lauschangriff: Die Wahrheit über Zockexzesse englischer Fußballer
„Häjmään? Bist du irre?“
Wilde Zockereien im Quartier der englischen Fußballnationalmannschaft, mit Einsätzen bis zu 10.000 Pfund pro Spiel, Streitigkeiten, Cliquenbildung – nach und nach kommt ans Licht, welches Erbe der zurückgetretene Nationalcoach Kevin Keegan seinem Nachfolger Sven-Göran Eriksson hinterlassen hat. Die Enthüllungen klingen dramatisch, doch die Wahrheit ist wesentlich harmloser, wie zwei uns zugespielte geheime Tondokumente aus dem englischen Lager beweisen, die in der Zeit des WM-Qualifikationsspiel gegen Deutschland Anfang Oktober aufgenommen wurden.
(Zu hören ist das typische Geräusch von auf den Tisch geklatschten Spielkarten.)
Gary Neville: „Da, da, da und da. Das war’s, Becks. Her mit den zehn Lappen.
David Beckham: „Das geht nicht. So viel habe ich nicht. Mein Taschengeld ist alle.
Gary Neville: Dann ruf Poshy an, damit sie die Kohle rüberwachsen lässt.
David Beckham: Das macht sie nicht. Victoria hält mich zur Zeit ziemlich kurz, weil ich kürzlich im Supermarkt die Rabattmarken vergessen habe.
Gary Neville: Dann sag ihr doch einfach, du brauchst neue Reizwäsche, weil du die alte aus Versehen zum Training angezogen hast.
David Beckham: Gute Idee. Das könnte klappen. Leihst du mir kurz dein Handy?
Gary Neville: Logo. Aber eigentlich kannst du es gleich ganz haben – so oft, wie du es benutzt.
David Beckham: Ach nein, lieber nicht. Victoria sagt, mit dem Handy ist Telefonieren viel zu teuer.
Gary Neville (resigniert): Wem sagst du das?
Graeme LeSaux: Hört mal, Jungs! Das mit dem Zocken ist ja ganz okay, aber sollten wir nicht langsam mal auf das nächste Match wetten.
Gareth Southgate: Klar doch, ich setze einen Tausender, dass wir gewinnen.
David Seaman: Das geht nicht. Wir können nicht schon wieder gegen Deutschland gewinnen, dann verliert unser Sieg bei der Europameisterschaft doch völlig seinen historischen Wert.
Gareth Southgate: Auch wieder wahr. Dann 0:4.
Tony Adams: Bist du wahnsinnig? Da reißen die Leute Wembley noch vor dem Schlusspfiff ab.
Michael Owen: Okay, 10.000 Piepen auf 0:1.
Tony Adams: Ist notiert, Owey. Und ich setze 20.000 darauf, dass Hamann das Tor schießt.
(Brüllendes Gelächter. Hektisches Durcheinanderrrufen): Häjmään, bis du irre? Der Häjmään. Der trifft doch nicht mal den Buckingham Palace, wenn er drei Meter davor steht.
Tony Adams: Trotzdem, ich bleibe dabei.
Nick Barmby (besorgt) Sag mal, säufst du wieder?
(Ein paar Tage später in der englischen Kabine, kurz nach dem 0:1 gegen Deutschland.)
Michael Owen: So, Jungs, jetzt wird abkassiert.
Tony Adams: Ha, und ich erst.
Paul Scholes: Komm, Tony, da ist was faul mit dieser Hamann-Geschichte. Gib’s zu, du hast David bestochen.
Tony Adams: Aber wo, so was würde ich doch nie machen. Schließlich bin ich als ehrliche Haut berühmt.
Paul Scholes: David?
David Seaman: Ich weiß gar nicht, wovon ihr redet?
David Beckham: Da, guckt ihn euch an, er wird knallrot.
Tony Adams: Na gut, ihr habt Recht. War ja nur ein Scherz. Apropos Scherz, wo ist eigentlich Kevin.
Gary Neville: Gerade zurückgetreten.
Andy Cole: Klasse, darauf habe ich gewettet.
Tony Adams: Andy, darauf haben wir alle gewettet. Dafür gibt’s kein Geld.
Graeme LeSaux: Okay, wer wird Nachfolger? Einsatz: 20.000.
David Beckham: Venables.
Tony Adams: Hodgson.
Michael Owen: Bördi Woggts.
Nick Barmby: Wenger.
David Seaman: Sven-Göran Eriksson.
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