: Die Bremer Kinotaz ... ... alle Filme, alle Termine
A
8 MM USA 1998, R: Joel Schumacher, D: Nicolas Cage, Joaquin Phoenix
Ein Paradebeispiel dafür, wie ein Drehbuch aus dem Ruder laufen kann. Bis zur letzten halben Stunde ist dies ein solider Thriller über einen Privatdetektiven, der herausfinden soll, ob auf einem Schmalfilm, den eine reiche Witwe im Tresor ihres eben verstorbenen Mannes findet, wirklich eine junge Frau ermordet wurde. Aber plötzlich gibt es da einen völlig unglaubwürdig und grotesk wirkenden Anruf des Detektiven bei der Mutter des Opfers, beide weinen sich minutenlang etwas vor, und von diesem Moment an kann man keine Szene des Films mehr ernstnehmen. Man ist nur noch peinlich berührt darüber, daß man bis hier hin dem Regisseur auf den Leim gekrochen ist. Joel Schumacher hat mit der Brechstange versucht, den Plot jenen archetypischen Mythen anzugleichen, nach denen in Hollywood so gerne die Skripts gestrickt werden. Aber selbst Nicolas Cage kann mit all seiner Schauspielkunst den kruden Übergang vom toughen Detektiven zum Übermenschen nicht kaschieren, und so säuft der Film schließlich unrettbar in unfreiwilligen Lachern ab. (hip) CinemaxX, UT-Kinocenter, Gloria (Del)
Aimée & Jaguar Deutschland 1999, R: Max Färberbock, D: Maria Schrader, Juliane Köhler, Heike Makatsch
„Deutschland 1943: Die lesbische Jüdin Felice (Maria Schrader) lebt im Untergrund, arbeitet bei einer Zeitung und verführt die vierfache Mutter Lilly Wurst (Julianne Köhler). Die Geschichte ist wahr, Frau Wurst, 85, lebt heute in Berlin. Der Film leidet an Eitelkeit und Pathos. Julianne Köhler aber, Theaterbesuchern ohnehin ein Begriff, ist als sture, treue Musterdeutsche eine Entdeckung. (Der Spiegel) UT-Kinocenter, Gondel, Passage (Del), Ziegelhof (Ol), Lindenhof-Lichtspiele (Wildeshausen)
Angst essen Seele auf Deutschland 1973, R: Rainer Werner Fassbinder, D: Brigitte Mira, El Hedi Ben Salem
„Die Liebe zwischen einer Witwe und einem 20 Jahre jüngeren marokkanischen Gastarbeiter, die sich an ihrer Einsamkeit und gesellschaftlichen Isolierung entzündet, ihre menschlichen Probleme aber erst in der Erprobung der Ehe stellt. Ein Film gegen Mißachtung von Rassen, Alter und Außenseiterschicksalen, einfach und menschlich anrührend erzählt.“ (tip) Kino 46
Aprile Italien/Frankreich 1998, R: Nanni Moretti, D: Nanni Moretti, Pietro Moretti / Originalfassung mit Untertiteln
„Von Eric Rohmer stammt die Maxime: Das moderne Kino muß immer etwas von homemovies haben. Nur so kann es universelle Bedeutung gewinnen. Nanni Morettis Filme bewahrheiten diese Maxime auf die selbstverständlichste Weise. Auch sein neuer Film ist homemovie und Weltkino. Er verstrickt Familiäres und Gesellschaftliches, persönlichste Obsessionen mit den großen ewigen Themen: Vaterschaft, Verantwortung, Glück, Treue. Moretti holt Freunde, Mitarbeiter, Verwandte vor die Kamera. Er dreht im eigenen Appartement, ist Produzent, Autor, Hauptdarsteller und Regisseur in einer Person. Erzählt wird in der ersten Person, die äußerst narzißtisch und egozentrisch ist. Und doch: er spricht weniger von sich, als daß er sich benutzt, um von der Welt zu sprechen.“ (epd-film) Kino 46
Aprilkinder Deutschland 1998, R: Yüksel Yavuz, D: Erdal Yildiz, Inga Busch / deutsch/türkisch/kurdische Originalfassung mit Untertiteln
"Der junge Türke Cem arbeitet in der Wurstfabrik, sein Bruder schlägt sich auf der Straße mit kleinen Deals durch, und die kleine Schwester fängt gerade an, sich selbstbewußt den ersten Freund zu angeln. Eine Phänomenologie türkisch-deutschen Sprachgebrauchs und ein genau beobachtetes Familienportrait.“ (tip) Kino 46
Arlington Road USA 1999, R: Mark Pellington, D: Jeff Bridges, Tim Robbins
„Arlington Road spielt in einem der feineren Vororte von Washinton DC, wo der verwitwete Geschichtsprofessor Faraday mit seinem neun Jahre alten Sohn lebt. Neue Nachbarn, der Architekt Oliver Lang, seine Frau und ihr 10jähriger Sohn, ziehen ein und eine Freundschaft entwickelt sich. Eine lange, unheilvoll wirkende Einstellung läßt ahnen, daß Michael, der Kurse in Terrorismus gibt, tief verstört ist, besessen von Verschwörungstheorien, und daß Olvier eine zweifelhafte Vergangenheit hat, vielleicht sogar einen Bombenanschlag auf ein Justizgebäude in St. Louis geplant und ausgeführt hat. Ist Michael nur paranoid, oder hat der glatte Oliver Schlimmes mit seinem Nachbarn vor? Dies ist ein sehenswerter Beitrag zu dem vertrauten Genre der „Verschwörungs-Thriller“. Aber die Konstruktion macht es notwendig, daß wir alles mit Michaels Augen sehen, und so bleibt der interessanteste Charakter des Films, Oliver, leider unerforscht - eine mysteriöse Chiffre.“ (The Observer) CinemaxX, UFA-Palast
