piwik no script img

unterm strich

Es gibt Zeiten, in denen politisch engagiertes Kino keine Frage der guten Absichten, sondern der Notwendigkeit ist. Der spanische Regisseur Juan Antonio Bardem hat solche Zeiten erlebt: die Jahre der Franco-Diktatur. Er trotze dem Regime vor allem mit seinen frühen Filmen wie „Muerte de un ciclista“ („Tod eines Radfahrers“, 1955), mit „Calle Mayor“ („Hauptstraße“, 1956) oder mit „La venganza“ („Die Rache, 1957). Als die Zensur sich Ende der 60er-Jahre verschärfte, beugte sich Bardem manchmal dem Druck und machte Filme, die er nicht machen wollte. Doch als „Calle Mayor“, ein Film über die Arroganz der Landbesitzer, 1956 in Madrid uraufgeführt wurde, jubelte der Saal. Der Film hatte einen freien Geist, was im Spanien jener Tage rar war. Ein Kritiker schrieb: „Es war ein Triumph, fast ein Delirium, ein nicht enden wollender Wirbelsturm von Schreien und Ovationen.“

Bardem kam 1922 in Madrid zur Welt. Seine Familie ist voller Filmschaffender, Javier Bardem etwa, im Augenblick einer der erfolgreichsten spanischen Schauspieler („Live Flesh“), ist sein Neffe. Sein Debüt lieferte Bardem mit der Komödie „Esa pareja feliz“ („Jenes glückliche Paar“, 1951), es folgten die zwölf produktivsten Jahre seiner Karriere. Erst nach dem Ende der Franco-Diktatur fand er, der zeit seines Lebens mit dem Kommunismus sympathisierte, zu dem zurück, was ihm vorschwebte, etwa mit dem Dokumentarfilm „Siete días de enero“ („Sieben Tage im Januar“, 1978). Das ändert nichts daran, dass Bardem sich nach und nach zurückzog: „Das Kino hat sich von mir entfernt“, klagte er Anfang des Jahres in einem Interview.

Juan Antonio Bardem war seit Jahren schwer krank. In der Nacht zum Donnerstag ist er gestorben.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen