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Fischern ins Netz geschaut

■ „Fischen, Forschen, Frostfilets“ – eine Schau über Fischerei-Industrie und -forschung im ultramarinblauen Erlebnisraum in Altona Von Julia Kossmann

„Mama, wo kommen eigentlich die Fischstäbchen her“, fragen immer mehr Kinder – Fisch wird immer beliebter. Aber wie wird er aus dem Meer geholt? Allerlei Modelle der deutschen Fischereiflotte hält das Altonaer Museum in seiner Abteilung für Schifffahrt und Fischerei für maritime Laien und Fachleute zur lehrreichen Besichtigung bereit.

Doch braucht's viel Phantasie respektive museumspädagogisches Geschick, sich mittels der hübschen kleinen Modelle historischer und moderner Fangboote die Arbeit in der heutigen Fischereiindustrie in immer noch feindlicher Natur auszumalen. An Joseph Conrads Einsicht, „die See hat keine Tribüne“, hat sich bis heute nichts geändert. Und ein Meeresaquarium besitzt das Altonaer Museum schon seit dem Kriegsende nicht mehr. Den Prozeß der Fischerei anschaulicher darstellen zu können, versucht das Museum nun unter dem Titel „Fische, Forschen, Frostfilets“ in dem bis zum 28. April 1996 installierten „Erlebnisraum“. Gedämpftes Ultramarin leuchtet von den Wänden, auf denen Fische in Trompe-l'÷il-Manier gemalt zu schwimmen scheinen. Makrele, Hering und Kabeljau heben sich ab vom blauen Grund, und neben den in Wahrheit nicht nur leckeren, sondern auch schönen Wasserwesen dokumentieren Fotografien, gesammelte Proben, ellenlange Datenstreifen und Fischmesser, an denen noch die Schuppen kleben, die Reise des Fischereiforschungsschiffes Walther Herwig II. Die Walther Herwig II zählt zur Flotte der Bundesforschungsanstalt für Fischereiwesen, die – ebenfalls in Altona beheimatet – seit 125 Jahren Fischpopulationen in Nord- und Ostsee und den Weltmeeren beobachtet und untersucht. Der Leiter der Museumsabteilung Schiffahrt und Fischerei, Dr. Boye Meyer-Friese, hatte diese 131. Reise der Walther Herwig II vom 14. Februar bis zum 5. März 1993 begleitet und die Aspekte der Forschung, Fischerei und Freizeit bei jedem Wind und Wetter in einem Film mit eindrucksvollen Aufnahmen festgehalten. Entlang der englischen Westküste fuhr der „Heckfänger“ – die Netze werden am Heck eingeholt – auf den Spuren der Holzmakrele.

Nicht museal-kontemplativ, sondern als Raum, der auf das Thema Fischerei neugierig macht und Möglichkeiten für Schulklassen bietet, sich angemessen damit beschäftigen zu können, hat Meyer-Friese „Fischen, Forschen, Frostfilets“ konzipiert. Film- und Fotodokumente sollen später in die Fischerei-Abteilung integriert werden. Zuvor aber lohnt es, einmal in den blauen Raum einzutauchen.

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