piwik no script img

Würmer machen Schule

■ Vom Tennessee-Kompost-Wurm bis zur stählernen Kuh: Acht Paukanstalten nun „Umweltschulen“ Von P. Faller

Die Toten Hosen finden's gut, der Club of Rome begrüßt es und auch unsere Schulsenatorin Rosie Raab ist zufrieden mit dem Ergebnis des Projekts „Umweltschulen in Europa“: Acht Hamburger Schulen wurden gestern wegen ihres Engagements für die Natur ausgezeichnet. Sie sind die ersten in Deutschland, die sich mit dem Titel „Umweltschule in Europa“ schmücken dürfen. Bisher gab es sie nur in Dänemark, Frankreich, den Niederlanden und Großbritannien.

Ein Jahr lang hatten SchülerInnen, LehrerInnen, Hausmeister und Eltern an 19 Hamburger Schulen Zeit, ihr Umweltkonzept umzusetzen. Doch nicht nur das: Sie sollten auch andere Menschen zum Mit- und Nachmachen animieren. Eine Jury aus Mitgliedern der Schul- und der Umweltbehörde und der Deutschen Gesellschaft für Umwelterziehung wählte acht von ihnen aus. Zu den Kriterien gehörten eine große Teilnehmerzahl, Öffentlichkeitsarbeit, dauerhafte Verhaltensänderungen und eine nachweisbare Umweltverträglichkeit.

Und was da alles an Öko-Ideen wucherte: Das Alexander-von-Humboldt-Gymnasium in Harburg hatte seinen Schwerpunkt auf Müllvermeidung und Recycling gelegt mit Brotdosen- und Trinkflaschenaktionen und einer stählernen Milchkuh. „Unsere Schule soll grüner werden“, war das Motto des Gymnasiums Allee-Altona; man ließ kurzerhand den Asphalt vom Schulhof entfernen. Für ein Hügelbeet liefern Tennessee-Würmer Kompost aus Küchenmüll. Das Gymnasium Dörpsweg pflanzte 15 Bäume und setzte eine Vogelhecke.

Rund ums Wasser ging die Projektarbeit in der Gesamtschule Kirchdorf. Dort wird das Regenwasser in einem Speicher aufgefangen und damit nicht nur der Schulgarten bewässert, sondern auch sieben Schülertoiletten gespült. Die Schule für Geistigbehinderte im Lokstedter Damm machte es durch ein Hochbeet möglich, daß Rollstuhlfahrer und stark Gehbehinderte Kinder künftig in Erde wühlen und Pflanzen setzen können. Die Grundschule Schottmüllerstraße machte sich zum Experten für die Schulbegrünung. Kletterpflanzen ranken an Fassaden empor, und auf dem Dach wächst Gras. Efeu windet sich auch in der Schule Surenland um Pfeiler und an Wänden empor. Das Gymnasium Willhöden erklärte die Schule zur rauchfreien Zone, setzte sich für eine Tempo-30-Zone ein und veranstaltete die Aktion „Müll und Kunst“.

Da der Ehrentitel „Umweltschule“ nach einem Jahr verfällt, wollen 29 Hamburger Schulen jetzt „in die zweite Runde“ gehen.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen