: Anachronistisches Idealbild
Betr.: „Erst verurteilen, dann abschieben“ und „Schünemänner und Prügelknaben“, taz nord vom 31. 12. 2007
Wohl wahr, dass das Strafrecht nach allem, was Wissenschaften und Experten darüber wissen, das denkbar ungeeigneteste, ja: kontraproduktivste Politikfeld darstellt, um auf Straftaten wie der in München zu reagieren. Das hat schon vor mehr als hundert Jahren der deutsche Urvater des modernen Strafrechts, Franz v. Liszt, auf die heute erneut und besonders aktuelle Formel gebracht: „Sozialpolitik ist die beste Kriminalpolitik.“ Dieses Prinzip sollte man aber zunächst nur als Absage an das Strafrecht als Allzweck- und Rundummittel zur Lösung krimineller Probleme ansehen. Welche alternativen Politikfelder in Frage kommen, ist damit noch nicht ausgemacht. Und hier ist die Antwort des Artikels durchaus erweiterungsbedürftig: Maßnahmen der „Familien- und Bildungspolitik“ tun es wohl alleine nicht, wenn sie sich in der Pfeiffer’schen Version nicht ohnehin als eine reine Projektion eines anachronistischen Idealbildes der bürgerlichen Mittelschichtfamilie entlarven lassen. Die Familie in Haft zu nehmen, verkennt nicht nur, dass Gewalt innerhalb und außerhalb der Familie möglicherweise auf ein- und dieselben externen Ursachen zurückzuführen ist. FRITZ SACK, Hamburg