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neue filmeMein Stern

D/Österreich 2001, Regie: Valeska Grisebach; mit Nicole Gläser, Christopher Schöps; 65 Min.

„Ich sterbe, wenn ich dich nicht sehe“, nuschelt Schöps in die Türsprechanlage. Die fiept. „Was? Kannst das noch mal sagen? Die Anlage spinnt“, tönt Nicoles Antwort aus dem Lautsprecher. Aber einen solchen Satz bringt Schöps nicht zweimal über die Lippen, vorher geht er lieber. Nicole und Schöps „sind zusammen“, sie sind fünfzehn oder sechzehn und leben in Berlin. Die kleine Szene markiert die Pole des Films „Mein Stern“: Die überhöhte Rhetorik jugendlicher Liebe und die Verletzlichkeit, die diese Rhetorik besitzt. Durch einen unglücklichen Umstand oder eine falsche Bemerkung gerät sie ins Wanken, steht als peinliches Bekenntnis zwischen den Verliebten. Regisseurin Valeska Grisebach nähert sich Nicole, Schöps und ihren Empfindungen nicht wohlwollend, sondern auf Augenhöhe. Nicht fordernd, sondern beobachtend. Humorvoll ja, aber nicht komödiantisch. Und nie berechnet auf die Ausbeutung von Emotionen. Hier wird nicht gepöbelt und nicht wild geknutscht, um Gefühlsausbrüche vorzuweisen. Grisebachs Figuren machen ein Praktikum bei Bäcker Kamps, „weil es gut riecht“, ihr Berufswunsch ist „Bürokaufmann oder Fliesenleger“. Tatsächlich verblüfft, wie kleinbürgerlich die porträtierten Liebes- und Lebensentwürfe ausfallen. Schöps zieht nicht in eine WG mit seinen Kumpels, sondern stolz in seine erste eigene Wohnung. Nicoles jüngere Schwester träumt vom Märchenprinzen, das NSYNC-Kopfkissen fest umarmt. Die Verliebten möchten „für immer“ zusammen sein. Konservativ oder nicht, selten wurden Träume und die Realität, der sie entwachsen, im deutschsprachigen Kino behutsamer dargestellt.

Filmbühne am Steinplatz, fsk am Oranienplatz, Hackesche Höfe

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