Asterix der Gallier Frankreich 1967, R: Ray Goosens
Zum direkten Vergleich nun auch einer der alten Zeichentrickfilme. Kino 46
Asterix & Obelix gegen Caesar Frankreich/Deutschland 1998, R: Claude Zidi, D: Gérard Depardieu, Christina Clavier, Gottfried John
„Und? Ist der Film gut? Sagen wir mal so: Richtig schlecht ist er nicht. Als von den Trickfilmen gebannter Fan wird man eindeutig angenehm überrascht. Ausstattung und Kostüme sind den Heftchen liebevoll nachempfunden, die Darsteller – neben den Titelhelden vor allem Gottfried John mit aufgesetztem Römerzinken als Caesar und Roberto Benigni als Intrigant Destruktivus – braucht sich nicht hinter den Kollegen von „Familie Feuerstein“ zu verstecken. Auch fliegen die Leginonäre nach Ohrfeigen und Kinnhaken ungefähr so durch die Luft, wie man sich das bei der Comic-Lektüre immer ausgemalt hatte ... aber genau da, bei den Special effects, muß die Mäkelei einsetzen, denn so manche Tricks – etwa der mit dem Elefanten in der Arena – sehen wirklich zu hausbacken aus, da erwartet der verwöhnte Kinogänger Ende der 90er Jahre von einer internationalen Großproduktion deutlich bessere Effekte, zudem es am Geld offenbar nicht gefehlt hat. Dringend muß auch die Inszenierung bekrittelt werden, die über weite Strecken flau und seltsam lustlos daherkommt, als habe es Regieroutinier Claude Zidi allemal ausgereicht, die hübsch verkleideten Darsteller in den wunderschön aufgebauten Sets ihre Figuren ins Bild zu bringen und die allseits bekannten Zeilen aufsagen zu lassen.“ (Zitty) CinemaxX, UFA-Palast, UT-Kinocenter
B
Der Bremen-Film 1871-1945 Bremen 1998, R: Ulrich Scholz
In der ersten halben Stunde sind Handel und Wandel allzusehr im Vordergrund des Films: Wer wann wo was produziert, importiert, exportiert oder verkauft hat, ist ein recht dröger Lehrstoff. Die Bilder von Hafenanlagen an der Schlachte, von Fachwerk-Speichern oder den dichtumdrängten Verkaufsständen auf dem Marktplatz sind zwar echte Fundstücke, verblassen aber fast angesichts der monoton daherredenden Erzählerstimme. In der zweiten Hälfte gibt es zum Glück auch Bilder vom Alltag in der Stadt, von Künstlern, dem Verkehrsgewimmel auf der Brillkreuzung usw. (hip) Schauburg
C
Celebrity USA 1998, R: Woody Allen, D: Kenneth Branagh, Melanie Griffith, Leonardo DiCaprio
„Schwieriger Fall, dieser neue Woody-Allen-Film: Alles schon dagewesen, aber immer noch gut. Der Stoff ist nach wie vor unterhaltsamer und intelligenter als das meiste, was wir sonst zu sehen kriegen, immer noch gibt es die derzeit angesagtesten Stars in frischen Rollen (hier: Di Caprio und Winona Ryder), wir können uns wie sonst den unterhaltsamen Neurosen schöner Frauen in voyeuristischem Interesse nähern, und wir sehen uns in Allens Filmen immer noch selbst zu: mit unseren moralisch fragwürdigsten Seiten. Der Film mit 242 Sprechrollen und 5128 Statisten beschäftigt mehr Personal als jeder seiner Vorgänger, Prominente geben sich für Gastauftritte die Klinke in die Hand. Das Ergebnis wirkt etwas übererregt. Es ist brilliant, trotzdem sieht es aus, als sei es gleichsam im Vorbeigehen gedreht, mit rauen Strichen gezeichnet – als Skizze, nicht als Gemälde, und mit Stereotypen, nicht mit realen Personen. Es ist auch kein Zufall, daß die typische Allen-Figur hier von Kenneth Branagh gespielt wird, diesem Schauspieler, der das Kunststück fertigbringt, authentisch einen ganzen Film lang die typischen Woody-Allen-Dialoge in vollendet verwirrter Hektik abzusondern und dabei nicht ein einziges Mal komisch zu wirken.“ (epd-film) Schauburg, Gondel, Casablanca (Ol)
Con Air USA 1997, R: Simon West, D: Nicolas Cage, John Malkovich
„Wer mitfliegt, zurre Sicherheitsgurt und Kotztüte fest, denn die macho-manische Flugnummer von Produzent Jerry Bruckheimer (“Top Gun“, „The Rock“) und Regisseur Simon West stürzt mit allen pyrotechnischen Schikanen in cinematische Untiefen. Selbst die Crew aus glanzvollen Charakterdarstellern hebt den Luftheuler kaum in höhere Schichten.“ (Der Spiegel) CinemaxX
D
Düstere Legenden USA 1998, R: Jamie Blanks, D: Alicia Witt, Jared Leto
