unterm strich:
Siehste, geht doch: Der Plan von Bundesfinanzminister Hans Eichel (SPD), den steuerlichen Spendenabzug von großen Unternehmen zu streichen, ist vom Tisch. Nach der Kritik von Bundespräsident Johannes Rau an diesem Vorhaben, das seiner Ansicht nach viele von Spenden abhängige Kulturprojekte wie zum Beispiel die Begabtenförderung des Musikernachwuchses in Deutschland gefährdet hätte, sprach Bundeskanzler und Kulturfreund Gerhard Schröder am Freitagabend in Düsseldorf ein Machtwort: „Die steuerliche Abzugsfähigkeit für Spenden für sportliche, soziale, kulturelle und gemeinnützige Zwecke bleibt.“
Das wurde im Kulturbereich mit großer Erleichterung aufgenommen. Allen voran äußerte sich der Deutsche Kulturrat, die Dachorganisation der Bundeskulturverbände, erleichtert über diese Entscheidung und die „Einsichtsfähigkeit von Politikern“. Der Kulturrat sprach von einem „Sieg der Demokratie“.
Er hatte in den vergangenen zehn Tagen eine Welle des Protests von Kulturverbänden und Einzelpersönlichkeiten mobilisiert und war dabei auf ein großes Echo vom Bundesverband Deutscher Stiftungen über Wirtschaftsvertreter bis zum Goethe-Institut gestoßen. Der Bundespräsident hatte schließlich am vergangenen Donnerstag bei einem Festkonzert zum 40-jährigen Bestehen der Deutschen Stiftung Musikleben, die sich nur aus Spenden finanziert, in die Debatte eingegriffen und angesichts des Konzerts mit jungen Musikern gesagt: „Die sollen alle hier mal zuhören, die da falsche Entscheidungen treffen wollen. Ich habe es ihnen auch schon gesagt.“
Auch die neue Kulturstaatsministerin Christina Weiss (parteilos) und ihr Vorgänger Julian Nida-Rümelin (SPD) hatten ihren Widerstand angemeldet. Viele, wie der Berliner Kultursenator Thomas Flierl (PDS) oder der nordrhein-westfälische Kulturminister Michael Vesper (Grüne), sprachen von einem „falschen Signal“ in einer Zeit knapper öffentlicher Kassen, in denen die Kultur stärker denn je auf die Spendenbereitschaft auch großer Unternehmen angewiesen sei. In einem Dringlichkeitsappell an den Bundeskanzler hatte der Präsident des Stifterverbandes für die Deutsche Wissenschaft, Arend Oetker, auf die seiner Ansicht nach verheerenden Folgen des Eichel-Plans hingewiesen, der die „Keimzellen bürgerlichen Gemeinsinns“ ersticken würde.
Fehlen jetzt also nur noch die vielen Spender, die einen Haufen Kohle der Kultur und den Künsten rüberwachsen lassen wollen. Kommt rüber mit dem Kleister, Leute!
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