Angriff auf Bundeswehr nahe Kundus: Drei Soldaten getötet
Bei schweren Gefechten mit Talibankämpfern sind im Norden Afghanistans drei Bundeswehrsoldaten getötet worden. Eine deutsche Patrouille soll von Talibankämpfern beschossen worden sein.

BERLIN/KABUL dpa/rtr/ap | Drei Soldaten der Bundeswehr sind am Freitag bei Gefechten in der nordafghanischen Region Kundus getötet worden. Das bestätigte der Sprecher des Einsatzführungskommandos in Potsdam. Fünf weitere deutsche Soldaten wurden nach seinen Angaben schwer verletzt.
Der tödliche Angriff ging von einer großen Gruppe radikal-islamischer Taliban aus. Die Soldaten befanden sich beim Minensuchen. Als ein gepanzertes Bundeswehrfahrzeug, wahrscheinlich vom Typ Dingo, ausweichen wollte, fuhr es auf eine Sprengfalle. Die Toten und Verletzten wurden geborgen und ins Camp gebracht.
Es handelt sich um eines der schwersten Gefechte, in das die Bundeswehr in Afghanistan bislang verwickelt wurde. Mindestens ein Taliban-Kommandeur sei verletzt worden. Dorfbewohner berichteten von zahlreichen zerstörten Häusern. In der Nähe seien Hubschrauber im Einsatz. Zudem sei schweres Gewehrfeuer zu hören. Es ist noch unklar, ob das Gefecht noch andauert. Die deutsche Patrouille ist bis Einbruch der Dunkelheit noch nicht ins Feldlager Kundus zurückgekehrt.
Char Darah gilt als gefährlichster der sechs Distrikte in der nordafghanischen Provinz Kundus. Im Norden Afghanistan sind derzeit etwa 4300 deutsche Soldaten stationiert. Beim Bundeswehr-Einsatz in Afghanistan sind bislang 39 deutsche Soldaten ums Leben gekommen. 20 von ihnen fielen Anschlägen und Gefechten zum Opfer.
Der amtierende Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche, Nikolaus Schneider, zieht derweil die Legitimation des deutschen Afghanistaneinsatzes in Zweifel. Der Konflikt in Afghanistan sei aus dem Ruder gelaufen, sagte Schneider dem Hamburger Abendblatt. Deutschland dürfe nicht "zu so etwas wie einem langjährigen Besatzer werden". Daher müsse sich im Windschatten der amerikanischen Exit-Strategie auch für Deutschland eine Abzugsperspektive ergeben.
Zum Auftakt der 50. Ostermärsche haben mehrere Tausend Friedensaktivisten für ein Ende des Bundeswehr-Einsatzes in Afghanistan demonstriert. Die Veranstalter kritisierten ausdrücklich die NATO-Strategie: Das angeblich neue Vorgehen des Bündnisses sei ein Irrweg, da die NATO weiterhin auf die militärische Karte setze, heißt es in einer Mitteilung der Infostelle Ostermarsch. "Wer den Frieden will, muss zunächst den Krieg beenden", erklärten die Veranstalter.
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