: Diesjahressommerbilanz
■ Abschlussbericht des Vorstands des Komitees zur Organisation sommerlicher Lustbarkeiten und Blamagen, Jürgen Roth
Der Vorstand erklärt, dass es dazu höchste Zeit ist, sonst will den Report keine maßgebliche Zeitung der Welt mehr drucken, denn die Herbstthemen drücken ungestüm durch die Türen der Redaktionen herein.
Der Vorstand gibt darüber hinaus bekannt, dass der Mitte August und seit acht Jahren anvisierte Seeurlaub Jürgen Roths nach gemessenen 19,7 h beendet war. Dies lag daran, dass die einköpfige Reisebegleitung (Oder Reiseleitung? Hier ist der Vorstand mit sich selbst uneinig) nach 18,6 h ihren einzigen Kopf und praktisch parallel den Verstand verlor und dem Vorstand schlechterdings nicht verständlich zu machende brunzdumme Vorwürfe wegen nichtsgenauesweißmannicht unterbrachte. Dass das alles so sein muss, stellt der Vorstand fest, liegt daran, dass es sein muss.
Der Vorstand gibt des Weiteren dem hundertprozentigen Anteilseigner der AG Reisen & und doch wieder nicht, Jürgen Roth, bekannt, dass besagter Sommerurlaub bereits im nächsten Vorfeld nicht die allerbesten Karten besass, weil am Tag der Abreise der Vorstand höchstselbst noch einmal zum Schwimmtraining zu gehen sich anschickte und dies auch tat; und dies auch sehr kräftig und kraftvoll tat; was aber einen Scheiß zur Sache tut. Und ihm, dem Vorstandsherren Roth solo, jedoch, gerade dem Wasser entstiegen, aus seinem Leinenbeutel die durchaus unverzichtbare Brille, entdeckte er umgehend, entwendet oder mindestens gestohlen worden war. Daraufhin befragte der Vorstand das eishockeymannschaftsstarke Bademeisterteam, ob es als ganzes oder ein je einzelner bemerkt habe, wer ihm, dem Vorstand der Jürgen-Roth-Reisebeabsichtigungsgruppe, seine Brille geklemmt hatte, das Binokel, verstehen Sie?, ohne die und ohne das er nichts, nein: gar nichts sehen könne und die lange und die geplante, jahrelang geplante Reise ins, „ha!“, Wasser fallen würde, sofort abzusagen wäre, ob das klar sei?
Nö, nix gesehn, schnaufte die Bande. Der Vorstand auch. Also durchkämmte er Büsche und Müllkörbe und schimpfte die garstige Jugend, die Meister droschen Skat. Eine halbe Stunde etwa hielt dieser Zustand oder besser Vorgang unvermindert an, bis der Roth-Vorstand den Vorstand des Bades zu sehen, zu sprechen und zur Sau zu machen wünschte und von jenem eine Suchdurchsage über Lautsprecher forderte. Der Schwimmbadvorstand lachte liederlich und erklärte dem blinden Vierundeppesdioptrienvorstand, die Gäste seines Bades auf der Sonnenwiese würden über ihn und eine, seine so geartete Suchundfindaufforderung, über so ein saublödes, weil „völlig realitätsfernes“ Kommando bloß in ja geradewegs und nicht zu bändigendes Gewieher, Gelache, Gequietsche ausbrechen.
Der Vorstand Roth pfiff nun dem Vorstand Schwimmbecken eins, ältere Damschaften und der Schwimmer Unseld erteilten kundig Ratschläge und zeigten Auswegshilfestellungen auf („Holen Sie sich ein Taxi, und fahren Sie zum Optiker!“). Ende vom „Lied“: Der Spaßbadvorstand sprach zähneknirschend und daher geringfügig unverständlich über seine Wiesenflüstertüte zum liegenden und diebenden Badevolke, des Vorstands Brille leider meldete sich gewissermaßen nicht. Dieser Kampf der Vorstände schloss mit dem unverzüglichen Notankauf einer 800-Mark-Atomstahlbrille, der Urlaub begann 1,27 h verspätet und endete wie oben rechtschaffen dargelegt.
Zwei Monate vor dem Schwimmen vor dem Urlaub entwendete des Vorstandes Skatbruder und Bierfahrer Krautauch aus entweder Ungeschicklichkeit oder Versehen nachts um halb drei vor der Haustür des hier Rechenschaftsbericht ablegenden Vorstandes des Vorstandes Schlüsselbund inkl. Wohnungsschlüssel und brauste in des betrunkenen Vorstandes Pkw unerreichbar davon. Die unter einem gesonderten Geschäftsordnungsnebenpunkt und demnächst an dieser Dokumentationsstelle zu hinterlegende und abzuhandelnde sog. Schlüsselgeschichte der diesjährigen Vergnügungssaison steht momentan auf einem anderen, nicht geschriebenen noch beschriebenen Blatt und so gesehen aktuell verdammtehacke nicht zur Debatte. Raucherpause!
Das war die Bilanz des Sommers 1999. Wir sehen dem nächsten Artikel und dem neuen Jahr voller Vorfreude bzw. sehr gespannt entgegen. Pünktlich zum Herbstbeginn ließ sich der Vorstand das Portemonnaie und Papiersäckel klauen. In Düsseldorf. Wo sonst.
Der Vorstand bleibt künftig besser zu Hause.
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