„Ein naher, aber nicht ganz so cleverer Verwandter der „Scream“-Familie: Moderne Mythen sind der Aufhänger dieser Metzelmär. Kennt man hierzulande Schauer-Stories á la „die Spinne in der Yuccapalme“, ist's in der USA eben der Axt-Mörder auf der Rückbank oder jener unheimliche Anrufer, der sich bereits im selben Haus befindet. Mit solcherlei Gruselgags vertreiben sich in diesem Film Studenten an einer US-Uni die Abende, bis ihnen die schalen Späße eines Tages im Halse steckenbleiben, weil irgendein Witzbold die Geschichten in die Tat umsetzt und ein schönes, junges Wesen nach dem anderen ins gepflegte Uni-Gras beißt. Die gar nicht mal üble Idee, den Mords-Reigen auf diese Weise zu legitimieren, hatte ein 22jähriger Filmstudent, die Regie vertraute man einem unbescholtenen 26jährigen Australier an. So ist wohl zu erklären, daß trotz kühler Kosten-Nutzen-Analyse (Teenies + Killer + Ironie - Produktion = immer noch großer Reibach) „Düstere Legenden“ einen so frischen Eindruck macht“ (TV-Spielfilm) Filmstudio
E
Elizabeth Großbritannien 1998, R: Shekhar Kapur, D: Cate Blanchett, Christopher Eccleston, Geoffrey Rush, Fanny Ardant
In England wetzen die Besserwisser schon die Messer, um dem Regisseur Shekhar Kapur all die historischen Fehler seines Films über die „jungfräuliche Königin“ Elisabeth I vorzuhalten. Dabei hatten die Produzenten ihn ja gerade darum engagiert, weil er als Inder nicht den Bildungsballast mit sich herumschleppte, der einen britischen Regisseur niedergedrückt hätte. „Sie wollten einen ignoranten und chaotischen Regisseur“, so Kapur souverän kokett in Venedig. Und der hat ihnen nun ein wundersames Stück Kino hingesetzt: Spannend wie ein Thriller, grandios ausgestattet und mit einer feinen Balance zwischen blutigen Hofintrigen und dem psychologisch tiefen Portrait einer Frau, die dazu gezwungen wird, Macht auszuüben, und dafür ihre Identität und ihr Glück opfern muß. Cate Blanchett verkörpert die Königin wunderbar intensiv und vielschichtig: zugleich dünnhäutig, energiegeladen und später eiskalt. Dies ist alles andere als ein Kostümschinken. (hip) Filmstudio
E-M§il für Dich USA 1998, R: Nora Ephron, D: Tom Hanks, Meg Ryan
„Seit „Schlaflos in Seattle“ gelten Tom Hanks und Meg Ryan als Dream-Team des Biedersinns. Nun spielen sie zwei Buchhändler, die sich erbittert Konkurenz machen, aber im Internet unwissentlich eine innige Freundschaft pflegen. Die beiden Schauspieler zappeln mit geöltem Charme durch das Remake des Lubitsch-Klassikers „The Shop around the Corner“. Trotzdem fehlt dieser Romanze ein wenig Herzblut, da halfen auch nicht die paar Millionen Dollar, mit denen der Online-dienst AOL den Film gefördert hat.“ (Der Spiegel) CinemaxX, UFA-Palast, UT-Kinocenter, Ziegelhof-Kino (Ol)
F
Fargo USA 1995, R: Joel Coen, D: Frances McDormand, Steve Buscemi
In dieser pechschwarzen Kriminalkomödie könnte man fast schneeblind werden - so eisig, weiß und leer wirkt hier die Winterlandschaft von Minnesota. Die Landeier im tiefsten amerikanischen Hinterland werden von den Coens mit dem gleichen boshaften Witz beschrieben wie die texanischen Rednecks in ihrem Debütfilm „Blood Simple“. Beide Film erzählen von inkompetenten Gangstern, denen ihre Pläne schnell über die Köpfe wachsen. Vom Blutbad wird aber in „Fargo“ direkt auf Marge geschnitten, eine hochschwangere Polizistin, die mit dicken Fausthandschuhen und Pelzmütze bewaffnet, den Fall so stur und unaufhaltsam löst wie eine mütterliche Version von Columbo. (hip) Filmstudio
Das Fest Dänemark 1997, R: Thomas Vinterberg, D: Ulrich Thomsen, Thomas Bo Larsen
Thomas Vinterbergs „Das Fest“ steht in einer lange Reihe von Romanen, Theaterstücken und Filmen, bei denen eine Familienfeier im Mittelpunkt steht, auf der schön langsam und dramatisch die schlimme Wahrheit über eine Familie ans Licht kommt. Aber so radikal wie hier wurde ein Clan selten seziert, so aufwühlend traute sich bisher kaum ein Regisseur, den Witz neben die Tragödie zu setzen. (hip) Cinema
Flamenco Spanien 1995, R: Carlos Saura, D: Joaquin Cortes, Paco de Lucia / Originalfassung mit Untertiteln
„In einem, riesigen Parkettsaal läßt Carlos Saura in zwanzig kommentarlosen „Kapiteln“ die verschiedenen Spielarten des Flamenco Revue passieren. Bulgerias, Soleares, Alegrias ... Die fast enzyklopädische Dichte und die herausragenden Tänzer, Musiker und Sänger ermöglichen einen Einblick in die dichterische Vielfalt, die Virtousität und die Fortentwicklung des Flamenco. Die Vitalität des Vorgeführten läßt sogar den Schickimicki-Ehrgeiz verzeihen, mit dem Saura edelspießiger Bühnenbeleuchtung frönt.“ (tip) Kino 46
G
Das große Krabbeln USA 1998, R: John Lasseter
