piwik no script img

AntisemitismusEntschärfte Debatte

Auf einer Podiumsdiskussion der tageszeitung treffen sich Stephan Kramer vom Zentralrat der Juden und die umstrittene Autorin Iris Hefets. Denkverbote verurteilen beide.

Sie scheuen den offenen Dialog nicht: Micha Brumlik, Julia Scherf, Stephan Kramer und Ines Pohl. Bild: ipon

BERLIN taz | Der Generalsekretär des Zentralrats der Juden in Deutschland, Stephan Kramer, hat der Autorin Iris Hefets und den VerteterInnen der "Jüdischen Stimme für einen gerechten Frieden" ein Gesprächsangebot gemacht. Es dürfe keinerlei Ausgrenzung gegenüber sogenannten Nestbeschmutzern geben, sagte Kramer am Donnerstagabend auf einer taz-Veranstaltung in Berlin.

Hefets hatte Anfang März in der taz kritisiert, die israelische Politik missbrauche das Andenken an den Holocaust, um ihre Palästinapolitik zu rechtfertigen. Daraufhin waren sie - und die taz - massiven Antisemitismusvorwürfen ausgesetzt. Am Donnerstag griff die taz das Thema erneut auf und lud zur Podiumsdiskussion. Neben Stephan Kramer diskutierten der Erziehungswissenschaftler und Publizist Micha Brumlik sowie taz-Chefredakteurin Ines Pohl vor rund 160 BesucherInnen.

Kramer, der vor einer Woche in einem "Feiger Hass" betitelten taz-Beitrag die linke Kritik an der israelischen Regierung scharf gegeißelt hatte, schlug einen moderateren Ton an - man müsse mitunter überziehen, um sich Gehör zu verschaffen, sagte er. Die Debatte müsse jedoch entschärft werden.

Israel stelle für die deutsche Außenpolitik ein Dilemma dar, stellte Micha Brumlik fest: Einerseits sei die Verantwortung für das Existenzrecht Israels deutsche Staatsräson, andererseits habe Deutschland keinen anderen Freund, der so kontinuierlich Menschenrechte und Völkerrecht verletze wie Israel.

Für mehr Offenheit im Dialog plädierte Ines Pohl. Dem schloss sich Kramer an: Denkverbote führten zu nichts. Micha Brumlik bemerkte in diesem Zusammenhang, Hefets Beitrag sei nicht antisemitisch gewesen, auch wenn er nicht verstehen könne, warum die "Jüdische Stimme für einen gerechten Frieden" eine Anerkennung der Hamas fordere, der "derzeit antisemitischsten Partei der Welt".Wenn deutsche "Antideutsche" jüdischen KritikerInnen wie Hefets allerdings Antisemitismus vorwerfen, dann zeuge das von einer "bemerkenswerten Selbstgerechtigkeit".

Autorin Hefets, die im Publikum saß, und Kramer versicherten sich im Anschluss an die Debatte Gesprächsbereitschaft. Für die taz bot Ines Pohl an, dieses Gespräch zu ermöglichen.

40.000 mal Danke!

40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

2 Kommentare

 / 
  • S
    Stefan

    Schön. Wenn die TAZ eine Podiumsdiskussion veranstaltet, dann müssen wir ja nicht damit rechnen, dass Ines Pohl diese sabotiert.

     

    Ob nun Israel "kontinuierlich Menschenrechte und Völkerrecht verletze" sei bezweifelt. Vielleicht sollten die Linken (nebst Nazis und Islamisten) ihre Solidarität denen gegenüber einstellen, die schon in ihren Grundstatuten die Forderung nach kontinuierlicher Verletzung der Menschenrechte und des Völkerrecht postuliert haben und dadurch den Staat Israel zu Maßnahmen zwingen, die dann gerne mal als "kontinuierlich Verletzung der Menschenrechte und des Völkerrechts" interpretiert werden.

  • R
    Redbranch

    Hoffentlich war die Diskussion als solche nicht so inhaltslos, wie dieser Artikel suggeriert.

     

    Fazit: die taz war toll und rettet mal wieder die Welt. Das ist ja schön und gut, aber ich wünsche mir eine umfassendere Berichterstatttung und nicht nur Werbung.