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Bremer lassen sich nicht anbaggern

Heute beginnt die Volleyball-Weltmeisterschaft der Damen. Zwischenrunde, Viertel- und Halbfinale finden auch in Bremen statt. Doch im Gegensatz zu anderen Austragungsorten, drohen den Spielerinnen hier leere Ränge. Im Notfall sollen Schülergruppen zu Schleuderpreisen in die Halle gelockt werden.

Ihr Schlag ist hart, sie können richtig gut baggern, und an ihrem Block kommt niemand so leicht vorbei: Die Weltspitze des Damen-Volleyballs trifft sich in der nächsten Woche in Bremen. Ab Freitag (6.9.) werden sich die Damen in der Stadthalle die Bälle um die Ohren knallen. Zwischenrunde, Viertelfinale und Halbfinale finden in Bremen statt. Hier hatte sich die deutsche Mannschaft bereits für Olympia und Weltmeisterschaft qualifiziert.

Für das neueste Schmuckstück der Bremer Messe, die funkelnagelneue Halle 7 an der Bürgerweide, wird es die Premiere sein. Gerade noch rechtzeitig zum ersten Aufschlag ziehen die Bauarbeiter ab. Allerdings droht bereits die erste Veranstaltung, zu einem Flop zu werden. 3.600 Sitzplätze und 1.400 Stehplätze umgeben das Spielfeld, an fünf Spieltagen kämpfen die Damen hier um den Einzug ins Finale in Berlin. Von den insgesamt 25.000 Tageskarten sind eine Woche vor Anpfiff jedoch gerade mal 3.000 Stück verkauft. „Der Welt-Volleyball-Verband verlangt von uns eine Halle, in der mindestens 5.000 Menschen Platz finden. Aber Volleyball ist in Deutschland kein Volkssport wie etwa in Japan. Da ist es schwierig, die Hallen zu füllen“, erklärt der Präsident des Bremer Volleyball-Verbandes, Rainer Prahl.

An den anderen Austragungsorten scheint das indes kein Problem zu sein. In Stuttgart etwa, wo parallel zu Bremen gespielt wird, sind bereits 13.000 Karten verkauft – mehr als viermal so viele wie in Bremen. Kein Wunder, meint der Bremer Präsident. Schließlich sei Stuttgart der einzige Austragungsort in ganz Süddeutschland, während sich die Spiele im Norden der Republik auf sechs Orte verteilten. Hinzu komme, dass die deutsche Mannschaft zwar auf jeden Fall in Münster spielen werde, in Bremen jedoch nur, wenn sie als Gruppenerste aus der Vorrunde hervorgingen. Wer also die deutschen Damen sehen wolle, so die These Prahls, werde sich im Zweifelsfall für Münster entscheiden und nicht für Bremen.

Jetzt hofft Rainer Prahl auf die Schlagkraft der deutschen Damen und auf die Spontanität der BremerInnen. Denn das finanzielle Risiko des Turniers liegt allein beim Bremer Volleyball-Verband. Trotz der Zuschüsse der Stadt von rund 266.000 Euro und Bundesverbandes von rund 50.000 Euro müssen die Bremer insgesamt mindestens 7.500 Tageskarten verkaufen, um kein Minus zu machen. Bleiben die ZuschauerInnen aus, könnte der Bremer Volleyball-Verband ernsthaft in finanzielle Schwierigkeiten kommen. Prahl jedoch bleibt optimistisch: Auch bei den vergangenen Turnieren seien die meisten Karten erst an der Tageskasse verkauft worden.

Weil leere Ränge auch für die Spielerinnen und die Fernsehkameras ein trauriges Bild abgeben, will Prahl im Notfall Bremer SchülerInnen zu Sonderpreisen in die Hallen locken – der Optik wegen. Und fürs Finanzielle springt die Stadthalle gegebenenfalls mit in die Bresche: Falls zu wenig ZuschauerInnen kommen, verzichtet sie auf rund 20.000 Euro Miete. Claus Kleybold, Geschäftsführer der Bremer Stadthalle: „Wenn wir einen Teil des Risikos übernehmen, kann das ein Grund sein, warum die Veranstalter nach Bremen kommen und nicht nach Oldenburg gehen.“

Balsam auf die Seele der Bremer Sport-ManagerInnen streichen die Volleyball-Fans. Einer Internet-Umfrage zufolge glauben 57 Prozent, dass die deutschen Damen die Überraschungsmannschaft des Turniers sein werden – und also in Bremen spielen.

V. v. Ondarza

Tageskarten für die Volleyball-WM kosten 23 €, ermäßigt 17,50 €. Vereine bezahlen nur 7,50 €. Die Karten können unter ☎ 01805 - 57 00 57 oder im Internet unter www.volleyball2002.de bestellt werden.

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