„Der zweite komplett computeranimierte Walt-Disney-Film: ein Volltreffer. Der Überlebenskampf einer Ameisenkolonioe wird witzig erzählt, die Animationen sind ein technisches Wunderwerk. Regisseur John Lasseter hat es genau richtig gemacht: kein Animationsfilm für Erwachsene, sondern ein Märchen, um das Eltern ihre Kinder beneiden. Spielbergs „Antz“ sehen da ziemlich alt aus.“ (Der Spiegel) CinemaxX, UT-Kinocenter, Passage (Del), Casablanca (Ol), Lindenhof-Lichtspiele (Wildeshausen)
Gustaf Gründgens Faust Deutschland 1960, R: Peter Gosrski, D: Gustaf Gründgens, Will Quadflieg
„Wer wissen will, woran die neuste Inszenierung des Bremer Theaters sich messen lassen muß, sollte sich diese zwar eher dröge abgefilmte dafür mit Spitzenschauspielern besetzte Theateraufführung des Klassikers antun. Gustaf Gründgens inszenierte diese damals enthusiastisch gefeierte Version des Stückes im Deutschen Schauspielhaus und spielte darin natürlich mit dem Mephisto auch die Rolle seines Lebens. Der Film wirkt heute doch sehr verstaubt, aber das Charisma von Gründgens schimmert immer noch durch.“ (hip) Atlantis
H
Hamam – Das türkische Bad Italien/Türkei/Spanien 1997, R: Ferzan Ozpetek, D: Alessandro Gasman, Francesca D'Aloja
„Ein römischer Architekt erbt von seiner Tante ein Hamam, ein türkisches Bad, und fährt, um es zu verkaufen, nach Istanbul. Angezogen von Stimmungen und Menschen, bleibt er und restauriert den Hamam. Seine Frau reist ihm nach und findet ihren Mann verändert vor. Das Erstlingswerk eines italienisch-türkischen Regisseurs weist zwar formale Mängel auf und endet klischeehaft tragisch. Doch erzählt es atmosphärisch dicht von einer Selbstfindung dank Sinnlichkeit und kreativer Langsamkeit orientalischer Lebensweise.“ (Zoom) Cinema
Happiness USA 1998, R: Todd Solondz, D: Jane Adams, Dylan Baker, Lara Flynn Boyle, Ben Gazzara
„Eine schwarze Satire über die Suche dreier Schwestern nach dem persönlichen Glück. Doch statt diesem finden sie Einsamkeit und erschreckende menschliche Tragödien und Abgründe. Der Film ist eine atemberaubende Mischung aus Humor und Horror, ein Hochseilakt der Gefühle, der am Schluß, trotz der ernsten Themen, die der Film anschneidet, mit einem hoffnungsvollen Twist endet.“ (Zoom) City
The harder they come Jamaica 1972, R: Perry Henzell, D: Jimmy Cliff / Originalfassung mit Untertiteln
„Reggae war noch keine Marktgröße, als der Jamaicaner Jimmy Cliff seine ersten Plattenerfolge feierte. 1972 trat er für den partiell auf seiner Biographie beruhenden Spielfilm „The harder they come“ als Schauspieler vor die Kamera und trug auch zum Soundtrack bei. Cliff spielt einen eingeborenen Reggae-Musiker, dem sein Traum vom Hitparadenerfolg nur auf dem Umweg über eine Verbrecherlaufbahn gelingt. Zu dem Zeitpunkt ist er aber bereits „Jamaicas most wanted“, und die Sache endet unschön.“ (taz) Kino 46
Harold & Maude USA 1971, R: Hal Ashby, D: Ruth Gordon, Bud Cord
„Ashbys schwarze Komödie über die Liebesgeschichte zwischen einem depressiven 20jährigen Mann/Kind und einer optimistischen 80jährigen Frau ist einer der polulärsten von allen Kultfilmen. Er hat ein erhebende Qualität, eine Frische, ein Funkeln, einen wunderschönen Sinn für erfolgreiche Rebellion. In diesem Film über Tod und Auferstehung, wo sich Leben und Sterben kontinuierlich überlappen, werden schließlich Maudes Lebensenergien auf Harold übertragen - er wird leben wie sie es ihn gelehrt hat.“ (Danny Peary) Cinema
Hi-Lo Country USA 1998, R: Stephen Frears, D: Woody Harrelson, Billy Crudup, Patricia Arquette
Wer sagt denn, daß ein Engländer keinen Western inszenieren kann? Stephen Frears hat jetzt eines der ureigensten amerikanischen Genres bei den Hörner gepackt. Schon lange hat man im Kino keine Cowboys mehr so schön durch die Prärie reiten sehen. Mit seinen vielen satten Braun- und Gelbtönen wirkt diese Pferdeoper wie in Bronze gegossen, und Frears trifft auch genau den elegischen Grundton, der alle guten Spätwestern auszeichnet. Denn die Zeit der Cowboys ist längst abgelaufen: Pete Calder und Big Boy Matson, die beiden Helden des Films, leben noch nach den alten Regeln, während im übrigen Amerika mit dem Angriff auf Pearl Harbour gerade der zweite Weltkrieg beginnt. Den Roman „Hi-Lo-Contry“ von Max Evans wollte der Westernregisseur Sam Packinpah schon in den frühen sechziger Jahren verfilmen. Es gab Anläufe mit Schauspielern wie Charlton Heston und Lee Marvin, und bis zu seinem Tode war dies sein Lieblingsprojekt. Peckinpah hätte sicher noch ein paar blutige Schießereien in Zeitlupe in den Film gepackt, und die Szene, in der ein alter Freund von Pete und Big Boy stirbt, wäre bei ihm eine große Pferdeopern Arie geworden. Frears inszeniert dagegen viel verhaltener. Es gibt nur wenige Western mit so wenig Gewalt, aber die Grundstimmung trifft er um so genauer. Auch im Kino mag der Western ein Anachronismus sein, aber mit „Hi-Lo Country“ zeigt Stephen Frears, daß Nostalgie auf der Leinwand sehr verführerisch sein kann. (hip) City, Ziegelhof-Kino (Ol)
