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Der Bayer ist der Bayern Wolf
Uli H. ist zum „Unternehmer des Jahres“ gewählt worden. Gekürt wurde der 48-jährige Manager Bayern Münchens vom Magazin „Horizont“. Den Preisträger bestimmte eine Jury mit Helmut Markwort und mit Recht. Uli Hoeneß machte aus einem unbeliebten Fußballverein unter Verwendung von Methoden der modernen Betriebsführung wie dem Verkauf bedruckter Bettwäsche einen reichen unbeliebten Fußballverein. Also: Preis verdient. Glückwunsch. Der Focus-Chef, der beim FC Bayern im Verwaltungsrat sitzt und so etwas überhaupt gut beurteilen kann, nannte H. in seiner Laudatio gar „einen aggressiven Wachhund, einen Wolf unter Wölfen“.
Ein aggressiver Hund also. Ein Wolf. Unter Wölfen! Was will uns Markwort damit sagen? H. ist ein Wolfshund, ein räudiger, und die Kollegen Manager auch allesamt? Seltsam. Im Original stammt das reißerische Zitat nicht aus dem Bayern-Verwaltungsrat, sondern von Thomas Hobbes: „Der Mensch ist des Menschen Wolf.“ Zur friedlichen Lämmer-Existenz, meinte Hobbes, zwingt uns nur ein Starker. Der Leviathan als Fußballmanager?
Die Zeiten, in denen Uli H. und sein FC Bayern Leitwolf in Sachen Kommerzialisierung waren, sind übrigens vorbei. Das Rudel hat Blut geleckt: Borussia Dortmund stürzt an die Börse, die Championsleague läuft im Frauen-TV und beim Hamburger SV putscht ein Medienkonzern gegen den Präsidenten. Die ganze Meute scheint toll geworden. Nur H. hörte man jüngst Bedenken äußern, 100 Millionen Ablöse für einen jungen Italiener seien eventuell doch übertrieben und das Fernsehen sei wohl zu einflussreich. Fußball ist ein verdammt schnelles Geschäft geworden: Heute noch „Unternehmer des Jahres“, morgen schon das Schicksal eines alten Wachhundes, der den Mond anheult, wie es sonst nur Wölfe tun. Robin Alexander
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