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Hochzeit auf zentralasiatisch

Eine moderne Heirat im Ferghanatal: Wenn ein Usbeke eine Kirgisin heiraten will, muss er erst den Widerstand der Eltern brechen und dann die Grenzer bestechen. Zum Schluss gibt es literweise Stutenmilch und alle sind glücklich

Anwar und Tinara heiraten. Die Hochzeit der beiden im usbekischen Andischan ist allerdings etwas unüblich. Anwar ist Usbeke und Tinara Kirgisin. Als Anwar seiner Familie den Heiratswunsch offenbarte, waren seine Eltern nicht erfreut. Schon längst hatten sie für ihren 24-jährigen Sohn eine Frau aus einer angesehenen Familie in der Nachbarschaft ausersehen. Die Verbindung der beiden, so waren sich die Eltern ganz sicher, würde der Familie und auch dem Sohn gut tun.

Im Ferghanatal wie im übrigen Zentralasien planen die Eltern die eheliche Zukunft ihrer Kinder. Erst erkundigen sich die Mütter und Großmütter der jeweiligen Familien, ob die Kinder wohl zusammen passen werden, ob die andere Familie einen guten Ruf genießt und ob eine Verbindung das Ansehen des Klans erhöhen würde. Danach handeln die Väter die Hochzeit in langen Sitzungen in Teehäusern aus, wie die Feier gestaltet wird, wer was mit in die Ehe bringt. Eine unabdingbare Bedingung ist die Jungfräulichkeit der Braut.

Anwar blieb stur. Er hätte auch ohne die elterliche Einwilligung heiraten können, doch dann wäre die Beziehung zu seiner Familie zerstört gewesen. Schließlich erklären sich seine Eltern bereit, Kontakt zur Familie Tinaras aufzunehmen, die im kirgisischen Osch wohnt. Die Hochzeit der beiden kann ausgerichtet werden.

Nach dem morgendlichen Festessen macht sich Anwar mit dem reich verzierten BMW seines Onkels auf, die Braut aus Osch abzuholen. Er wird begleitet von seinen Freunden in fünf weiteren Autos. Seit einigen Tagen haben die Familien die Zöllner an der kirgisisch-usbekischen Grenze mit kleinen Geschenken davon überzeugt, den Hochzeitskonvoi nicht zu bedrängen. Der Deal funktioniert.

Gegen Abend kehrt Anwar mit der Braut heim. Im Gefolge befinden sich die Familie und Freunde von Tinara. Anwar ist wie ein orientalischer Fürst in einem goldgewirkten Turban und einem reich verzierten Chalat geschmückt. Die Kirgisen haben als Geschenk literweise gegorene Stutenmilch und einen Akynen mitgebracht. Der Sänger rezitiert unter dem Applaus der Gäste das kirgisische Heldenepos von Manas. Das Idyll ist perfekt. Nach der Hochzeit aber bleiben Anwar und Gulnara nicht im Ferghanatal – sie ziehen nach Moskau. MARCUS BENSMANN

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