Hot Dogs – Wau, wir sind reich Deutschland 1999, R: Michael Schoemann
„Zeichentrick aus deutschen Landen hat nicht nur einen guten Ruf, sondern sogar schon so etwas wie eine Tradition. Auch wenn fünf Hunde und ein Papagei als Erben eher untraditionelll wirken.“ (TV-Spielfilm) CinemaxX
I
Idioten Dänemark 1998, R: Lars von Trier, D: Bodil Jorgensen, Jens Albinus
„Bei Fans von „Breaking the Waves“, die sich mehr von dem Gleichen erhoffen, wird „Idioten“ einen Schock auslösen. Eine Gruppe von jungen Leuten benimmt sich während ihres Urlaubs wie geistig behinderte Patienten. Dies führt zuerst zu drastischen Konfrontationen mit der Außenwelt und dann zu verhängnisvollen inneren Konflikten, nachdem eine tatsächlich verwirrte junge Frau sich der Gruppe anschließt. Ganz und gar originell in Stil und Struktur (dabei streng dem Dogma 95 folgend) und schockierend sowohl in seiner Mißachtung der politisch korrekten Konventionen Behinderten gegenüber, wie auch in der Darstellung von Gruppensex, riecht der Film dann doch zu sehr nach einer Theater-Werkstatt, um wirklich radikal zu provozieren.“ (Sight and Sound) Cinema
L
Lang lebe Ned Devine Großbritannien 1998, R: Kirk Jones, D: Ian Bannen, David Kelly
„In einem kleinen Dorf im Süden Irlands stirbt Ned Devine, der Gewinner des großen Lottojackpots, vor Schreck an einem Herzschlag. Doch ist das ein Grund, daß er seinen Gewinn nicht bekommt? Seine Nachbarn fassen, angeführt von dem regen Jackie O–Shea, den Plan, dem von der Lottogesellschaft entsandten Prüfer einen Gewinner namens Ned Devine zu präsentieren. „Waking Ned Devine“ ist einer dieser raren Filme, bei dem einem endlich wieder bewußt wird, wie schön und herzerfrischend Kino sein kann. Mit seinen skurrilen Gestalten, grandiosen Gesichtern und unbezahlbarem Witz erzählt Regiseur Kirk Jones eine Geschichte aus dem Leben, voller Herz und natürlich mit einem tiefen Blick in menschliche Abgründe. Doch wer würde nicht sein Glas auf das Wohl von Ned Devine erheben, dem mehrfachen Lottomillionär?“ (TV-Spielfilm) City
Late Show Deutschland 1999, R: Helmut Dietl, D: Thomas Gottschalk, Harald Schmidt, Veronica Ferres, Jasmin Tabatabai
„Dietl, seit „Schtonk“ und „Rossini“ deutscher Meister der subtilen Gemeinheiten, hält auch in seiner dritten Kinosatire das gewohnte Niveau, spielt gekonnt mit allen Klischees über die TV-Welt der Quoten und Quatschköpfe, ohne ihnen jemals auf den Leim zu gehen. Die Besetzung ist wie immer handverlesen, einschließlich der beiden Nichtschauspieler in den tragenden Rollen: Harald Schmidt legt als wieseliges Manager-Wrack ein glänzendes Debüt hin, Thomas Gottschalk wächst einem als blaublütiger, idealistischer Strahlemann richtig ans Herz. Und wer außer Dietl würde auf die Idee kommen, als lederverschnürten Moderator eines Erotik-Talks („Sex mit Ziegen“) den dicken Dieter „Sperling“ Pfaff zu wählen?“ (TV-Spielfilm) Filmstudio
Das Leben ist schön Italien 1998, R: Roberto Benigni, D: Benigni, Nicoletta Braschi
„In seinem vieldiskutierten (und -prämierten) Film spielt Benigni einen lebenslustigen, jüdischen Buchhändler, der nach einigen Jahren glücklichen Familienlebens mit seinem vierjährigen Sohn in ein deutsches Vernichtungslager gebracht wird, in das ihm seine junge Frau aus freien Stücken nachfolgt. Der Vater, der sein Kind im Lager verstecken kann, redet diesem ein, das ganze sei nur ein großangelegtes Spiel, bei dem der Gewinner mit einem richtigen Panzer belohnt werde. Benignis melancholische Clownerie und das vorzügliche Spiel aller Beteiligten machen dieses ebenso bewegende wie burleske Lagermärchen zu einer hintergründigen Tragikomödie.“ (NZZ) Atlantis, Casablanca (Ol)
M
Marrakesch Großbritannien/Frankreich 1998, R: Gillies MacKinnon, D: Kate Winslet, Said Taghmaoui
„Den ersten Film von Kate Winslet nach „Titanic“ hätte man sich sicher spektakulärer vorgestellt, doch das bedeutet keinesfalls, daß Winslets Wahl falsch war – ganz im Gegenteil! Die Engländerin Julia flieht Anfang der 70er Jahre mit ihren beiden Töchtern vor ihrem langweiligen Dasein nach Marrakesch. Sie will das Leben ausprobieren, sich selbst finden; wie so viele in dieser Zeit. Notorische Geldnot zwingt sie und die Mädchen zu einigem Einfallsreichtum, und als sie den Akrobaten Bilal kennenlernen, beginnt eine abenteuerliche Odyssee durchs marokkanische Hinterland. Gilloes MacKinnons Verfilmung des Romans von Esther Freud hat Charme und Herz, mit wunderschönen Bildern aus einer fremden Kultur.“ (TV-Spielfilm) CinemaxX
