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: Bundesliga-Radiokonferenz verleiht negative Heimwerk-Energie

Gelbe Karte wegen Rudelbildung in der Regalwand

Um ein Regal aufzubauen, braucht man eine Menge negativer Energie. Wegen der vielen vermaledeiten kleinen Pinöppel, auf denen die Regalböden liegen, und die mit Todesverachtung ins Holz gekloppt werden wollen. Versuche es am 13. Spieltag also mit der Radio-Konferenzschaltung und hoffe auf genug empathische Minus-Schwingungen.

Die ersten zehn Pinöppel haue ich ratzfatz ein, als Hannovers Torjäger Fredi Bobic sich aufregt, weil der Schiedsrichter das Handspiel eines Herthafrosches gegen seine Mannschaft nicht gesehen hat. Gemeinheit, rufe ich laut, um die Situation auszunutzen. Das Spiel Dortmund gegen 1860 regt mich im Ganzen auf, denn erstens geht es 1:0 aus, zweitens ist es fade, und drittens ärgere ich mich, dass ich eine Info wie „Schröder ist BVB-Fan“ im Kopf behalte, wichtige Dinge wie „Wo habe ich die Sechser-Dübel hingelegt?“ jedoch vergesse. Und jetzt fällt mir auch noch ein, dass Joschka Fischer Guns-`n`-Roses-Fan ist. Wieso weiß ich so einen Mist? Wieso will dieses vermaledeite Brett nicht dahin, wohin es laut Aufbauanweisung gehört? Und wo sind die Sechser-Dübel? Verdammt. Schnell die nächsten zehn Pinöppel eingekloppt. Vielleicht sollte ich beim Radio anrufen und mir P.I.L. mit „Anger is an energy“ wünschen.

Effe hat sein Comeback mit Wolfsburg bei seinen alten Bayern-Kollegen, der ist auch so ein Mistkäfer, wird in der zweiten Halbzeit immer lahmer, und schafft keinen Ausgleich, so dass Bayern doch wieder gewinnt, mit dem „Minimalistenergebnis“ (Kunstkenner Reinhold Beckmann) 1:0. Wenn das so weitergeht, fange ich gleich noch an aufzuräumen. Aber zuerst bohre ich mich in Rage, und als ich die olle Bohrmaschine wieder ausschalte, bekommt irgendjemand eine gelbe Karte, wegen Rudelbildung, mutmaßt der Kommentator. Ha! Rudelbildung, das ist genau das richtige Wort für mit Testosteron gefüllten Muskelbeutel. Aus reinem Übermut bohre ich noch ein paar Löcher mehr, ein richtiges Löcherrudel bastele ich mir, kann ja nicht schaden, schließlich lassen die sich vor dem Auszug immer noch mit etwas Zahnpasta (Weiße! Nicht mintgrün-gestreifte!) wieder zukleistern.

Am Ende hat Hertha gewonnen, Bayern gewonnen, Dortmund gewonnen und sogar der HSV über Nürnberg triumphiert. Und beim nächsten Spieltag leihe ich mir eine echte Hilti aus, so eine, die alles kann, wollen doch mal sehen, ob man nicht auch den Rest der Wohnung in Form kriegt. Renovieren ist schließlich ein fast genauso beliebtes Deutschenhobby wie Fußball. JENNI ZYLKA