: Angst vor dem Sturm
SÜDAFRIKA Die Vuvuzelas sollen’s richten gegen Uruguays Diego Forlán
Einer hat es schon geschafft. Die südafrikanische Sportpresse ist sich sicher, dass Siphiwe Tshabalala nach seinem sehenswerten Treffer im Auftaktspiel der Bafana Bafana gegen Mexiko bald einen Vertrag mit einem europäischen Verein abschließen wird. Vor dem Spiel gegen Uruguay heute in Pretoria (20.30 Uhr) war er der gefragteste Gesprächspartner.
Er weiß, dass große Worte mit möglichst viel Pathos von ihm erwartet werden. „Wir sind bereit, für die Nation zu kämpfen“, sagte er und wies gleichzeitig alle Befürchtungen weit von sich, die Mannschaft könne einen ähnlich nervösen Auftritt hinlegen wie in der ersten Hälfte des Spiels gegen Mexiko: „Das ist vorbei.“
Freuen auf den Lärm
Das Spiel wird vor allem für die Abwehr eine Herausforderung. Der Respekt vor Uruguays Stürmer Diego Forlán, der Atlético Madrid jüngst zum Sieg in der Europa League geschossen hat, ist immens. Alle Zweifel, ob der junge südafrikanische Innenverteidiger Bunghali Khumalo, 23, seiner Aufgabe gewachsen sein wird, versucht sein Kollege in der Innenverteidigung, Kapitän Aaron Mokoena, im Keim zu ersticken.
„Der kann das“, sagt er über den Mann, der vor vier Monaten zum ersten Mal in die Nationalmannschaft berufen worden ist, und prompt den „weißen Riesen“ und Publikumsliebling Mathew Booth aus der Startformation verdrängt hat. Mokoena: „Er ist die Zukunft des Nationalteams.“
Der Kapitän freut sich schon auf den Lärm im Stadion. Für ihn sind die Vuvuzelas der „zwölfte Mann, den wir brauchen“. Und während nicht wenige immer noch über das Getute im Eröffnungsspiel stöhnen, überrascht Südafrikas Torwart Ithomeleng Khune mit einer ganz eigenen Sichtweise. „Es hätte schon noch lauter sein können“, meint er und fordert die Fans auf, kräftig ins Horn zu stoßen.
Sie brauchen Ideen
Das soll den Kickern Lust machen auf aggressives Angriffsspiel. Das Augenmerk wird sich da einmal mehr auf Steven Pienaar richten. Der Spielmacher glaubt frischer zu sein als im Auftaktspiel, in dem er doch arg teigig agiert hat und Mitte der zweiten Hälfte völlig erschöpft aus dem Spiel genommen wurde. Die Südafrikaner werden seine Ideen brauchen. „Uruguay hat ein physisch starkes Team und eine starke Abwehr mit drei Innenverteidigern“, weiß Pienaar, der davon ausgeht, dass vier Punkte reichen werden für die Achtelfinalqualifikation. Die hätte Südafrika nach einem Sieg über Uruguay.
Ein Tor müssen die Südafrikaner demnach schießen. Siphiwe Tshabalala hat für diesen Fall wieder eine nette Choreografie an der Seitenlinie versprochen. Wer glaubt, diese Tänzchen seien der spontane Ausdruck südafrikanischer Lebensfreude, liegt indes falsch. Tshabalala macht Werbung für ein Telekommunikationsfirma. In deren TV-Spots kann man seine geschmeidigen Jubelbewegungen regelmäßig sehen. Er scheint wirklich reif zu sein für eine Karriere im Zentrum des Kommerzfußballs.
ANDREAS RÜTTENAUER