Menschenkind USA 1998, R: Jonathan Demme, D: Oprah Winfrey, Danny Glover, Thandie Newton / Vorpremiere mit Lesung aus dem Roman von Hille Darjes
„Es ist eine ungeheure und ungeheuerliche Geschichte, die Toni Morrison aus der Zeit der Sklaverei erzählt. Dieser Stoff ist, vielleicht gerade weil er so wuchtig und visuell angelegt ist, beileibe nicht einfach zu verfilmen. Es geht ja zugleich um ein Kapitel aus der Befreiung von der Sklaverei, um die Emanzipationsgeschichte eines jungen schwarzen Mädchens, eine traumatische Familiengeschichte und nicht zuletzt um eine Geistergeschichte. Die Grenze zwischen der Geschichte und dem Privatleben sind nicht zu schließen, und so ist es auch folgerichtig, daß Demme sich weder für das Epos noch für das Kammerspiel entscheidet, sondern für etwas drittes. Eine Ästhetik des Eindringens und Ausschließens, der Gefangenschaft und Befreiung. Eine Geschichtslektion, einerseits, und andererseits ein Film, der die Seelen-Ikonographie von „Das Schweigen der Lämmer“ in ganz anderem Zusammenhang fortsetzt. Und radikal ist der Film auch insofern, als er keinen „guten“ Weißen, keinen Mythos der Versöhnung anbietet. Die Befreiung hat erst begonnen, und die Vergangenheit ist nie vorbei.“ (epd-film) City
Meschugge Deutschland 1998, R: Dani Levy, D: Dani Levy, Maria Schrader
„Neo-Nazis haben einen Brandanschlag verübt – und bringen dadurch ein dunkles Familiengeheimnis ans Licht. Die Neo-Nazis kommen zwar davon, dafür aber wird am Ende ein Alt-Nazi dingfest gemacht. Dazwischen liegen der Tod einer Jüdin, der Beginn einer vielleicht unmöglichen Liebe und eine detektivische Schnitzeljagd über zwei Kontinente. Von Anfang an legt „Meschugge“ eine hohes Tempo vor und weckt große Erwartungen und Neugier, doch der Film will zuviel: Liebesgeschichte, Thriller und Geschichtsbewältigung kommen sich immer wieder in die Quere.“ (tip) Filmstudio
P
Patch Adams USA 1998, R: Tom Shadyac, D: Robin Williams, Monica Potter
„Sage noch einer, nur deutsche Studenten seien zu alt: Robin Williams, 46, Hollywoods wandelndes Helfersyndrom, spielt den Medizinstudenten Patch, der kranken Kindern den Clown macht und seine Professoren zum Narren hält. Aber auch die Zuschauer nimmt der Film offenbar nicht für voll: Einen kauzig-liebenswerten Gutmenschen kann Williams inzwischen auch unter Narkose spielen; seinen Auftritt hier dürften nicht einmal Fans mit Schauspielkunst verwechseln. Das Drehbuch krankt an einer Überdosis Pathos, und Kunstfehler unterlaufen offenbar nicht nur Medizinern (Regie: Tom Shadyac). Eigentlich müßte der ganze Film dringend in die Notaufnahme - wären da nicht die Kostüme: Williams' Hemden sind von so ausgesuchter Scheußlichkeit, daß es eine wahre Freude ist.“ (Der Spiegel) UT-Kinocenter, Passage (Del)
Payback USA 1999, R: Brian Helgeland, D: Mel Gibson, Gregg Henry, Maria Bello
„Der Gangster Porter (Mel Gibson) wird erst gelinkt, dann stirbt seine Frau an einer Überdosis – und ihr Mann will nur noch Rache. Diese Variation des Lee-Marvin-Thrillers „Point Blank“ schwelgt in Brutalität und Selbstironie. Spannung kommt allerdings kaum auf, denn schnell wird klar: Außer Gibson sind alle Beteiligten Idioten und werden daher umgehend erschossen.“ (Der Spiegel) CinemaxX
Pippi Langstrumpf Schweden/Deutschland 1997, R: Clive Smith
„Ich hab ein Haus, ein Äffchen und ein Pferd...“ Wer jetzt noch nicht mitsummt, sollte sich vielleicht ernsthaft fragen, wie und womit er seine Kindheit verbracht hat. Obwohl: eine moderne Zeichentrickversion von „unserer“ Pippi? Da halten wir's doch lieber mit dem „Highlander“: Es kann nur eine(n) geben.“ (TV-Spielfilm) UFA-Palast, Apollo (Whv)
Pleasantville USA 1998, R: Gary Ross, D: Tobey Maguire, Jefee Daniels, Joan Allen
„Pleasantville ist die idealtypische Heile-Welt-Kleinstadt aus einer amerikanischen TV-Familienserie der fünfziger Jahre, also vorbildlich adrett, zuckersüß, spießig. Und natürlich schwarz-weiß. Nun aber tragen zwei Teenager aus der Fremde den frischen Geist von Neugier, Aufbegehren und Sinnlichkeit in das keimfreie Idyll und o Wunder: In dem Maße, wie ihr Widerstand ansteckt, werden Menschen und Objekte farbig. Mit ebensoviel spielerischer Ironie wie tricktechnischer Finesse beginnt so das Regie-Erstlingswerk des geschätzten Drehbuchautors Gary Ross vergnüglich surreal zu glühen und zu blühen.“ (Der Spiegel) Filmstudio
