Der erste Werktag mit dem Euro

Verbraucherschützer alles in allem zufrieden mit dem Gang der Währungsumstellung. Schnellster Euro-Bankraub in Spanien. Kaum streikende Banker in Frankreich. Querschüsse italienischer Minister, anders als im Rest von Europa keine Feier in Rom

BERLIN taz/dpa/ap/rtr ■ Die Verbraucherinitiative in Berlin teilte am Mittwoch nach ersten Testkäufen mit, die Premiere mit der neuen Währung scheine weitestgehend gelungen. Verbraucher und Handel seien überwiegend gut vorbereitet. Auch Karin Kuchelmeister von der Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv) sagte, es habe ein paar „Problemchen“ gegeben mit Geldautomaten, die die ec-Karten plötzlich verschluckten. Auch bei Tankstellen habe es vereinzelt Schwierigkeiten gegeben. Eine Warnung gaben die Verbraucherschützer. „Achten Sie darauf, dass der richtige Europreis und nicht fälschlicherweise der alte D-Mark-Preis in die Kasse eingetippt wird.“

Auch das Alltagsleben in der neuen Eurounion stellte sich geschmeidig ein: Es gab schon mehrere Banküberfälle im Eurozeitalter. Am schnellsten war anscheinend ein Bankräuberduo in Spanien: Schon an Silvester drangen sie in eine Sparkasse in dem Dorf Fuentesaúco bei Zamora ein und erbeuteten 91.300 Euro. Kurz danach war es dann in Deutschland so weit: in Pinneberg bei Hamburg in einer Filiale der Kreissparkasse. Kurz nach 17 Uhr an Silvester drängte ein Täter mit vorgehaltenem Revolver die Bankangestellten zurück ins Haus. Die Frauen mussten den Tresor öffnen und die noch original verpackten Euros als Scheine wie auch das Hartgeld in zwei Pappkartons verstauen.

Ein Aufruf zum Streik hat am Mittwoch bei den französischen Banken nach Angaben der Bankenvereinigung kaum Auswirkungen auf den Geschäftsbetrieb gehabt. Die Mehrzahl der Filialen sollten geöffnet haben, sagte Gilles Guitton, Chef der französischen Bankenvereinigung (FBF), am Mittwoch einem französischen Radiosender. Bei den weit verbreiteten Postfilialen streikten nur 4 bis 5 Prozent der Beschäftigten. Die fünf Gewerkschaften, die zum Streik aufgerufen hatten, fordern mehr Lohn, bessere Arbeitsbedingungen und erhöhte Sicherheit im Rahmen der Eurobargeld-Einführung.

Im Unterschied zu den anderen europäischen Hauptstädten wurden in Rom keine öffentlichen Feiern zum Wechsel von der Lira zum Euro organisiert. Und herablassend wirkten dann auch die Reaktionen verschiedener Regierungsmitglieder darauf. Persönlich, so ließ sich Reformminister Umberto Bossi von der rechtsgerichteten Lega Nord am Mittwoch vernehmen, sei ihm der Euro ziemlich egal, und das werde so auch bei den meisten Italienern sein. „Ich hoffe, ich irre mich. Aber bei der Art und Weise, wie der Euro eingeführt wurde, könnte das Euroexperiment mit einem Fehlschlag enden“, sagte gestern Verteidigungsminister Antonio Martino aus der Partei von Regierungschef Berlusconi.

Die negative Haltung der Regierung dürfte auch innenpolitische Gründe haben. Sie punktet damit gegen ihre linksgerichtete Vorgängerregierung, die sich nachdrücklich für den Einschluss Italiens ins Konzert der Europäer eingesetzt hatte.

REM