schauburg, CinemaxX, UFA-Palast, Ziegelhofkino (Ol)

Riff-Raff Großbritannien 1990, R: Ken Loach, D: Robert Carlyle, Emer McCourt

„Ein Bauhilfsarbeiter in London sieht sich um seine Träume betrogen und setzt, als Ausbeutung, Menschenverachtung und Druck übergroß werden, ein anarchistisches Zeichen. Eine grimmige Komödie über den Niedergang der britischen Arbeiterklasse.“ (Lexikon des internationalen Films) Kino 46

S

Schwarze Katze, Weißer Kater Deutschland 1998, R: Emir Kusturica, D: Bajram Severdzan

„Kann man auch aus dem Komödienstadel großes Kino machen? Bei Kusturicas neuem Film fehlt scheinbar jeder politische Anspruch, jede Tiefe. Einen Spaß wollte er seinen Zuschauern machen, und so ist in diesem Film alles auf die Lacher und die pittoresken Details ausgerichtet. Kritiker werfen ihm dies natürlich auch ganz schnell vor, aber warum soll Kusturica nicht mal mit all seinem filmischen Können und der Liebe zu grotesken Figuren, die ihn schon immer auszeichnete, einen Zigeunerschwank inszenieren? Natürlich blitzen da in fast jedem Mund die goldenen Zähne auf, und die Musikanten schrammeln ständig auf ihren Fiedeln herum, aber Kusturica treibt die Stereotypen des Zigeunerlebens so virtous auf die Spitze, daß dabei ein ganz eigener, bei allen Streitereien wunderschöner und vitaler Mikrokosmos entsteht. Und wer außer Kustirica hätte solch ein zugleich saukomisches und symbolisches Bild finden können wie das Schwein, daß an der Biegung einer Straße langsam ein Auto frißt - natürlich einen Trabant.“ (hip) Europa, Casablanca (Ol)

Schweinchen Babe in der großen Stadt USA 1998, R: George Miller, D: Babe, allerhand Viehzeug, James Cromwell

„Die Fortsetzung übertrifft das Original. Babe, das außergewöhnlich höfliche Schwein mit dem süßen, beharrlichen Auftreten, versucht in der großen Stadt Geld für die daniederliegende Hoggett Farm aufzutreiben. Dort entdeckt Babe ein Land voller Gewalt und Traurigkeit. In einem Tierhotel trifft Babe eine Zirkus-Familie von Affen, zu dem ein cooles Schimpanzsen-Paar und ein mürrischer Orang Utan gehören. Die Tiere, die mit dunkler Ironie reden, strahlen die reale Depression von langjährigen Zirkus-Akrobaten aus. Es gibt auch einen jähzornigen Terrier, dessen arthritische Hinterbeine auf Rädern laufen und eine Horte von Bulldoggen, die es auf Schweineschinken abgesehen haben. Wie sein erfolgreicher Vorläufer hat der Film übersättigte Kinderbuchfarben, aber der emotionale Grundton dieses Films ist schmerzhaft witzig, mit heftigen, zynischen und raffinierten Tupfern, die Kinder wohl eher verwirren werden.“ (New Yorker) UFA-Palast, UT-Kinocenter, CinemaxX, Wall-Kino (Ol)

Seite an Seite USA 1998, R: Chris Columbus, D: Julia Roberts, Susan Saradon

„Wie Julia Roberts und Susan Sarandon als unabhängiges Yuppie-Mädel und abgehalfterte Frust-Glucke aufeinander losgehen, mag Fans des hochkarätigen Schlagabtauschs unter Stars animieren, doch über Standardsituationen trivialster Art kommt der Film nicht hinaus. Die Krebserkrankung der Älteren etabliert Melodramatik pur, und Ed Harris als Kerl zwischen den Fronten wird vollends zur Nebensache, wenn Siegerin und Verliererin des Damen-Duells händchenhaltend unterm Weihnachtsbaum sitzen.“ (tip) UFA-Palast, UT-Kinocenter, CinemaxX, Wall-Kino (Ol)

Smoke Signals USA 1998, R: Chris Eyre, D: Evan Adams, Irene Bedard,

„Victor und Thomas machen sich auf den Weg von Washington ins südliche Arizona. Dort wollen sie die Asche von Victors verstorbenem Vater holen und ins heimatliche Reservat überführen. Der erst 26jährige Arapaho-Cheyenne-Indianer Chris Eyre erzählt in seinem Roadmovie den bekannten Vater-Sohn-Konflikt auf indianische Weise. Weit entfernt davon, die Lage der Indianer mitleidig zu beweinen, zeigt „Smoke Signals“ das breite Spektrum heutigen indianischen Lebens: die Bedeutung von Heimat und Tradition, aber auch Armut und Zerfall von Familie und Stamm.“ (tip) Cinema