Pünktchen und Anton Deutschland 1998, R: Caroline Link, D: Elea Geissler, Max Felder, Juliane Köhler
„Mit ihrem Kino-Debüt „Jenseits der Stille“ wurde die Regisseurin Caroline Link für den Oscar nominiert. Das wird diesem Film nicht passieren. Zu niedlich die Kinderdarsteller, zu altbacken die Kästnerschen Scherze und Charaktere. Die „German Classics“ von Sat 1 lassen grüßen. Schade, denn mit den Mutterfiguren Juliane Köhler und Meret Becker beweist Link, daß sie moderne Charaktere zeichnen kann.“ (Der Spiegel) CinemaxX, UT-Kino, Wall-Kino (Ol)
R
Requiem für eine romantische Frau Deutschland 1998, R: Dagmar Knöpfel, D: Sylvester Groth, Janina Sachau
„In prägnanten Szenen wird die fatale Liebesgeschichte zwischen dem romantischen Dichter Clemens Brentano und der Bankierstochter Auguste Bußmann erzählt. Größtes Pfund bleibt das Naturtalent Janina Sachaus in der Rolle der Auguste Bußmann, die eine vitale und an den Zwängen der Konventionen scheiternde Frauenfigur spielt.“ (Tip) Cinema
Rush Hour USA 1998, R: Brett Ratner, D: Jackie Chan, Chris Tucker, Chris Penn
„Jackie Chan als Hongkonger Kripobeamter in Hollywood, der mit einem schwarzen Chaoten-Cop einen Entführungsfall löst. Der Kung-Fu-Artist wartet in der klamaukigen Actionkomödie wie gewohnt mit allerhand akrobatischen Bravournummern auf, für die Komik ist diesmal vor allem sein US-Kollege Chris Tucker zuständig, als großspuriger Maulheld mit einer noch größeren Klappe als Cassius Clay. Dabei ist die ulkige Darstellung der beiden Typen nie diffamierend, sondern zuweilen wirklich witzig, etwa wenn des komische Paar Edwin Starrs Soul -Klassiker „War“ anstimmt, bevor es in die Schlacht tänzelt.“(tip) CinemaxX, UFA-Palast, UT-Kinocenter, Lichtspielhaus (Del), Solitaire (Westerstede)
S
Der schmale Grat USA 1998, R: Terence Malick, D: Jim Caviezel, Sean Penn, Nick Nolte
„Ein Kriegsfilm wie bisher noch keiner. Terrence Malick kombiniert Action-Kampfszenen von der amerkanischen Invasion im Pazifik mit elegischen Rückblenden, in denen sich die Soldaten bessere Welten konstruieren. Dabei erzählt Malick, der hier mehrere Off-Stimmen einsetzt, von Sinnlosigkeit und Heldentaten zugleich. Ohne „entscheidende“ Episode geht die Schlacht weiter. „Der schmale Grat“ fragt nicht nach den Gründen für einen Krieg, auf den Amerika mit gutem Gewissen zurückblickt. Er handelt von Männern im Krieg, von unterschiedlichen Reaktionen und Ängsten. Von unvereinbaren Träumen und Erinnerungen, vom Blut auf leuchtend grünen Gräsern.“ (tip) Filmstudio, Solitaire (Westerstede)
Schweinchen Babe in der großen Stadt USA 1998, R: George Miller, D: Babe, allerhand Viehzeug, James Cromwell
„Die Fortsetzung übertrifft das Original. Babe, das außergewöhnlich höfliche Schwein mit dem süßen, beharrlichen Auftreten, versucht in der großen Stadt Geld für die daniederliegende Hoggett Farm aufzutreiben. Dort entdeckt Babe ein Land voller Gewalt und Traurigkeit. Wie sein erfolgreicher Vorläufer hat der Film übersättigte Kinderbuchfarben, aber sein emotionaler Grundton ist schmerzhaft witzig, mit heftigen, zynischen und raffinierten Tupfern, die Kinder wohl eher verwirren werden. Der Regisseur, George Miller, drehte meistens von unten, aus der Perspektive der kleinen Tiere, und mit der Intensität von Zeichentrickfilmen.“ (New Yorker) Schauburg
Seite an Seite USA 1998, R: Chris Columbus, D: Julia Roberts, Susan Sarandon
„Wie Julia Roberts und Susan Sarandon als unabhängiges Yuppie-Mädel und abgehalfterte Frust-Glucke aufeinander losgehen, mag Fans des hochkarätigen Schlagabtauschs unter Stars animieren, aber über Standardsituationen trivialster Art kommt der Film nicht hinaus. Die Krebserkrankung der Älteren etabliert Melodramatik pur, und Ed Harris als Kerl zwischen den Fronten wird vollends zur Nebensache, wenn Siegerin und Verliererin des Damen-Duells händchenhaltend unterm Weihnachtsbaum sitzen.“ (tip) Filmstudio, Lindenhof-Lichtspiele (Wildeshausen)
Serial Lover Frankreich 1998, R: James Huth, D: Michelle Laroque, Albert Dupontel
„Zu Beginn glaubt man sich in einer Beziehungskomödie. Gleich drei Liebhaber hat die attraktive Claire am Vorabend ihres 35. Geburtstages zum Essen eingeladen mit dem Ziel, die Anzahl aufs monogame Normalmaß zu reduzieren. Wie sich bald zeigt, bietet Claires luxuriöses Maisonette-Appartment ungeahnte Möglichkeiten zufälliger Todesursachen. Innerhalb weniger Minuten kommen die Männer auf skurrile Weise ums Leben, und das Beziehungslustspiel mutiert in eine temporeiche, schwarze Komödie. Wie „Delicatessen“ von Caro/Jeunet lebt auch „Serial Lover“ von der überschäumenden makabren Phantasie und einem surrealen Flair, daß sich vor allem in der stilisierten und farbenprächtigen Ausstattung niederschlägt.“ (Bremer) Filmstudio
