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Arbeitslosengeld reicht nicht zum LebenZehntausende sind doppelt arbeitslos

Offenbar reicht das Arbeitslosengeld für viele Menschen nicht zum Leben aus. Zehntausende bezogen auch im vergangenen Jahr zusätzlich zum ALG I noch Hartz IV.

Da kann aufgestockt werden. Bild: dapd

NÜRNBERG/BERLIN dpa | Jeder zehnte Arbeitslose mit Arbeitslosengeld I kann von dieser Hilfe nicht leben und ist zusätzlich auf Hartz-IV-Leistungen angewiesen – das traf zuletzt 82.000 Jobsucher. Allerdings geht die Zahl dieser sogenannten ALG-I-Aufstocker seit 2009 kontinuierlich zurück, wie aus Zahlen der Bundesagentur für Arbeit (BA) hervorgeht.

Den BA-Zahlen zufolge erhielten diese Aufstocker im Dezember 2011 im Schnitt 511,79 Euro. Weil sie damit ihren Lebensunterhalt nicht bestreiten konnten, bekamen sie im Schnitt noch zusätzlich 318,05 Euro Hartz-IV-Leistungen. Im Durchschnitt erhalten Arbeitslose, die kürzer als ein Jahr ohne Job sind, 815,98 Euro Arbeitslosengeld I.

Im Jahr 2011 bezogen der BA zufolge 9,9 Prozent der Arbeitslosengeld-I-Empfänger aufstockende Hartz-IV-Leistungen, 2009 waren es noch 10,6 Prozent. Der Anstieg im Jahr 2009 ist nach Erläuterung einer BA-Sprecherin mit den Auswirkungen der Finanz- und Wirtschaftskrise zu erklären. Von krisenbedingten Entlassungen seien wenig Qualifizierte zuerst betroffen. Nach der Krise habe sich die Zahl wieder abgebaut.

Anspruch auf Arbeitslosengeld hat, wer innerhalb der letzten zwei Jahre vor Verlust seines Arbeitsplatzes mindestens ein Jahr in die Arbeitslosenversicherung eingezahlt hat. Es wird in der Regel zwölf Monate gezahlt. Wer länger ohne Arbeit ist, erhält dann Hartz IV. Wer allerdings mit seinem Arbeitslosengeld I unter dem Existenzminimum bleibt, weil er etwa in seinem letzten Job nur sehr wenig verdient hatte, hat zusätzlich Anspruch auf ergänzende Hartz-IV-Leistungen.

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2 Kommentare

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  • WB
    Wolfgang Banse

    ein ausreichendes monatliches Salär

    Bezüge von der öffentlichen Hand sollten so ausgestattet sein,dass niemand auf zusätzliche finanzielle Hilfen angewiesen ist.

    *Zum obengenannten Artikel hatte ich bereits eien Kommentar verfasst.

  • C
    Celsus

    Daran zeigt sich doch letztendlich, dass die Arbeitnehmer keinen fairen Anteil mehr an den geschaffenen Werten in ihren Unternehmen haben. Denn die Löhne sind so gering, dass daraus ein unterhalb des Existenzminimums liegendes Arbeitslosengeld I resultiert.

     

    Dazu hat die Politik flankierend Gesetze geändert: Abschaffung von gesetzlich vorgesehenen Zuschlägen für Arbeitszeiten in der Nacht, am Wochenende udn für Überstunden, Anhebung des Rentenalters, Anhebung von Sozialversicherungsbeiträgen nicht mehr paritätisch, ...

     

    All das hat unsere BInnenkonjunktur geschwächt und den Export sinnlos und wirtschaftlich unverantwortbar aufgebläht. Ein Minister mit den entsprechenden Anfängerlehrbüchern sieht aber nicht, was er da anrichtet, wo es höchste Zeit für eine Kehrtwende in der Politik wäre.