Spiel des Lebens USA 1998, R: Spike Lee, D: Denzel Washington, Ray Allen

Spike Lee ist in den letzten Jahren mehr für seine Rolle als Sprachrohr des schwarzen, politisch überkorrekten Amerikas als für seine Filme berühmt/berüchtigt geworden. Bei Quentin Tarantinos „Jackie Brown“ empörte er sich öffentlich darüber, daß dort Afroamerikaner Afroamerikaner zu oft „nigger“ nennen. Bei der Pressekonferenz zum Film auf der Berlinale antwortete der afroamerikanische Schauspieler Samuel L. Jackson darauf souverän: „Jackie Brown ist doch ein schöner schwarzer Film geworden, und solch einen hat Spike ja schon lange nicht mehr zustande gebracht!“ Daran ändert auch diese Passionsgeschichte mit Denzel Washington als schwarzem, basketballspielendem Erlöser nichts.“ (hip) Cinema

Staatsfeind Nr. 1 USA 1998, R: Tony Scott, D: Will Smith, Gene Hackman

„Spannender Überwachung-Thriller. Was du auch machst, sie sehen dich. Die Umkehrung der „Truman Show“. Da beobachten alle einen. Hier beobachten einige wenige alle. Egal, wohin du gehst, sie sind dabei. Per Satellit. Tony Scott montiert effektvoll verschiedene Aufnahmematerialien zusammen – Filmszenen, Überwachungsvideobänder, Fotos, Satellitenbilder – und stellt die Handlung abwechselnd aus der Sicht des Gejagten und der Jäger dar.“ (tip) Ufa-Palast, CinemaxX, Solitaire (Westerstede)

Star Trek – Der Aufstand USA 1998, R: Jonathan Frakes, D: Patrick Stewart, Jonathan Frakes, Brent Spiner

„Die nächste „Enterprise“-Generation deckt auf dem Planeten der ewigen Jugend eine Verschwörung von bösen Aliens und fehlgeleiteten Sternenflottenoffizieren auf und kann in der Entscheidungsschlacht die gute alte Föderationsordnung wiederherstellen. Regisseur Jonathan Frakes alias Commander Riker erweist sich als ambitionsloser Routinier, der viel Budenzauber entfaltet, ohne die Längen der Story überspielen zu können. Fürs allgemeine Publikum zu unspektakulär und für die Fangemeinde zu uninspiriert.“ (tip) UT-Kino, CinemaxX, Passage (Del), Wallkinos (Ol), Muwi (Ol)

Studio 54 USA 1998, R: Mark Christopher, D: Ryan Philippe, Salma Hayek

„Sex, Drugs & Disco – nicht nur Samstag nachts ging es einst im New Yorker Studio 54 zur Sache. In den Siebziger Jahren tobte im legendärsten aller Tanzschuppen der Bär – und die Prominenz jener Tage. Schillernde Szene-Typen wie Truman Capote, Bianca Jagger und Andy Warhol, ja sogar Grace Kelly gaben sich die Klinke in die Hand – bis die Steuerfahndung dem dekadenten Disco-Tempel auf die Pelle rückte..“ (Bremer) City

Die Stunde des Lichts Deutschland 1998, R: Stijn Coninx, D: Joachim Król,

„Eigentlich steht Joachim Król, diesem Meister der Schüchternheit, die Rolle eines verschrobenen norwegischen Trappers gut zu Gesicht. Leider hat Regisseur Stijn Coninx ihn zum Markenzeichen seiner selbst degradiert. Król spielt einen kauzigen Einsiedler, der von einer munteren, geschwätzigen Großstadtgöre heimgesucht wird und sich prompt verliebt. Ein Eisbär sorgt für zusätzliche Action, und der Soundtrack verkitscht das Naturschauspiel des Polarwinters zur Disney-Kulisse.“ (tip) Schauburg, Ziegelhof-Kino (Ol)

Suisse Collection

Kurzfilme zur Literischen Woche Kino 46

T

There's Something About Mary USA 1998, R: Peter & Bob Farrelly, D: Cameron Diaz, Ben Stiller, Matt Dillon / OoU

Originalfassung von „Verrückt nach Mary“. Kurzkritik siehe dort. CinemaxX

Die Truman Show USA 1998, R: Peter Weir, D: Jim Carrey, Jaura Linney, Ed Harris

Hatten Sie nicht auch schon manchmal das Gefühl, Sie wären in einem schlechten Film oder – noch schlimmer – in einer Fernsehserie? Genau dieser Verdacht beschleicht Truman Burbank eines Morgens, als direkt vor seine Füße ein Scheinwerfer aus dem blauen Himmelszelt fällt. Aber Trumans Himmel ist genaugenommen eine Kuppel: Ein künstlicher Dom, unter dem eine ganze Kleinstadt konstruiert wurde. Und all das nur für Truman Burbank, denn dieser ist, ohne es zu wissen, seit seiner Geburt der Star einer täglich rund um die Uhr gesendeten Fernsehserie.“ (hip) CinemaxX, Ziegelhof-Kino (Ol), Lindenhof-Lichtspiele (Wildeshausen)

V

Verrückt nach Mary USA 1998, R: Peter & Bob Farrelly, D: Cameron Diaz, Ben Stiller, Matt Dillon

„Geschmacklosigkeiten unter der Gürtellinie – in Reißverschlüsse eingeklemmte Geschlechtsteile, Sperma als Haargel, in Ganzkörpergips verpackte Schoßhunde – ziemlich krank und zum Schreien komisch.“ (TV-Spielfilm) CinemaxX (u.a. OmU)

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