Antifa und Kunst : Bleibt misstrauisch
Zugegeben, ich habe auch kein gutes Gefühl bei der Sache. Zugegeben, vieles an den Argumenten des ehemaligen Neonazis Torsten Lemmer klingt merkwürdig. Vielleicht ist er der Wolf im Schafspelz, vielleicht ist er aber auch nur ein verlaufener Klein-Gerne-Groß, der wegen seinem selbstdarstellerischen Wesen in die falsche Hände geraten ist und nun versucht, seinen dürren Hals zu retten. Knete machen im Kapitalismus ist einfacher, wenn man nicht im Untergrund arbeiten muss. Das hat er auf jeden Fall begriffen.
KOMMENTAR VONPETER ORTMANN
Warum sich eine Handvoll junger Antifaschisten allerdings zum Richter über Kunstwerke aufschwingt, eine Filmvorführung in einem Kino verhindert, ohne den Film je gesehen zu haben, ist absolut unverständlich. Statt vor gierigen laufenden Kameras den Kaspar zu machen, sollten sich die „Demonstranten gegen Kunst“ auf das zurückbesinnen, wofür sie in diesem Schilyschilybangbang-Rechts-Staat unverzichtbar sind: Sie sollten den braunen Mob auf der Straße bekämpfen, wo er nur auftritt.
In Dortmund haben über 400 SchülerInnen vor zwei Jahren ohne Grund für ihre Haltung im Polizeipräsidium in Zellen gesessen und waren stundenlang mit Plastikstreifen gefesselt. Wenn es Euch in Düsseldorf nur darum ging, in der Presse mal wieder wahrgenommen zu werden, und wenn das auch noch dazu führt, dass ein Filmemacher beschimpft wird, er habe Euch aus Publicitygründen sogar selbst bestellt, dann seid Ihr auf dem Holzweg.