Shakespeare in Love USA 1998, R: John Madden, D: Joseph Fiennes, Gwyneth Paltrow, Geoffrey Rush
Von der historischen Person Shakespeare wissen wir so gut wie gar nichts. Für seriöse Biografen ist dies natürlich fatal, aber wenn man eine wilde und komische Geschichte aus dem Leben des jungen „Will“ Shakespeare schreiben will, sind das ideale Grundvoraussetzungen. Kein neunmalkluger Akademiker kann einem peinliche Fehler nachweisen, und man kann sich aus dem Barden einen schmucken, romantischen Helden zusammenbasteln. Genau dies taten die britischen Autoren Marc Norman und Tom Stoppard. Sie sahen sich einfach die Stücke an, die von Shakespeare geschrieben wurden und fragten sich: Wie ist er wohl auf diese Idee gekommen. So erlebt er natürlich eine Liebesgeschichte (komplett mit Balkonszene, aber ohne zwei Leichen am Ende), die unglücklich endete, und aus der er sein Stück „Romeo und Julia“ zimmerte. Norman und Stoppard sind in ihrer Konstruktion so konsequent, inspiriert und witzig, daß man schnell mitgerissen wird. (hip) Schauburg, CinemaxX, Casablanca (Ol), Apollo (Whv)
Straight Shooter Deutschland 1999, R: Thomas Bohn, D: Heino Ferch, Dennis Hopper, Katja Flint
„Seine Tocher starb an Krebs, seine Frau hängte sich aus Gram auf – und jetzt ist der trauernde Familienvater durchgeknallt. Er schießt Manager und Politiker ab, die für den Betrieb eines Atomkraftwerks verantwortlich sind. Aus der Tatsache, daß sich seit Jahren Gutachter um die Ursachen zahlreicher Leukämie-Fälle im Umfeld des AKW Krümmel streiten, hätten ein gewiefter Drehbuchautor und ein mutiger Regisseur einen aktuellen Polit-Thriller drechseln können. Statt dessen ist „Straight Shooter“ – trotz seiner Besetzung mit Dennis Hopper, Heino Ferch und Katja Flint – ein GAU seines Genres: wichtigtuerisch, geschwätzig und bis zum letzten filmischen Atom berechenbar. Seine Halbwertszeit auf der Leinwand dürfte aber so kurz bemessen sein, daß er keine bleibenden Schäden anrichtet.“ (Der Spiegel) CinemaxX, UFA-Palast, UT-Kinocenter, Wall-Kino (Ol)
T
The Thin Red Line USA 1998, R: Terence Malick, D: Jim Cavietzel, Sean Penn, Nick Nolte / Originalfassung ohne Untertitel
Originaltitel und -fassung von „Der schmale Grat“. Kurzkritik siehe dort. UFA-Palast
W
Waterboy USA 1998, R: Frank Coraci, D: Adam Sandler, Henry Winkler
„Bobby Boucher (Adam Sandler) hat ein bitteres Los: Das debile Muttersöhnchen wird zu Hause schikaniert und als Wasserträger einer Footballmannschaft verspottet und gequält. Durch Zufall aber entdeckt er sein sportliches Talent, wird zum Idol und Frauenhelden. Diese Klamotte spielte in den USA über 160 Millionen Dollar ein. Allerdings setzt Hauptdarsteller und Drehbuchautor Sandler eher auf die bizarre Ausstattung und Inszenierung als auf hysterische Schenkelklopfer.“ (Der Spiegel) CinemaxX, UFA-Palast, UT-Kinocenter, Wall-Kino (Ol)
Wer liebt, dem wachsen Flügel Deutschland 1999, R: Gabriel Baryll, D: Maximilian Schell, Gudrun Landgrebe, Verona Feldbusch
„Kürzlich verlor Verona Feldbusch ihren Job bei „peep!“, weil sie sich darüber beschwert hatte, daß die Sendung immer so niveaulos sei. Nun spielt Frau Feldbusch in einer deutsch-österreichischen Filmkomödie mit. Ob sie sich damit wirklich verbessert hat, mag bezweifelt werden. Nicht nur, daß der Film mit der durchweg unerquicklichen Idee aufwartet, beruflich erfolgreiche Frauen seien entweder kalte Fische oder Nymphomaninen. Zudem blamieren sich die Darsteller auch noch nach Kräften..“ (Tip) UT-Kino
Z
Zugvögel Deutschland 1997, R: Peter Lichtefeld, D: Joachim Krol, Outi Mäenpää, Peter Lohmeyer
„Ein anrührendes, unterhaltsames Road- oder vielmehr Railroad-Movie. Leichthändig verschränkt sind hier eine Liebesgeschichte, zwei Kriminalhandlungen und eine einfache Fortbewegung. Hannes, Aushilfsfahrer, hat Sonderurlaub genommen, um in Nordlappland an der Europameisterschaft der Fahrplanexperten teilzunehmen: Fahrpläne sind sein Hobby und seine Leidenschaft. Aber daheim in Dortmund ist Hannes' Chef ermordet worden, und alle Indizien deuten auf ihn als Täter. Wie in Hitchcocks „Der unsichtbare Dritte“ bangt man mit dem unschuldigen Helden, der sich, ohne es zu wissen, auf der Flucht befindet und nur dank naiver Gefühlsaktionen und schicksalsmäßiger Fügungen den Verfolgern immer gerade knapp entkommt.“ (epd-film) Filmstudio
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen