Arbeitslosenzahlen: Berlin arbeitet sich langsam hoch

Die Arbeitslosigkeit ist auf dem tiefsten Stand seit 1995 - aber bundesweit bleibt Berlin das Schlusslicht. Arbeitssenatorin warnt vor Kürzungen bei Hartz IV, der DGB kritisiert Zunahme der Leiharbeit

Kann mal gute Nachrichten vermitteln: die Arbeitsagentur Bild: dpa

Seit 15 Jahre war die Zahl der Arbeitslosen nicht mehr so niedrig wie in diesem Oktober. 12,8 Prozent beträgt die Quote aktuell in Berlin. Rund 220.000 Menschen sind betroffen, 10.000 weniger als im Vorjahr. So weit die Zahlen, die die Regionaldirektion der Bundesarbeitsagentur am Donnerstag veröffentlichte. Arbeitssenatorin Carola Bluhm (Linke) und der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) warnen indes vor zu viel Euphorie. Denn Berlin bleibt bundesweiter Spitzenreiter in der Arbeitslosenstatistik.

"Die Stadt ist gut durch die Krise gekommen", sagt Erik Benkendorf, Sprecher der Arbeitsagentur. Die Anzahl der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigungsverhältnisse sei in den letzten anderthalb Jahren stärker gestiegen als im Rest der Republik. "Anders als die großen Industriestandorte ist Berlin mit seinem Dienstleistungssektor nicht so abhängig von internationalen Entwicklungen", begründet Benkendorf diesen Positivtrend. Die neuen Jobs seien vor allem in den Bereichen Pflege, Gastgewerbe und Zeitarbeit entstanden. Genau darin sieht DGB-Landeschefin Doro Zinke ein Problem. Die Qualität der neuen Jobs lasse oft zu wünschen übrig - vor allem prekäre Beschäftigung wie Leih- und Teilzeitarbeit nehme zu.

Es sei klar, dass in der Übergangsphase zunächst flexible Beschäftigungsmodelle bevorzugt werden, sagt dagegen Ralf Geruschkat, Bereichsleiter Wirtschaftspolitik bei der IHK Berlin. Die positive Konjunkturentwicklung sei aber Jobmotor Nummer eins. "Wir haben das Vorkrisenniveau fast wieder erreicht", so Geruschkat. Im September hatte die IHK Berliner UnternehmerInnen zur Konjunktur befragt: 23 Prozent wollten nächstes Jahr neue Arbeitsplätze schaffen.

Ungeachtet der positiven Entwicklungen fordert Senatorin Bluhm, auf geplante Kürzungen bei der Arbeitsmarktpolitik zu verzichten. Der Bund wolle die Mittel zur Eingliederung von Hartz-IV-Empfängern, immerhin 82 Prozent der Arbeitslosen, 2011 um 171 Millionen auf 506 Millionen Euro kürzen. Das sei "mehr als kontraproduktiv", kritisiert Bluhm. Vom Bundesdurchschnitt ist Berlin in Sachen Arbeitslosenquote schließlich noch meilenweit entfernt: Der lag im Oktober bei 7,0 Prozent. Selbst das Nachbarland Brandenburg rutschte erstmals seit der Wiedervereinigung wieder unter die 10 Prozent.

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